2 - Min Joon

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Der Albtraum steckte mir noch in den Knochen, als ich aufwachte.
Instinktiv griff ich nach dem Smartphone und realisierte, dass ich bis über 13 Uhr geschlafen hatte und fand es sehr komisch, dass Mom noch nicht auf meine Nachricht reagiert hatte; es machte mich irgendwie nervös.  Ich zwang mich, dieses Gefühl beiseite zu schieben und steckte mein Smartphone am Strom an.
Dann streckte ich mich und ging ins Bad, duschte kurz, putzte Zähne, machte Skin Care.
Als ich aus dem Bad kam, entdeckte mich Min Won, der schon putzmunter war.
>> Na, du Schlafmütze. Gut geschlafen? <<, fragte er mich, grinste.
>> Ja und du? <<, erwiderte ich und ignorierte die Szenen aus meinem Traum.
>> Gut. War nur ein komisches Gefühl, wieder hier zu schlafen <<, sagte Min Won.
>> Geht mir auch so <<, stimmte ich ihm zu.
>> Willst du frühstücken gehen? Na ja, eigentlich ist ja schon Nachmittag. <<
>> Ja, ich zieh mir mal was an. <<
Er nickte und las weiter in seinem Buch.
Bevor ich mich entschied, was ich anziehen wollte, schaute ich nach, wie warm es war. Es überraschte mich nicht wirklich, dass es über zwanzig Grad war, denn wir hatten immer noch August. Für mich gab es nichts Schlimmeres als heißes Wetter. Ich bevorzugte den Herbst, wo man in Hoodie rausgehen konnte.
Ich wählte eine Leinenhose und ein weites, luftiges Hemd. Zudem nahm ich eine kleine Umhängetasche mit, wo ich Geld und Smartphone verstaute.
Anschließend ging ich wieder ins Wohnzimmer.
>> Bin ready <<, sagte ich zu Min Won.
>> Mhm <<, machte er nur. Wahrscheinlich las er gerade noch die Seite zu Ende, was keine lange Zeit in Anspruch nahm. Nach paar Sekunden legte er das Buch zur Seite und stand auf.
>> Bevor wir Mom besuchen, sollten wir einkaufen gehen <<, meinte mein Bruder, wobei ich ihm zustimmte.
>> Ich finds nur komisch, dass sie mir nicht antwortet. <<
>> Wahrscheinlich hat sie viel zu tun, da Dad noch auf Auslandsreise ist <<, wollte mich Min Won beruhigen.
>> Hoffentlich hast du recht <<, sagte ich.
Danach verließen wir das Apartment und das Gebäude.
Da Min Won ein Café, welches auch herzhafte Speisen anbot, rausgesucht hatte, lief ich ihm nur hinterher und hoffte inständig, dass er sich nicht verlief. Denn sowas war nämlich schon paar Mal passiert. Doch zum Glück dauerte es nicht lange, bis wir das süße, geräumige Café erreichten.
Die Einrichtung war zwar leger, aber die violetten Farbtupfer machte es lebendig.
>> Setz du dich schon mal hin <<, sagte Min Won, >> ich lad dich ein. <<
>> Seriously? << Ich schüttelte in Unglauben den Kopf.
Es war ziemlich unsinnig zu sagen, dass er mich einlud, denn eigentlich war es das Geld von Dad, aber Min Won machte sehr gerne Scherze.
Er kicherte und fragte mich, was ich haben möchte. Kurz studierte ich das Menu und entschied mich für einen Iced Latte und einen plant-based Burger mit Pommes. Eine sehr komische Kombi, aber ohne Koffein konnte ich den Tag nicht überleben.
Nachdem Min Won bestellt hatte, schlängelte er sich durch die anderen Sitzmöglichkeiten, wich anderen Gästen mit einem entschuldigenden Lächeln aus und setzte sich mir gegenüber.
>> Seit wann bist du wach? <<, fragte ich.
Kurz überlegte er, sagte anschließend: >> Ungefähr seit halb elf oder so. <<
Ich nickte. I could never.

Nachdem wir gegessen und das Café wieder verlassen hatten, gingen wir einkaufen. Obwohl wir bestimmt nicht viel kochen werden. Doch es schadete nie, Grundnahrungsmittel Zuhause zu haben. Na ja, ich kochte nicht wirklich, aber mein Bruder mochte es. Keine Ahnung, wieso. Deshalb überließ ich es ihm, das Essen raus zu suchen.
Paar Mal blieb ich bei den Gefrierregalen stehen und nahm dabei gleich mal Mochi-Eis mit.
>> Könnte ich auch selbst machen <<, sagte Min Won, als er das Eis bemerkte.
>> Ist doch jetzt egal <<, erwiderte ich.
Er nickte und wir gingen weiter zur Kasse, nachdem Min Won noch paar andere Sachen in den Einkaufswagen gelegt hat.
Während ich die Sachen in die Tüten packte, bezahlte Min Won. Als er seinen Geldbeutel wieder in seiner Tasche verstaut hat, reichte ich ihm einer der zwei Tüten. Es überraschte mich, dass zwei ausreichten.
Wir gingen aus dem Supermarkt und die Hitze erschlug mich förmlich. Am liebsten wäre ich mit dem Taxi nach Hause gefahren, aber das wäre reine Verschwendung, da wir maximal zehn Minuten gehen mussten.
>> Alles okay? <<, fragte mich Min Won und fuchtelte seinen Handventilator aus seiner Umhängetasche raus, machte ihn an und gab ihn mir.
>> Geht schon, danke. <<

Zuhause räumten wir alles ein und ich beschloss nochmals Mom zu schreiben.
>> Ich finde es langsam wirklich komisch, dass sie nicht antwortet. <<
>> Ja, ist echt seltsam <<, stimmte mir Min Won nun doch zu. >> Ich sag mal Dad Bescheid. <<
Ich nickte und ging in mein Zimmer, um wieder meine Jogginghose anzuziehen. Anschließend sortierte ich meinen Uni Kram auf dem Schreibtisch. Ich war ziemlich aufgeregt wegen der Uni. Nicht aufgrund des Studiums, sondern eher wegen den Mitstudierenden. Ich kannte sie nicht und es gab bestimmt schon feste Grüppchen, die sich etabliert hatten; alle kannten sich schon untereinander.
Ein Klopfen an meiner Tür riss mich aus meinen Gedanken.
>> Joonie? <<
>> Hm? <<
>> Dad konnte sie auch nicht erreichen <<, teilte mir Min Won mit.

The Missing BloodlineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt