Chapter 13

128 6 0
                                    

Es war wie das Eintreten in eine andere Welt, als ich das Restaurant "Le Jardin Éclectique" betrat. Ein Schwall warmer, nach köstlichem Essen duftender Luft schlug mir entgegen, als ich die große Eingangstür öffnete und das Restaurant betrat. An kleinen Tischen saßen gut gekleidete Männer und Frauen, lachten, aßen und nippten ab und zu vornehm an ihren Wein- und Sektgläsern. Auf den Tischen standen kleine Kerzen, deren Licht tanzende Schatten an den hohen Decken erzeugte. Die Mischung aus Gesprächsfetzen, klapperndem Besteck und klassischer Musik, die es ab und an vermochte, den Geräuschpegel der Gäste zu übertönen, erfüllte den Raum mit einer angenehm ausgeglichenen Symphonie. Suchend ließ ich meinen Blick über die ausgelassen glühenden Gesichter der Menschen gleiten. Draußen prasselte der Regen an die Fensterscheiben und begleitete mit seiner eintönigen Melodie die eintretende Dämmerung. Ein Kellner empfing mich freundlich lächelnd.

"Darf ich Sie zu ihrem Tisch geleiten?" Er schlug ein großes Buch auf, das auf einer kleinen Ablage gelegen hatte und blickte mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Auf seiner Stirn bildeten sich wellige Falten.

"Gern. Es müsste auf den Namen "Paulson" reserviert sein", antwortete ich und hoffte, dass Sarah tatsächlich reserviert hatte. Womöglich war sie schon da und beobachtete mich dabei, wie ich versuchte, sie in dem Gemenge aus Kellnern, Tischen und Gästen zu finden. Ich schmunzelte bei dem Gedanken daran, dass sie mich beobachten könnte und strich mir verlegen meine Haare hinters Ohr.

"Bitte folgen Sie mir", erwiderte der Kellner, nachdem er den Blick für ein paar Sekunden auf das Buch gesenkt hielt. Ich folgte ihm an Tischen und Gästen vorbei. Wir strebten Richtung Fenster und da erkannte ich Paulson, wie sie an einem kleinen Tisch saß und gedankenverloren durch den Regenschleier das Geschehen auf der Straße beobachtete. Ihre Hände hatte sie unter ihrem Kinn gefaltet, vor ihr stand ein Glas Rotwein. Der Kellner deutete lächelnd auf den Tisch und ließ mich die letzten Meter allein. Paulson drehte sich um und auf ihren Lippen breitete sich ein herzliches Lächeln aus. An ihrem Handgelenk klimperten Armreifen, während sie aufstand und mit beiden Händen meine Hand umfasste. Ich wusste nicht recht, was ich tun sollte, aber Paulson warme Hände auf meinen zu spüren, den Duft ihres Parfüm einatmen zu können, versetzte mich in eine seltsam gelassene Stimmung. Ich war nicht mehr aufgeregt, ich fühlte mich wohl.

"Guten Abend, Claire, schön, dass du gekommen bist", sagte Paulson leise, während sich ihre Händedruck auflöste und sie auf den Platz gegenüber von ihrem deutete. Ihr Blick haftete kurz an meinem Kleid. Sie selbst trug eine taillierte schwarze Hose, dazu eine schlichte Bluse, die ihre Figur dezent betonte und die Aufmerksamkeit auf ihre Kette lenkte, die silbern aus ihrem Ausschnitt hervorschimmerte. Ihre Haare hatte Paulson hochgesteckt, eine Frisur, die ich noch nie zuvor bei ihr gesehen hatte, die jedoch ihren schlanken Hals betonte und ihre kantigen Gesichtszüge hervorhob.

"Bitte nimm doch Platz. Möchtest du auch einen Pinot Noir?", fragend sah Paulson mich an. Ihr Gesicht wurde von dem glühenden Schein der Kerze erhellt. Der Regen prasselt an die Fensterscheiben und erzeugte durch seine beruhigenden, monotonen Klang einen willkommenen Gegensatz zu der lebendigen Geräuschkulisse der anderen Gäste. Ich ließ meinen Blick über den Tisch schweifen. Auf der Tischkante zu Paulsons linken lag eine schwarze Speisekarte. Die Gedecke zwischen uns erzeugten eine Distanz, die ich verringern wollte. Ich faltete meine Serviette zusammen und rückte ein wenig näher an den Tisch.

"Gern", erwiderte ich schmunzelnd. Ich war mir ein wenig unsicher, ob ich sie nun auch duzen durfte oder nicht. Dass sie mich mit Claire ansprach, fühlte sich seltsam vertraut an. Paulson schob mir die Speisekarte herüber und fuhr mit ihren Fingern über den Schaft ihres Weinglases. Meine Wangen glühten.

"Du wunderst dich wahrscheinlich, weshalb ich dich hierher eingeladen habe", setzte Paulson an. Ich blickte vorsichtig auf und beobachtete gespannt, wie sich ihre Gesichtszüge veränderten. Der Kellner kam. Ich bestellte einen Pinot Noir und wir entschieden uns, das gleiche Gericht zu essen. Der Kellner nahm die Karte mit und ließ uns mit dem angebrochenen Gespräch allein.

Failing the examWo Geschichten leben. Entdecke jetzt