Abermals wachte ich von einem Albtraum auf; ich schob es auf die Nervosität, weil heute das Semester begann. Doch ich konnte mich nicht an den Inhalt des Traumes erinnern, nur an das eklige, angsterfüllte Gefühl.
Auf der Uni in der Schweiz hatte ich Glück mit den Studierenden gehabt, und konnte Freunde finden, aber hier war ich unsicher. Und die Gedanken um Mom ließen mich auch nicht los, Dad hatte sie inzwischen als vermisst gemeldet. Doch die Polizei sah es ziemlich locker und es wurde nur gemeint, Mom würde wieder auftauchen.
Ich quälte mich ins Bad und machte mich fertig, trug ein bisschen Make-Up auf, weil mich meine leicht geröteten Wangen so aufregten.
Am Abend davor hatte ich mir schon Klamotten rausgesucht, also musste ich sie nur noch anziehen. Ich hatte mich für ein legeres Outfit entschieden. Wegen der Wärme hatte ich mich für Leinenstoff entschieden.
Anschließend packte ich meine Tasche und ging dann in die Küche, füllte meine Trinkflasche mit Wasser und verstaute sie in meiner Tasche.
>> Guten Morgen, Joonie <<, sagte Min Won und stellte seinen Rucksack auf einen der Stühle.
>> Gut geschlafen? <<
>> Geht schon und du? <<, erwiderte ich.
Er musterte mich besorgt, aber fragte nicht weiter nach, weil er wusste, dass ich darauf nichts antworten werde.
>> Ich hab okay geschlafen. Aber komische Träume gehabt. <<
Ich nickte und aß ein paar Trauben, die wir gestern gekauft hatten; mehr könnte ich gerade auch nicht essen. In der Früh zu essen, war mir schon immer schwer gefallen.
>> Versprich mir, dass du heute Mittag etwas isst. <<
Ich nickte.
>> Wenn du willst, können wir auch zusammen Mittagessen <<, schlug Min Won vor.
>> Gerne <<, sagte ich und lächelte leicht.Im Sekretariat bekamen wir einen Plan, sodass wir wussten, wohin wir mussten.
Min Won studierte Psychologie und Sozialpädagogik und ich Musik. Dad wollte unbedingt, dass ich auch noch Betriebswirtschaft dazu nahm, sodass ich später die Firma übernehmen konnte. Wieso er mich als Erbe seiner Agency haben wollte, war mir ein Rätsel. Und warum nicht mein Bruder, der viel reifer als ich erschien. Na ja, ich konnte mir vorstellen, dass Dad ihn als Psychologen oder so anstellen wollen würde; also für die Idols/Trainees (aber auch für die Angestellten), die bei Dad unter Vertrag standen. Er hatte eine Reihe an Psychologen und Therapeuten in der Firma angestellt, sodass die Idols/Trainees einen Ansprechpartner hatten, falls es ihnen mental nicht gut ginge aufgrund verschiedenen Dingen.
Ich bekam leichte Panik, da mir die Uni viel zu groß vorkam, doch ich musste mich schlichtweg daran gewöhnen.
>> Schreib mir, wenn deine Kurse zum Mittag enden <<, bläute mir Min Won ein.
Ich nickte und machte mich auf den Weg, schaute mich dabei um. Generell war der Campus sehr schön, aber ich vermisste die kleine, private Uni in der Schweiz. Und meine Freunde dort.
Im Hörsaal setzte ich mich irgendwo hin. Und ich hatte so ziemlich recht mit den Grüppchen. Zum Glück fiel ich nicht wirklich auf.
Kurz bevor die Lesung beginnen sollte, kam der Dozent rein, scannte den Raum ab. Und als er mich entdeckte, kam er auf mich zu.
>> Sie müssen Mr Han Min Joon sein, richtig? <<
>> Ja. <<
>> Es freut mich, Sie kennen zulernen. Ich bin Professor Kim <<, stellte er sich nun selbst vor. >> Ich hoffe, Sie sind gut hier angekommen. <<
>> Ja <<, wiederholte ich meine Antwort.
Professor Kim lächelte und ging nun zum Pult.
Rasch nahm ich mein NoteBook raus und bereitete mich darauf vor, mit zuschreiben.Ich konnte von Glück sprechen, dass Min Won und ich zur gleichen Zeit Schluss hatten.
Wir wollten eigentlich noch in ein Café gehen, um darüber zu sprechen wie unser erster Tag war, doch es kam uns etwas, oder vielmehr jemand, in die Quere.
Mr Bae wartete am Auto und als er uns entdeckte, hob er kurz den Arm, um auf sich aufmerksam zu machen. Für einen kurzen Moment sah mein Bruder und ich uns an.
Mit raschen Schritten gingen wir auf ihn zu.
>> Euer Vater hat mich geschickt, um euch abzuholen. Er wartet bereits schon in Ihrem Apartment <<, teilte er uns mit.
Aus Augenwinkel konnte ich sehen, dass manche Studierende zu uns sahen, was mir furchtbar unangenehm war. Dies bemerkte auch Mr Bae und verzichtete heute darauf, uns die Türen zu öffnen.
Schnell stieg ich ein. Und sobald Min Won und ich angeschnallt waren, raste Mr Bae auch los.Min Won gab den Code ein und wir betraten die Wohnung. Die Straßenschuhe wechselten wir mit Hausschuhen und gingen ins Wohnzimmer, wo Dad schon auf dem Sofa Platz genommen hatte.
Langsam stand er auf. Auf seinem Gesicht erkannte ich ein gequältes Lächeln, seine Augen waren geschwollen, als hätte er in den letzten Stunden mit Weinen verbracht. Ich ahnte das Schlimmste.
>> Hi, Jungs <<, begrüßte er uns und nahm uns einzeln in den Arm. >> Setzt euch. <<
Wir kamen seiner Bitte nach.
>> Die Polizei hat mich gestern noch angerufen. << Dad schnaufte tief durch. >> Sie haben Mom gefunden. Leider nicht lebendig. <<
Automatisch traten mir Tränen in die Augen. Augenblicklich sah ich zu meinem Bruder; Min Won erging es genauso.
>> Gerade ermitteln sie den möglichen Grund, wieso sie umgebracht wurde. Auf jeden Fall möchte ich, dass ihr euch so unauffällig wie möglich benimmt. Keine Ahnung auf was der Täter aus ist. <<
Eine kleine Pause.
>> Vielleicht war es ein Fehler, euch wieder nach Korea zu holen <<, meinte er dann und ich konnte sehen, wie eine Träne ihm übers Gesicht lief.
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The Missing Bloodline
Mystery / ThrillerEin Mord in einem reichen Wohnviertel verunsichert die Bevölkerung. War es ein Einzelmord oder der Beginn einer Mordserie? Und wieso glaubt Detective Choi, dass der König eine Verbindung zum Täter haben könnte, aber warum? - modern monarchy - Story...