Kapitel 15

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„Hast du dir Hawaii so vorgestellt?"
„Nein." Müde lächele ich Felix von der Seite an. „Ehrlich gesagt hab ich's mir gar nicht vorgestellt."
Milde erwidert er mein lächeln, aber an seinen Augen, die noch nicht einmal halb geöffnet sind, kann ich deutlich erkennen, dass er genauso erschöpft ist wie ich. Was nach fast 20 Stunden Flug auch kein Wunder ist.
Durch unsere Kurzfristigkeit bei der Planung hatten wir es uns nicht wirklich erlauben können, bei den Flugverbindungen wählerisch zu sein, aber dank unserem komfortablen Privatbereich in der First Class haben 20 Stunden sich angefühlt wie gar nichts.
Und unser kleines Intermezzo hat uns die lange Flugzeit auch nochmal deutlich versüßt.
Der Gedanke daran lässt mich grinsen und schließlich bricht ein helles Lachen aus mir heraus. Felix hebt eine Augenbraue und sieht mich mit einem Blick, der ein bisschen zerknautscht und ein bisschen komatös wirkt, von der Seite an.
Schnell drehe ich mich in meinem Liegestuhl auf die Seite, um ihn besser anschauen zu können. „Weißt du, irgendwie gehört es ja dazu, ein extra Paar Unterwäsche im Handgepäck mitzunehmen", sage ich ruhig. „Du weißt schon, falls der Koffer zu spät ankommt oder so."
Felix nickt und beinahe muss ich wieder lachen. Mein Gott, er ist wirklich völlig fertig. Wahrscheinlich müssen wir uns den restlichen Abend und den ganzen morgigen Tag erstmal von der Reise erholen, bevor wir damit anfangen können, den Urlaub richtig zu genießen.
„Aber... damit, dass einer von uns beiden wirklich im Flugzeug seine Unterhose wechseln muss, hab ich irgendwie nicht gerechnet."
Mein Grinsen wird breiter und ich wackele ein wenig anzüglich mit den Augenbrauen.
Felix sieht mich einen Augenblick lang nur an und es dauert kurz, bis er versteht, was ich meine, doch dann muss er ebenfalls lachen.
„In die Boxershorts abgespritzt wie so ein gottverdammter Teenager", murmelt er. „Und das alles nur, weil meine Frau darauf bestanden hat, mir im Flieger einen runterzuholen."
Er grinst und zwinkert mir zu. Mit gespielter Empörung greife ich nach einem der Zierkissen von meinem Liegestuhl und werfe damit nach ihm.
Lachend fängt er es auf und stopft es sich unter den Kopf.
„Perfekt", sagt er seufzend und schließt die Augen. „Von mir aus können wir auch direkt hier pennen. Viel besser als da drin im Bett."
Er deutet mit dem Daumen über seine Schulter hinweg in Richtung unseres Bungalows.
„Wirklich?", frage ich skeptisch. „Willst du die erste Nacht nach dem langen Flug nicht lieber in dem weichen, gemütlichen Bett verbringen?"
Felix schüttelt entschieden den Kopf, ohne seine Augen dabei zu öffnen. „Dafür haben wir die ganze Woche noch Zeit", sagt er und gähnt.
„Heute ist es hier draußen genau richtig. Nicht zu warm und nicht zu kalt. Perfekt für einen romantischen Abend auf der Terrasse."
Ich betrachte ihn für einen kurzen Moment, dann muss ich erneut lachen. „Sehr romantisch, wenn jeder auf seinem eigenen Liegestuhl ist und wir nicht mal kuscheln können", brumme ich.
Erst jetzt macht Felix die Augen wieder auf und sieht mich zwar prüfend, dafür aber kein bisschen weniger zerknautscht als vorher, von der Seite an.
Ich verkneife mir das Grinsen, weil ich ihm nicht das Gefühl geben möchte, dass ich ihn auslache. Schließlich kann ich sehr gut nachvollziehen, wie es ihm gerade geht. Nur sieht man es mir nicht gleich auf den ersten Blick an.
Denke ich zumindest.
„Wir haben gerade 20 Stunden aneinander geklebt", erwidert er trocken, „und wir haben eine ganze Woche hier, nur für uns."
Er macht eine ausladende Geste in Richtung des Bungalows, der Terrasse, unseres kleinen Privatpools inklusive eingebautem Whirlpool sowie den zwei Hängematten, die sich rechts davon befinden.
„Da werden wir es wohl überleben, eine Nacht mal nicht Arm in Arm einzuschlafen."
Erst starre ich ihn nur an, doch dann sprudelt das Gelächter nur so aus mir heraus. Ich muss mir den Bauch halten, um nicht vom Liegestuhl zu kippen.
„Was ist daran so witzig?", fragt Felix neugierig. Jetzt grinst auch er wieder.
„Nichts", japse ich und richte mich ein wenig auf. „Aber weißt du noch, als ich gesagt habe, dass du eigentlich ein richtiger Romantiker bist und viele das nur nicht wissen?"
Felix legt den Kopf schief. „Nein, weiß ich gerade nicht, aber erzähl mal weiter."
„Da gibt's nicht mehr zu erzählen", flöte ich und grinse ihn scheinheilig an. „Vergiss das am besten ganz schnell wieder. Offenbar hab ich mich da ein bisschen getäuscht."

Mit einem Satz springt Felix von seiner Liege auf, streckt seine Arme nach mir aus, zieht mich an den Hüften nach oben und bevor ich richtig realisieren kann, was hier gerade passiert, schmeißt er mich in hohem Bogen und unter lautem Gelächter seinerseits sowie einem schrillen Quietschen meinerseits in den Pool.
Als ich aus dem Wasser auftauche, sehe ich ihn mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund an. Sofort merke ich, wie ich am ganzen Körper zu frösteln beginne, aber gleichzeitig merke ich auch, wie mir an den entscheidenden Körperstellen schlagartig heiß wird - vor allem bei dem Blick, mit dem Felix mich jetzt von der Terrasse aus anschaut.
Er verschränkt die Arme vor seiner Brust, als würde er gar nicht daran denken, mir wieder herauszuhelfen, aber schließlich tut er es doch.
Ich schwimme zum Rand und er streckt eine Hand nach mir aus, die ich sofort ergreife. Mit der anderen Hand stütze ich mich am Beckenrand ab und steige aus dem Wasser.
Mit einem amüsierten Blick, der jetzt gar nichts mehr von Jetlag und Erschöpfung an sich hat, sieht Felix mich von oben bis unten an. Sein Blick verharrt auf Höhe meiner Brust, wo sich meine Nippel, die sich durch die Temperatur des Wassers aufgerichtet haben, durch den dünnen Stoff meines Bikinis abzeichnen.
Als wir es uns vor ungefähr zwei Stunden kurz nach Ankunft hier auf der Terrasse gemütlich gemacht haben, war es noch imer so warm gewesen, dass wir uns gleich unsere Badeklamotten angezogen hatten. Das kommt mir jetzt zugute - in doppelter Hinsicht.
So, wie Felix mich anstarrt und dabei kein bisschen verbirgt, dass ihm der Anblick mehr als nur ein bisschen gefällt, lasse ich meinen Blick an seinem Oberkörper hinab gleiten.
Schnell verschränke ich die Arme vor meiner Brust, bevor er merkt, dass meine Nippel nicht nur wegen des kalten Wassers hart geworden sind.
Felix lacht kurz auf. „Ich hol dir ein Handtuch."
Ein paar Sekunden lang stehe ich fröstelnd da, während er durch die geöffnete Terrassentür in den Bungalow verschwindet und kurz darauf mit einem unserer großen Strandtücher in der Hand zurückkommt. Er faltet es auseinander, breitet es aus und nickt mir dann auffordernd zu.
Schnell lasse ich mich von ihm in das Handtuch wickeln und wische mir mit dem einen Ende davon grob über die klatschnassen Haare.

Wir lassen uns nebeneinander auf meinem Liegestuhl nieder und Felix hilft mir dabei, mich abzutrocknen.
„Allein dafür hat es sich gelohnt", sage ich zuckersüß und grinse ihn dabei vielsagend an.
Felix hebt eine Augenbraue. „Was jetzt?"
„Dass ich gesagt habe, du wärst kein Romantiker. Mein Gott, ich wusste nicht, wie heiß es sein kann, von dir ins Wasser geschmissen und danach auch noch abgetrocknet zu werden."
Ich tue so, als müsste ich mir Luft zufächeln und Felix lacht. Er gibt mir einen sanften Kuss auf den Mund und lächelt mich an.
Doch anstatt etwas zu erwidern, küsst er mich nochmal. Und nochmal. Und nochmal.
Auf den Mund, auf die Wange, auf den Hals, aufs Schlüsselbein, aufs Dekolleté. Sein Arm legt sich um mich und er hält mich fest.
Trotz des Handtuches spüre ich seinen Griff deutlich auf mir. Seine Finger graben sich tiefer durch das Frottee in meine Haut und plötzlich merke ich, wie meine Haut am ganzen Körper zu kribbeln beginnt.
Wir sitzen eine ganze Weile so da, nebeneinander, halten uns, küssen uns, berühren uns, verschlingen uns.
Bis ich mich irgendwann schweren Herzens von Felix löse und aufstehe.
Er sieht mich an, als hätte ich ihm gerade seine Lieblingspizza weggenommen, von der erst die Hälfte gegessen hat.
Entschuldigend lächele ich ihn an. „Ich könnte das die ganze Nacht machen, aber ich glaube, wenn ich mich nicht kurz warm abduschen gehe und mir was richtiges anziehe, hab ich morgen noch eine Blasenentzündung."
Felix nickt verständnisvoll. „Mach nur. Ich warte hier." Ich sehe ihn skeptisch an. „Du willst ernsthaft in der Badehose schlafen?"
Er lacht. „Warum nicht? Ist doch geil." Er zwinkert mir zu. „Und außerdem hab ich die schneller ausgezogen, falls wir doch kurz..."
Er wackelt mit den Augenbrauen und ich muss automatisch auch lachen. Entwaffnet hebe ich die Hände in die Luft, was das Handtuch von meinen Schultern rutschen lässt.
„Okay, so einem beinharten Argument kann selbst ich nichts entgegnen."

Happily (Heavenly #3) (Felix Lobrecht)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt