8 - Schwimmflügel? Nein, danke!

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Je länger wir durch den Dschungel wandern, umso anstrengender wird es.

Die Sonne steht mittlerweile hoch oben am Himmelszelt und wirft ihre heißen Strahlen erbarmungslos auf uns nieder. Obwohl die Blätter der Palmen ein Dach über unseren Köpfen formen, ist die Luft stickig und elektrisch aufgeladen.

Kleine Schweißperlen tanzen auf meiner Stirn und mir ist warm. Außerdem tun meine Füße weh.

„Keine Sorge, Frankie", macht sich Marlo über mich lustig, als er mein erhitztes Gesicht sieht, „gleich gibt es eine schöne Abkühlung."

„Ach ja?", keuche ich atemlos. „Gibt es hier zufällig Eis, das auf Bäumen wächst, oder was?"

Während Marlo lacht, verdreht Pack-Paul seine Augen. „Als Kind hast du mir besser gefallen", grummelt er genervt. „Da hast du wenigstens noch nicht krampfhaft versucht, lustig zu sein."

Ich ignoriere seinen Kommentar und setze weiterhin einen Fuß vor den anderen. Im Gegensatz zu heute Morgen ist unser Tempo schon deutlich langsamer geworden, was vor allem den hohen Temperaturen zu verschulden ist.

Seufzend wische ich mir den Schweiß von der Stirn. Mein gelbes Sommerkleid klebt wie eine zweite Hautschicht an meinem Körper und fühlt sich klamm an. So wie gestern, als ich auf dieser Insel gestrandet bin.

„Ist alles in Ordnung bei dir, Frankie?", erkundigt sich Mister Krakenstein besorgt bei mir. Dass ihm ebenfalls heiß ist, verraten die winzigen Perlen, die von seinen blauen Stofftentakeln auf den Boden tropfen.

„Ja, geht schon", behaupte ich mit einer wegwerfenden Handbewegung. Dass ich am liebsten eine Pause machen würde, behalte ich für mich. Nicht, dass die anderen einen neuen Grund haben, um wütend auf mich zu sein.

„Soll ich dich ein Stückchen tragen?", bietet mir der Oktopus nun an.

Kurz überlege ich, sein Angebot anzunehmen, immerhin fühle ich mich total ausgebrannt, allerdings kommt mir Marlo mit dem Antworten zuvor. „Hier muss niemand getragen werden!", säuselt er gutgelaunt. „Da vorne ist nämlich schon der See, den wir überqueren müssen."

Vollgetankt mit neuer Energie hebe ich den Kopf. In ungefähr zwanzig Metern Entfernung erstreckt sich ein See mit kristallklarem Wasser, dessen Oberfläche die goldenen Sonnenstrahlen auffängt und reflektiert.

Automatisch beschleunige ich meine Schritte und bleibe erst wieder stehen, als ich das Ufer des Sees erreicht habe. Vorsichtig tunke ich meinen rechten Fuß in das Wasser und seufze zufrieden.

Im Gegensatz zu dem Meer ist der See angenehm warm. Auf dem Grund erkenne ich mehrere Muscheln und kleine Fische, die in ihren prächtigen Schuppenkleidern durch das Wasser gleiten. Es sieht witzig aus, wie sie einander durch die Algen jagen und kleine Blubberbläschen pusten.

„Also dann ..." Marlo klatscht extra laut in die Hände, sodass ich zusammenzucke und meinen Blick von der Wasseroberfläche löse. Mit einem frechen Grinsen steht er neben mir und verkündet: „Wir müssen auf die andere Seite des Sees schwimmen. Einen Weg, der außen rumführt, gibt es nicht."

Zwar stand eine Schwimmeinheit nicht auf meiner heutigen To-do-Liste, aber angesichts der warmen Sommertemperaturen kann ich mich nicht beschweren. Eine kleine Abkühlung tut bestimmt gut.

„Yeah, ich liebe schwimmen!", teilt Mister Krakenstein meine Meinung. „Aus dem Weg!" Er nimmt Anlauf, drückt sich mit seinen acht Tentakeln vom Boden ab und landet mit einem lauten Platschen im Wasser.

„Hey, warte auf mich!", ruft ihm Bade-Berta hinterher. Mit flinken Bewegungen klettert sie von Marlos Schulter, ehe sie deutlich eleganter als der Oktopus in den See hüpft.

Die Insel der verlorenen SchätzeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt