Der Nieselregen wehte mir frontal ins Gesicht, als ich auf meinem Fahrrad in Richtung Universität fuhr. Es war Montag morgen, die Luft war schneidend kalt, meine erste Vorlesung auf meinem Stundenplan war bei Dr. Paulson. Ich hatte das seltsame Gespräch mit ihr in ihrem Büro über das Wochenende weitgehend verdrängt, aber jedes Mal, wenn ich daran dachte, wie sie meine Hausarbeit lobte, huschte mir ein Lächeln über die Lippen. Mein Rucksack rutschte auf meinem Rücken hin und her, während ich den kleinen Anstieg am Headington Hill Park bestritt. Die Lichter der Autos reflektierten auf den nassen Wasserschlieren des Asphalts und obwohl es schon spät am Morgen war, verdunkelten stahlgraue Regenwolken den Himmel. Ich dachte sehnsüchtig an die wohlig warme Sitzheizung in Petes SUV, mit dem er mich sonst oft vom Studentenwohnheim abholte und mitnahm. Über das vergangene Wochenende hatte er jedoch mit John und seiner "Gang" eine so ausufernde Hausparty gefeiert, dass die Drogen in seinem Körper vermutlich mehrere Monate brauchten, um sich ihrer Wirkung vollständig zu entledigen. Normalerweise war ich auf diesen Partys auch anwesend, trank ein wenig und probierte, zugegeben, auch mal die ein oder andere Substanz, achtete aber immer darauf, dass mir niemand etwas ins Getränk mischte und vor allem, dass Pete es nicht übertrieb. Er hatte dieses intrinsische Vertrauen, dass ich ihn schon irgendwie aus seiner misslichen Lage befreien würde, egal zu welchem Preis. Ein Regeltropfen bahnte sich den Weg über meine Nasenspitze und hielt ein paar Sekunden zitternd inne, bevor er auf den Asphalt segelte. Ich schüttelte leicht merklich den Kopf. Vor ein paar Monaten war Pete, leicht betrunken, in eine hitzige Diskussion mit einer Kommilitonin geraten, nachdem er die "Gender Equality Strategy" der Harvard University als "unnötigen bürokratischen Aufwand" bezeichnete und sich daraufhin nicht nur den Zorn der anwesenden Frauen zuzog, sondern auch eine saftige Backpfeife von mir, auf dass er sich in Zukunft erst auf Diskussionen einlassen und danach anfangen sollte zu trinken und nicht andersherum. Nun lümmelte er wahrscheinlich in seinem überdimensionalen Apartment in LakePointe Cove und wartete vergeblich darauf, dass ich vorbeikam und ihm zur Seite stand. Im Vergleich zu meinem minimalistischen Wohnheimzimmer, lebte Pete in einem Palast. Ich genoss das Gefühl, mit ihm gemeinsam in seinem großen Boxspringbett aufzuwachen und wagte es ab und an, mir einzubilden, es wäre unser gemeinsames Apartment. Aber heute war die Vorlesung bei Paulson, die ich auf keinen Fall verpassen durfte. Schließlich hatte ich ihr ja am Freitag versprochen, anwesend zu sein. Ich hörte auf zu treten und rollte die letzten Meter aus, bevor ich vor einer roten Ampel zum Stehen kam. Vor meinem inneren Auge sah ich bereits, wie Paulson sich an das Rednerpult lehnte, ihren wachen Blick durch die Sitzreihen schweifen ließ und darauf wartete mit ihrem Vortrag beginnen zu können. Ihre schlanken Hände vollführten harmonische Choreographien, während sie die kognitive Dissonanz erklärte, Bandura, Loftus, Skinner und mich dabei beiläufig anlächelte.
"Stehen Ihre Handlungen im Einklang mit ihrem Willen, Ms. Thorne?" Das war die Frage, die sie mir am Freitag gestellt hatte und dessen Antwort ich mir vornahm, zu finden.
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Failing the exam
FanfictionClaire Thorne studiert im fünften Semester Psychologie an der Harvard University, eine der renommiertesten Universitäten der Welt. Eigentlich läuft alles nach Plan, doch als sie bei der strengen Professorin Ms. Paulson durch die Vorprüfungen fällt...