13 - Schwimmstunden im Mondlicht

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Da Mister Krakenstein müde und erschöpft von den Ereignissen des Tages ist, verabschiedet er sich von Marlo und mir und sucht sich ein Plätzchen am Strand, wo er die Nacht verbringen kann. „Leg dich einfach später dazu, Frankie!", ruft er mir zwinkernd zu, als er sich schon gute zehn Meter von uns entfernt hat. „Es sei denn, du willst mich durch Marlo ersetzen ..."

„Gute Nacht", erwidere ich grinsend. „Und bis später, mein perfektes Lieblingskissen."

Mister Krakenstein wirft mir noch acht Luftküsse mit seinen Tentakeln zu, ehe er Marlo und mich allein zurücklässt. Ohne uns absprechen zu müssen, setzen wir uns in den lauwarmen Sand und beobachten die Wellen dabei, wie sie an den Strand rollen und unsere Fußsohlen kitzeln.

Die Sonne ist mittlerweile komplett vom Ozean verschluckt worden. Stattdessen kämpfen sich erste Sterne an den Horizont und auch der Mond erwacht aus seinem Schlaf.

Es ist wunderschön, wie sich das silbrig-weiße Licht auf dem Meer widerspiegelt. Der Anblick ist magisch und erwärmt mein Herz.

„Wie geht es dir, Frankie?", möchte Marlo nach ein paar Minuten von mir wissen. Er rückt näher zu mir und legt seinen Arm um meinen Oberkörper, sodass ich mich an ihm ankuscheln kann.

„Nicht so gut", antworte ich ehrlich. „Oder wie würdest du dich fühlen, wenn deinetwegen mehrere Gegenstände ausgelöscht werden müssen?"

Marlo seufzt. Sein Blick verliert sich in der Ferne und wird von einem traurigen Schleier umhüllt. „Ich bin mir sicher, dass uns noch etwas einfallen wird", behauptet er nicht gerade überzeugend. „Ich lasse dich auf keinen Fall mit dieser Situation allein. Versprochen!"

„Das ist lieb von dir", erwidere ich, „aber ich möchte dich nicht in meine Probleme mit reinziehen."

„Tust du nicht!", beteuert Marlo energisch. In derselben Sekunde dreht er seinen Kopf in meine Richtung und verwebt unsere Augen wie zwei Spinnennetze miteinander. „Ich bin gerne für dich da und helfe dir, wo ich kann. Okay?"

Ein schwaches Lächeln zupft an meinen Mundwinkeln. Es ist wirklich süß von Marlo, dass er so hilfsbereit und loyal ist. Nur leider bezweifele ich, dass wir die verlorenen Schätze retten können, denn Nerina klang ziemlich entschlossen.

„Anderes Thema!" Marlos ernster Gesichtsausdruck verschwindet und macht Platz für sein typisches breites Grübchen-Grinsen. „Was hältst du davon, wenn ich dir das Schwimmen beibringe, Franny?"

Was?!

Kurz befürchte ich, mich verhört zu haben, doch das Funkeln in Marlos dunklen Augen verrät mir, dass ich mir seine Worte nicht bloß eingebildet habe.

„Äh ...", stammele ich deshalb überfordert. „Es ... Es ist doch schon dunkel."

Marlos Grinsen wird breiter. Er streckt mir seine rechte Hand entgegen und fragt mich: „Wie viele Finger zeige ich?"

„Fünf", antworte ich wie aus der Pistole geschossen.

„Na siehst du", schmunzelt Marlo vergnügt, „es ist nicht zu dunkel."

Oh man. Da hat er mich aber schön an der Nase herumgeführt ...

„Komm schon, Franny. Gib dir einen Ruck!", versucht er, mich zu überreden. Nur eine Sekunde später springt Marlo auf seine Füße und streift sich sein T-Shirt über den Kopf. Zum Vorschein kommt sein trainierter Oberkörper, der mir kurzzeitig die Sprache verschlägt.

Wie kann man nur so verdammt attraktiv sein?

Sowohl äußerlich als auch innerlich ist Marlo ein absoluter Hingucker.

Die Insel der verlorenen SchätzeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt