Am Ende hatten wir nicht nur Tränen in den Augen gehabt, wir haben beide richtig geweint.
Sowohl ich als auch Felix.
Ich weiß nicht, wie häufig es in den drei Jahren vorgekommen ist, dass ich ihn weinen gesehen habe, aber es kann nicht mehr zweimal gewesen sein.
Vielleicht Zweieinhalb, wenn man unsere Trennung mit dazu zählt. Selbst damals hat er nicht so stark geweint wie jetzt. Zumindest nicht vor mir.
Aber jetzt, an unserem dritten Jahrestag, im spontansten Urlaub aller Zeiten, mit den Eheversprechen in der Hand, die wir uns letztes Jahr gegeben haben, wurden wir einfach von unseren Emotionen übermannt.
Es hat eine ganze Weile gedauert, bis wir uns so beruhigt hatten, dass wir weiterlaufen konnten. Auf eine komische Art und Weise war es ein schönes Gefühl, zu wissen, dass wir einander so viel bedeuten, dass wir uns nur mit Worten zu Tränen rühren können.Es ist schon spät, als wir zurück in unserem Bungalow sind. Oder viel eher davor.
Wieder sitzen wir in unseren Liegestühlen, jeder auf seinem eigenen, halten uns aber an den Händen. Felix sieht mich von der Seite an und grinst schief.
„Ganz schön kitschig, was?"
Ich erwidere seinen Blick und muss lachen. „Meinst du jetzt, wegen etwas zu heulen, das man sowieso schon kannte oder wegen dem hier?"
Demonstrativ hebe ich unsere verschränkten Hände in die Luft und ziehe fragend eine Augenbraue hoch. Felix lacht ebenfalls kurz auf.
„Beides."
Dann erhebt er sich kurz von der Liege, um mir einen Kuss zu geben. Kurz und unschuldig.
Trotzdem tauchen vor meinem geistigen Auge plötzlich Bilder auf. Sowohl solche, die mich auf die bestmögliche Art unruhig werden lassen als auch die Sorge, die hier und heute absolut nichts zu suchen hat.
Schließlich habe ich es Kim versprochen.
Mir entfährt ein Seufzen. Sofort spüre ich Felix' bohrenden Blick auf mir.
„Ich kann an der Tonlage, in der du seufzt, erkennen, dass du grübelst, Maddie."
Wieder muss ich kurz auflachen, doch diesmal hat es beinahe etwas ironisches. Schnell schüttele ich den Kopf.
„Vergiss es. Ich wollte nicht mehr darüber nachdenken." Mir entfährt ein Schnauben. „Und vor allem nicht heute. Von allen Tagen erst recht nicht heute."
Ich drehe den Kopf und sehe in Felix' leicht zerknirscht dreinblickendes Gesicht. An seinem Blick kann ich sofort erkennen, dass er genau weiß, woran ich denke. „Ist es wegen...?"
Ich nicke. Er muss es nicht aussprechen. Wir wissen beide ganz genau, wovon die Rede ist. „Ich kann das nicht abstellen", flüstere ich. „Die Gedanken sind immer da. Und..." Ich seufze geräuschvoll auf, weil ich so genervt und so frustriert von mir selbst bin. „Ich kann absolut verstehen, wenn dich das nervt. Scheiße, wir reden dauernd darüber, aber eigentlich will ich doch nicht mehr darüber reden. Und vor allem hier wollte ich eigentlich gar nicht darüber reden, noch nicht einmal drüber nachdenken. Aber..."
Ich wische mir über die Augen. Zwar sind noch keine Tränen da, noch nicht einmal im Ansatz, aber es kann trotzdem nicht schaden, schon einmal Prävention zu betreiben.„Maddie." In seinem Tonfall schwingt etwas mit, was ich nicht ganz deuten kann. Ist es Mitgefühl? Frustration? Angst?
Aber wovor sollte er Angst haben? Er muss nicht mit dem ständigen, unterschwelligen Gefühl leben, dass ich zu jeder Zeit des Tages und der Nacht anzügliche bis groteske Nachrichten von anderen Männern bekomme.
Wobei, vielleicht tut er das ja trotzdem und sagt es mir nur nicht.
Ich spüre, wie seine Hand sich behutsam auf meinen Unterarm legt und er beginnt, mit seinem Daumen darüber zu streicheln.
„Schau mich an."
Ich hebe den Kopf und begegne seinem Blick. Seine Mundwinkel verziehen sich zu einem zufriedenen Lächeln und mein Herz macht einen Satz.
„Ich bin nicht genervt, okay? Ich..." Er fährt sich mit der freien Hand über die raspelkurzen Haare, lässt seinen Blick kurz über den Pool und den Sonnenuntergang schweifen, bis er mich wieder ansieht.
„Ich überlege nur die ganze Zeit, was ich machen kann, um dir zu helfen. Um das abzustellen."
Erstaunt hebe ich eine Augenbraue. „Um was abzustellen?"
„Na, das." Er gestikuliert mit einer Hand, während die andere noch immer beruhigend meinen Arm auf und ab streift, und lächelt mich dabei schief an.
„Das Misstrauen. Die Angst. Die Wut. Wie auch immer du es nennen willst."
Erschrocken weiche ich ein Stück zurück. „Ich bin doch nicht wütend auf dich", sage ich leise.
Felix nickt geduldig. „Auf mich nicht. Aber auf die vielleicht schon."
Kurz denke ich über seine Worte nach, dann nicke ich halbherzig. „Ja, auf die bin ich absolut wütend."
Und obwohl weder an der Situation noch an diesem Gespräch irgendwas witzig ist, fängt Felix an zu lachen. Und aus irgendeinem Grund wärmt es mein Herz so sehr, dass ich mitlachen muss.
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Happily (Heavenly #3) (Felix Lobrecht)
Fiksi PenggemarDas hier ist der dritte Teil der Geschichte über Madeleine und Felix. Um alles zu verstehen und dieser Handlung folgen zu können, empfehle ich euch, zuerst die ersten beiden Teile zu lesen. Die Lesereihenfolge ist: 1. Heavenly 2. Honestly 3. Happily...