Kapitel 8

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Felix

Nachdem ich die SMS gelesen hatte, hatte ich erstmal eine Weile gebraucht, um einzuschlafen.
Eigentlich sollte mich sowas nicht länger als zwei Sekunden beschäftigen - schließlich ist es nichts Neues für mich. Drüben bei Instagram kommen solche Nachrichten gefühlt im Sekundentakt rein mit den derbsten Formulierungen, die sich ein Mensch vorstellen kann.
Nicht, dass ich stolz darauf wäre. Wenn es nach mir ginge, würde ich meine Instagram-Inbox solche Nachrichten automatisch rausfiltern und nur noch diejenigen anzeigen lassen, die wirklich von Fans kommen, die mir sagen wollen, dass sie meine Shows gefeiert haben oder die neue Podcastfolge lustig fanden.
Aber diese neue Nachricht kam nicht über Instagram. Sie kam per SMS, was bedeutet, dass die Inhaberin der unbekannten Nummer meine Handynummer haben muss - woher auch immer.
Eigentlich weiß ich, dass das nicht unbedingt etwas zu bedeuten haben muss. Genau so wenig wie die Tatsache, dass sie durchklingen lassen hat, zu wissen, dass ich in der Stadt bin.
Sie hat immerhin nicht konkretisiert, welche Stadt sie meint.
Beides ist für sich gesehen ist also noch lange kein Indiz dafür, dass die Nachricht tatsächlich von jemandem kommt, den ich kenne, aber in der Kombination wirkt es schon merkwürdig.
Und vor allem, nachdem Maddie und ich das Thema „halb-anonyme Bootycalls" neulich erst intensiv diskutiert haben, und das mehrmals.

Während wir jetzt Hand in Hand durch die Stadt laufen und zusammen letzte Besorgungen für Kims Geburtstag machen, lässt mich das Thema noch immer nicht ganz los.
Wie hieß nochmal diese Blondine von der Humboldt Bar, die Maddie überhaupt erst auf das Thema gebracht hat? Saskia? Sandra?
Ich komme nicht drauf, will Maddie aber auch nicht fragen. Denn dann müsste ich ihr von der SMS erzählen, und das will ich aktuell nicht. Noch nicht, zumindest.
Sie hat mich seit Wochen nicht mehr auf das Thema angesprochen, was in mir die Vermutung geweckt hat, dass sie nicht mehr daran denkt. Deshalb will ich die Wunde jetzt nicht nochmal aufreißen und in ihr Sorgen wecken, die kein bisschen berechtigt sind.
Mich interessiert auch nicht, was die Person geschrieben hat und was sie von mir will. Selbst, wenn es Rihanna oder Megan Fox wären, die mir auf provokanteste Art und Weise schreiben würden, dass ich sie flachlegen soll - ich würde es nicht machen.
Ich würde noch nicht mal daran denken. Denn meine Traumfrau ist hier, bei mir, und sie heißt Madeleine Lobrecht. Weil ich sie letztes Jahr geheiratet habe.
Weil ich keine andere Frau in meinem Herzen oder in meinem Bett haben will, als sie.

Maddie

Als wir abends vollbepackt mit Grillgut, einer großen Salatschüssel und Getränken bei Kim und Jonas eintreffen, fällt es mir schwer, meiner Freundin nicht schon wieder viel zu stürmisch um den Hals zu fallen. Stattdessen schenke ich ihr das strahlendste Lächeln aller Zeiten.
Seit ich weiß, dass sie schwanger ist, würde ich am liebsten 24 Stunden am Tag um sie herumspringen, um sie zu umsorgen. Ich möchte, dass es ihr an nichts fehlt und ihre Schwangerschaft so angenehm und reibungslos wie möglich abläuft, damit sie und Jonas in knapp 6 Monaten ihr gesundes Baby in den Armen halten können - und mich und Felix hoffentlich zu Patentante und -onkel ernennen. Da bin ich ein kleines bisschen egoistisch.
Ich muss mir meinen Weg durch den Flur und die Küche bahnen, um unsere Einkäufe erfolgreich im Kühlschrank zu deponieren. Im Gegensatz zu gestern ist hier heute die Hölle los. Kim hat zwar nur ungefähr 8 Leute eingeladen, aber die treten sich in dieser kleinen Wohnung beinahe gegenseitig auf die Füße.
Mit einem erleichterten Seufzen sehe ich mich um und beobachte das Treiben. Plötzlich spüre ich, wie jemand von hinten die Hände an meine Hüften legt und mir einen Kuss auf die Wange haucht.
„Na, alles klar?", höre ich Felix flüstern. Schnell fahre ich herum, um ihm richtig ins Gesicht schauen zu können. Er lächelt, aber er sieht beinahe genau so fertig aus, wie ich mich fühle.
Kein Wunder, nachdem wir stundenlang durch sämtliche Supermärkte geirrt sind, um rechtzeitig alle Getränke, das Fleisch, das Grillgemüse und alle Zutaten für den Kartoffelsalat einzukaufen. Das hatten wir Kim und Jonas nämlich versprochen - dass sie heute, an Kims großem Tag, nicht mehr Aufwand betreiben müssen als unbedingt notwendig, weil wir das für sie übernehmen.
Und jetzt, da wir wissen, dass Kim im vierten Monat schwanger ist, erst recht.
„Ja", antworte ich ebenso geflüstert und erwidere sein Lächeln. Ich stütze mich mit den Händen an der Arbeitsplatte hinter mir ab und beuge mich ein kleines Stück vor, um Felix einen schnellen Kuss zu geben, doch er scheint andere Pläne zu haben. Seine Hände finden automatisch ihren Weg an meinen Rücken, halten mich fest und ziehen mich noch näher zu sich, um den Kuss zu vertiefen.
Ich unterdrücke ein Seufzen. Ein paar Sekunden lang spiele ich das Spiel mit, doch dann greife ich nach seinen Händen und löse sie von mir, um mich aus seiner Umklammerung zu befreien. Bevor er nochmal nach mir greifen kann, mache ich einen Schritt zur Seite und lächele ihn entschuldigend an.
„Doch nicht hier!", zische ich leise und grinse dabei. Felix verzieht das Gesicht und kurz sieht es so aus, als ob er ernsthaft beleidigt wäre, doch dann grinst er ebenfalls.
„Später", antwortet er entschieden und zwinkert mir zu. Sofort spüre ich ein Pulsieren zwischen den Beinen.
Verdammt, wenn er mich so ansieht, mit diesem Lächeln und dem Funkeln in seinem Blick, werde ich automatisch schwach.
Nachdem er die Küche verlassen hat, um sich unter die Leute zu mischen, sehe ich mich ganz kurz verstohlen um, um zu prüfen, ob uns jemand gesehen hat, aber wir scheinen Glück gehabt zu haben.
Automatisch muss ich grinsen. Vielleicht hat es Felix ja insgeheim gefallen, dass wir damals im Downstairs beim Knutschen erwischt wurden, sonst hätte er es sicher nicht nochmal darauf angelegt - hier, mitten in Kims und Jonas' Küche.

Happily (Heavenly #3) (Felix Lobrecht)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt