11 - Im Palast der Wahrheit

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Nachdem Marlo und ich Pack-Paul für seinen frechen Kommentar ordentlich durchgekitzelt haben, verschwinden wir wieder in dem Dschungel aus Palmen und folgen dem Kiesweg. Zwischendurch lasse ich mich sogar ein kleines Stück von Mister Krakenstein tragen, weil jeder Schritt wehtut und meine konditionellen Fähigkeiten zu wünschen übriglassen.

Die Sonne verabschiedet sich gerade in Richtung Meer, als wir eine kleine Lichtung erreichen, die von tanzenden Palmen und einem kleinen Fluss mit kristallklarem Wasser eingefasst wird. Schmetterlinge flattern durch die Luft und in der Ferne höre ich das Zwitschern von Vögeln.

Das Gras unter meinen Füßen fühlt sich warm und weich an. Ein bisschen erinnert es mich an Wolken aus grüner Zuckerwatte.

„Ihr müsst aufpassen", warnt uns Marlo, womit er meine Gedanken vertreibt. „Irgendwo hier befinden sich die Glaskuppel und das Schloss."

„Wo denn?", frage ich ihn aufgeregt und schaue mich um. Abgesehen von den bunten Blumen, die sich wie winzige Farbtupfer auf der Wiese verteilen, kann ich nichts erkennen.

„Sie werden erst sichtbar, wenn man die Kuppel berührt", verrät Marlo. „Am besten, wir teilen uns auf. Aber seid vorsichtig!" Kaum haben diese Wörter seinen Mund verlassen, ertönt ein dumpfer Knall neben mir.

„Autsch!" Mister Krakenstein fasst sich mit seinem Tentakel an die Stirn. Wie es scheint, hat er die Glaskuppel bereits gefunden.

Meine Vermutung bestätigt sich, denn nur zwei Sekunden später steigt ein türkisfarbener Nebel aus dem Boden empor. Er schießt wie ein Blitz in die Höhe und macht eine gigantische Kuppel aus glitzerndem Glas sichtbar.

„Wow!", entflieht es Mister Krakenstein und mir synchron.

Dass Licht-Luigi, Pack-Paul und Bade-Berta ebenfalls von diesem Anblick fasziniert sind, verrät ihr erstauntes Luftschnappen.

Nur Marlo ist still. Wahrscheinlich, weil er die Kuppel schon einige Male zuvor gesehen hat.

Nachdem der türkisfarbene Nebel verraucht ist, beginnt plötzlich die Wiese unter meinen Füßen zu vibrieren. Automatisch greife ich nach Mister Krakensteins Tentakeln und halte mich an seinen Stoffarmen fest. Mein Blick ist weiterhin auf die Glaskuppel gerichtet, in der sich gerade eine Art Plattform aus dem Boden erhebt.

Zum Vorschein kommt ein prunkvolles Schloss, das aus funkelnden Diamanten und Edelsteinen besteht. Die Fassade schimmert genauso golden wie das Sonnenlicht und auf den Türmen, die rechts und links das Hauptgebäude flankieren, wehen mehrere Fahnen im Wind.

„Krass!", spricht Pack-Paul meine Gedanken aus. Seine Kinnlade hängt beinahe auf dem Boden und seine Augen sind so groß, dass ich Angst habe, sie könnten ihm jeden Moment ausfallen.

Das Schloss ist wirklich wunderschön und beeindruckend. Es strahlt nicht nur Eleganz, sondern auch Macht und Ruhm aus.

Leicht eingeschüchtert wende ich mich an Mister Krakenstein, der neben mir steht und sich noch immer über die Stirn reibt. „Bist du dir sicher, dass ich die Kuppel betreten kann?"

„Versuch es doch einfach mal, Frankie", lächelt er mich zuversichtlich an. „Jetzt, wo wir schon mal hier sind, hast du nichts zu verlieren."

Ich straffe meine Schultern, suche nach Bestätigung in Marlos kaffeebraunen Augen und trete dann vorsichtig auf die Kuppel zu. Wie in Zeitlupe möchte ich meine Hand auf das Glas legen, aber stattdessen löst es sich in Luft auf und gewährt mir Eintritt in die Kuppel.

Überrascht drehe ich mich zu Mister Krakenstein und Marlo um. Beide schauen mich aus großen Augen an und schenken mir ein aufmunterndes Lächeln. Selbst Bade-Berta streckt mir ihre zwei erhobenen Daumen entgegen.

Die Insel der verlorenen SchätzeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt