Kapitel 29

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Nach dem Gespräch mit Sabrina fühle ich mich, als sei mir eine zentnerschwere Last vom Herzen gefallen. Während ich die Damentoilette verlasse, komme ich aus dem Lächeln gar nicht mehr heraus.
So viele Monate lang habe ich diesen Ort als eine Art Bedrohung wahrgenommen. So, als würden all meine Zweifel und Ängste geballt hier im Downstairs begraben liegen - oder, noch schlimmer, auf zwei Beinen und mit dem Namen „Sabrina" hinter der Bar stehen.
Dabei ist das wirklich albern, denn sie hat mit der ganzen Sache definitiv am wenigsten zu tun. Auch, wenn sie offen zugegeben hat, auch mal auf Felix gestanden zu haben. Mit diesem Geständnis habe ich definitiv nicht gerechnet, aber jetzt bin ich ihr sogar dankbar dafür.
Immerhin hat das einen meiner Zweifel beiseite geschoben, der jetzt keiner mehr ist, sondern eine Tatsache.
Und zwar eine, mit der ich tatsächlich gerade ganz gut leben kann.
Suchend blicke ich mich um. Im Vorraum des Clubs, wo auch die Bar integriert ist, ist auf einmal die Hölle los. Unzählige Menschen stehen und sitzen überall verteilt, reden durcheinander, lachen und freuen sich auf die Show. Der Anblick lässt mein Lächeln noch breiter werden.
Auf einmal bahnt sich ein mir nur all zu gut bekanntes Gesicht einen Weg durch die Menge und im nächsten Moment steht Nadja vor mir. Sie lächelt mich freundlich an.
„Alles klar, Maddie? Suchst du Felix?"
Ich nicke, als Antwort zu beidem. „Ja. Ist er schon unten?"
Sie nickt und winkt mir auffordernd zu. „Komm mit."
Ich will etwas erwidern, doch da hat sie schon mein Handgelenk gepackt und mich hinter sich hergezogen. Während wir die Treppe runterlaufen, versuche ich immer wieder, etwas zu sagen, doch Nadja redet ohne Punkt und Komma. „Hab dich auch schon überall gesucht", sagt sie. „Wo warst du denn? Naja, egal. Ich finde, du solltest bei jedem Soundcheck dabei sein, sonst verpasst du noch das beste." Sie grinst mich an und öffnet die Tour zum Zuschauerraum und ehe ich ihr sagen kann, dass ich nicht weiß, ob das so eine gute Idee ist und ich Felix auf keinen Fall bei der Arbeit stören will, legt sie ihre Hände auf meine Schultern und schubst mich in den Raum.
Ich stolpere ein wenig, fange mich aber schnell wieder. Mein Blick gleitet sofort zur Bühne, wo Felix und Hans gerade etwas besprechen. In der ersten Reihe sitzt ein Kerl mit einer Cap auf dem Kopf, der sicherlich Felix' Bruder Julian ist.
„Hab Verstärkung mitgebracht!", ruft Nadja so laut, dass alle drei sich zu ihr umdrehen. Als Felix' Blick auf mich fällt, verzieht seine Miene sich blitzartig zu einem Grinsen und er schlägt einmal geräuschvoll seine Hände in der Luft zusammen.
„Komm ran!", ruft er in meine Richtung. Die anderen lachen. Als ich näher komme und erst Julian und dann Hans begrüße, erkenne ich ganz genau, dass dieser sichtlich genervt die Augen verdreht. „Wird auch Zeit, dass den -" er deutet auf Felix - „mal jemand von seinem hohen Ross runterholt", sagt er und grinst mich vielsagend an.
Verwirrt blicke ich zwischen den drei Jungs hin und her. „Wieso genau?"
„Weil dein Mann ein übler Perfektionist ist", stöhnt Julian genervt. Wieder müssen alle lachen, jetzt ein bisschen lauter als vorhin.
„Wie immer also", sage ich grinsend mit einem Seitenblick zu Felix. Der zuckt mit den Schultern, als könne er am wenigsten dafür.
„Die Show muss halt geil werden, was soll ich machen?"
Hans, Julian und Nadja stoßen beinahe synchron ein kollektives Seufzen aus, was mich zum Lachen bringt. Dann wirft Nadja den beiden einen Blick zu und nickt mit dem Kopf in die Richtung der Tür, durch die wir beide vorhin gekommen sind.
„Wir lassen euch mal allein", sagt sie und lächelt Felix und mich an. Doch bevor ich fragen kann, warum, sind die drei schon verschwunden und haben die Tür hinter sich zugezogen.

Felix und ich stehen ein wenig verloren vor der Bühne herum und sehen uns an. Dann lächelt er, macht einen Schritt auf mich zu und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. „Alles klar?", fragt er. Ich nicke - wahrscheinlich ein wenig zu schnell.
„Ja", sage ich bestimmt und lächele. „Ich hab mit Sabrina gesprochen."
Sofort runzelt er die Stirn. Er legt den Kopf schräg und zieht fragend eine Augenbraue hoch.
„Wirklich? Wie war's? Ist... alles okay bei euch?"
Seine Besorgnis entlockt mir ein leises Lachen. Wenn das Gespräch anders verlaufen wäre, hätte ich sicher nicht gelacht, aber jetzt fühlt es sich so an, als hätte ich fast keine andere Wahl.
„Ja", sage ich deshalb schnell und lege meine Arme um ihn, sehe ihm dabei aber trotzdem noch in die Augen. „Ich meine, es war sehr gut. Wirklich!", schiebe ich hinterher, weil Felix mir seinem Blick zufolge nicht wirklich zu glauben scheint. Wie auch? Ich würde es mir ja selbst nicht glauben, wenn ich nicht dabei gewesen wäre.
„Wir haben uns ausgesprochen", sage ich ein wenig leiser, vergrabe mein Gesicht in seiner Halsbeuge und atme tief ein.
Von seinem Duft werde ich einfach nie genug bekommen. Felix ist perfekt darin, genau die richtigen Parfums auszusuchen, die zu ihm passen und ihn noch viel besser riechen lassen, als er es ohnehin schon tut.
Nur leider habe ich nicht lange etwas davon, denn er zieht ruckartig den Kopf zurück und starrt mich an - noch ungläubiger als vorhin.
„Ihr habt was?!"
Jetzt muss ich doch lachen. „Ich erzähle dir alles zuhause, okay?"
Mit einer auffordernden Geste bedeute ich ihm, sich wieder in die Umarmung sinken zu lassen, was er kurz darauf auch tut.
Ein paar Sekunden stehen wir nur so da und halten uns, bis ich plötzlich seine Hand an meiner Brust spüre. Augenblicklich wird mir heiß und kalt gleichzeitig und es dauert nicht lange, bis ich wieder an die Couch im Backstage denken muss.
Hitze durchströmt meine Adern, meine Wangen und meine Brüste, während Felix mit gekonnten Bewegungen darüber streicht und mir währenddessen ein schelmisches Grinsen zuwirft. Seine Hand wandert langsam unter den Saum meiner Bluse und schließlich in meinen BH, findet meine Brustwarze, streichelt erst mit sanften, dann mit härteren Bewegungen darüber. Gleichzeitig finden meine Lippen seine und nehmen sie in sich auf.
Wir haben uns unzählige Male geküsst, aber in diesem Moment kann ich plötzlich gar nicht genug von ihm bekommen. Unsere Lippen treffen immer wieder aufeinander, unsere Zungen umspielen einander, werden wilder, hemmungsloser und immer fordernder, bis er auf einmal die Hand unter meiner Bluse hervorzieht und einen Schritt zurück macht.

Happily (Heavenly #3) (Felix Lobrecht)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt