The Missing Bloodline

3 - Choi Ji Hye

Gerade, als ich in meinem Büro verschwinden wollte, hörte ich Getuschel von zwei Polizisten.
>> Denkst du, die Ehefrau ist abgehauen? Ich hab gehört, sie hat den Save leer gemacht. <<
>> Frauen halt <<, erwiderte der Andere missbilligend.
Ich räusperte mich, weswegen die Beiden aufschreckten und ging zu ihnen.
>> Wer soll abgehauen sein? <<, harkte ich nach.
>> Die Frau vom CEO des KYEntertainment. <<
>> Sicher, dass sie einfach nur abgehauen ist? <<, fragte ich.
Der eine zuckte mit den Schultern.
>> Der Chief meinte nur, dass sie bestimmt wieder auftauchen wird. <<
Ich verdrehte meine Augen. >> Was, wenn nicht? Er muss doch wissen, bei Vermisstenfällen muss man schnell handeln <<, erwiderte ich. >> Wann wurde es gemeldet? <<
>> Gestern Nachmittag. <<
Abermals verdrehte ich meine Augen.
>> Wurde wenigstens gecheckt, ob sie sich Zuhause aufhält? <<, fragte ich nach.
Die Beiden schauten sich an, dann sahen sie mich wieder an.
>> Nein. <<
Ich seufzte und sippte an meinem Kaffee, ging dann schließlich in mein Büro, wo schon meine Kollege auf mich wartete.
>> Guten Morgen, Ji Hye <<, sagte Lee Ha Jun, der vermutlich schon seinen dritten Kaffee trank. Ohne Koffein konnte der nicht überleben.
>> Wie war dein Urlaub? <<, fragte er nun.
>> Ganz passabel <<, sagte ich trocken und setzte mich an meinem Schreibtisch, dachte daran, dass ich mit meinem toxischen Freund Schluss gemacht hatte. Doch das musste Ha Jun gewiss nicht wissen. >> Was ist mit der Frau vom CEO? <<
Ha Jun machte einen zermürbten Gesichtsausdruck.
>> Der Chief hat gemeint, wir sollen bis morgen warten. Verstehe den Typen nicht. <<
Ich tippte gerade mein Passwort für den PC ein, da klingelte mein Telefon.
>> Hier spricht Detective Choi, was kann ich für Sie tun? <<

Zusammen mit Ha Jun fuhr ich zur Adresse, die mir genannt wurde. Und irgendwie hatte ich schon eine Vorahnung, die mehr als besorgniserregend war. Die Gegend passte jedenfalls zur Gehaltsklasse. Ich könnte es mir nur erträumen, mir hier eine Wohnung leisten zu können.
Ha Jun klingelte bei der Anruferin, Song Hyeon U, und nach kurzer Zeit wurde uns geöffnet. Das Innere vom Gebäude sah genauso pompös aus wie das Äußere und ich war etwas überfordert mit den mehreren Aufzügen.
Mit einem fuhren wir in den fünfzehnten Stock, wo wir uns mit Ms Song trafen.
Es dauerte nicht lange, bis die Türen des Lifts wieder aufglitten und wir stiegen aus.
Im Gang konnte ich schon jemanden ausmachen und ich tippte darauf, dass dies Ms Song war.
Als wir dann endlich vor ihr standen, zeigten wir ihr zuerst unsere Polizeimarken und stellten uns vor.
Schon jetzt bemerkte ich einen unangenehmen Geruch, welcher von Mrs Yoons Apartment auszugehen schien.
>> Gut, dass Sie hier sind, Detectives. Mrs Yoon und ich treffen uns regelmäßig zum Kaffee trinken und auf einmal kam nichts mehr von ihr. <<
>> Wann treffen Sie sich immer? Oder gibt es keine bestimmte Uhrzeit? <<, fragte ich sie.
Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, dass Ha Jun seinen Notizblock heraus geholt hatte.
>> Meistens, wenn sie von der Arbeit kommt, also so um siebzehn Uhr. Aber morgens sehen wir uns auch immer, vor allem, weil sie mich normalerweise ein Stück mitnimmt. <<
Ms Song machte eine kleine Pause.
>> Gestern habe ich über eine Stunde gewartet, aber sie kam nicht aus ihrem Apartment. Da hab ich zunächst gedacht, sie hätte verschlafen. Wenn sie früher losgefahren wäre, hätte sie mich angerufen. Aber als Ms Song nicht zum Kaffee erschien ist, machte ich mir Sorgen. <<
>> Und heute morgen? <<
>> Da war sie auch nicht da. <<
Ich nickte. >> Wissen Sie ihren Pincode? <<
Ms Song nickte.
>> Aber ich wollte nicht einfach so da rein gehen. Vor allem jetzt nicht, bei diesem Geruch. <<
Anschließend forderte ich sie dazu auf, den Pincode einzugeben. Die Tür sprang auf, während Ha Jun und ich unsere Schuhe und Hände einpackten, sodass wir keine Spuren verwischen konnten.
Wir betraten die Wohnung, welche sehr hell war durch die Fenster, und der Geruch wurde noch intensiver. Zuerst fiel mir auf, dass die Wohnung recht groß war für eine Person.
Ha Jun übernahm die Zimmer auf der rechten Seite, ich durchsuchte die auf der Linken. Im ersten Zimmer wurde Essen aufbewahrt, das Zweite war ein Badezimmer, wo unter anderem eine Waschmaschine und ein Trockner untergebracht war.
Ich öffnete die nächste Tür und sofort stieß mir der Geruch vom getrockneten Blut entgegen. Dies hieß nichts Gutes. Ich betrat das Zimmer und entdeckte den blassen Körper von Mrs Yoon, näherte mich vorsichtig der Leiche.
Die Augen waren weit aufgerissen, also musste sie sich erschrocken haben. Entweder sie kannte den Mörder und war überrascht über deren Tat oder der Täter war in ihr Apartment eingebrochen und sie hinterlistig umgebracht, aber das Schloss hat unversehrt ausgesehen.
Der genaue Schnitt an Mrs Yoons Kehle stach mir ins Auge. Es schien, als wüsste der Mörder genau, was er tat. Eventuell Mediziner? Oder sich sehr genau über die Anatomie erkundigt.
>> Ji Hye! <<
Ich hob meinen Kopf und blickte zu Ha Jun, der sehr aufgelöst wirkte. Sein Gesicht war kreideweiß, schien die Leiche auf dem Boden gar nicht wahrzunehmen.
>> Was ist los? <<
>> Schau es dir selbst an, ich kann es einfach nicht aussprechen <<, erwiderte Ha Jun traurig.
>> Okay, ich sehe es mir an, ruf du die Spurensicherung. <<
Er nickte. >> Aber pass auf. Da gibt's eine kleine Stufe. <<
Ich verließ das Wohnzimmer und ging ins Zimmer, wo Mrs Yoon offensichtlich geschlafen hat. Sofort fiel mein Blick auf Etwas. Zuerst dachte ich, es wäre ein Kuscheltier. Doch beim näheren Betrachten, musste ich feststellen, dass dies eine tote Katze war.
Ich seufzte. Ich verstand es schon nicht, weswegen man eine Person umbrachte, aber wieso das Tier? Ein Tierquäler und ein Mörder?
Aber wieso das Haustier umbringen? Wollte der Täter vom Mord ablenken?
Ich schaute mir noch die zwei anderen Zimmer an. Es waren Schlafzimmer. Aber für wen? Hatte sie Kinder? Und wieso wohnte Mrs Yoon nicht bei ihrem Ehemann oder waren sie getrennt und es der Öffentlichkeit nicht mitgeteilt? Aber das könnte natürlich auch andere Gründe haben, die nicht mit der Tat  zusammenhängen.
Es wunderte mich trotzdem. Vielleicht wusste Ms Song darüber etwas, welche eh zum Revier kommen musste, sodass wir ihre Aussage protokollieren konnten.
Auf jeden Fall mussten wir zudem Mr Han sofort benachrichtigen.