10 - Min Joon

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Vom Klingeln meines Handyweckers wurde ich wach. Sofort schaltete ich ihn aus, sah zu Jae hinüber, der nun auch langsam wach wurde. Er lächelte, als seine Augen mich streiften und beugte sich zu mir, um mich zu küssen. Augenblicklich verlor ich mich in dem Kuss und wollte am liebsten die Kurse heute schwänzen. Doch schließlich lösten wir uns voneinander, sehr widerwillig.
>> Ich mach uns Frühstück <<, sagte Jae, kroch aus dem Bett und zog sich etwas an. Ich tat es ihm gleich und ließ die gestrige Nacht nochmals Revue passieren; niemals hätte ich gedacht, dass ich nochmals eine Person so nah sein würde, aber ich hatte es sehr genossen mit ihm zu schlafen. Irgendwann gegen zwei Uhr morgens waren wir müde geworden und sind dann schlafen gegangen.
Langsam trottete ich vom Schlafzimmer in die Küche, wo Jae schon zwei Tassen Kaffee gemacht hatte. Der Reiskocher köchelte vor sich hin und der Tofu brutzelte in der Pfanne.
>> Nochmals guten Morgen <<, sagte Jae, legte seine Hände an meine Wangen und küsste mich. >> Kaffee ist schon fertig. Deine Tasse ist links. << Abermals küsste er mich. >> Am liebsten würde ich den gestrigen Abend fortsetzen. <<
>> Ich auch <<, grinste ich, küsste ihn sanft. Trotzdem lösten wir uns von einander und ich nahm einen Schluck vom Kaffee.
>> Setz dich schon mal hin <<, sagte Jae, >> Essen ist gleich fertig. <<
>> Kann ich nicht hier bleiben und dich weiter küssen? <<, sagte ich und pikste ihn spielerisch in die Seite.
>> Dann könnte ich auf keinen Fall aufhören <<, erwiderte Jae, gab mir einen Kuss auf die Wange. Damit hatte er wohl recht und ich ließ mich auf den Stuhl nieder, scrollte durch Instagram.
Kurze Zeit später kam Jae mit dem Essen, welches er auf dem Tisch abstellte und küsste mich, bevor er sich ebenfalls hinsetzte.
>> Danke <<, sagte ich und begann zu essen.
>> Gerne <<, erwiderte Jae.

Nachdem wir gefrühstückt hatten, machten wir uns gemeinsam im Bad fertig. Das Fertigmachen dauerte nur so lange, weil wir unsere Finger nicht von uns lassen konnten. Doch schlussendlich schafften wir es und gingen dann gemeinsam zur Uni, Hand in Hand. Da wir heute nicht viele Kurse zusammen hatten, verabschiedeten wir uns mit einem flüchtigen Kuss und versprachen uns gegenseitig, dass wir schreiben würden.
Im Kurs musste ich mich wirklich anstrengen, um konzentriert zu bleiben. Meine Gedanken huschten des Öfteren zu Jae und wie glückselig ich mich fühlte, weswegen ich Schuldgefühle entwickelte. Mom wurde ermordet und ich hatte nichts besseres zu tun als Sex zu haben. Ich verdrängte diese Gefühle und zwang mich dazu, mir Notizen zu machen.
So zog sich der ganzen Tag. Am Mittag konnte ich kurz Jae sehen, aßen auch zusammen, aber nur, weil Min Won heute wieder nur am Vormittag Kurse hatte.
Nach der Mittagspause hatten Jae und ich einen Kurs zusammen, setzten uns wie immer nebeneinander. Konnte mich so noch weniger konzentrieren als eh schon. Aber Jae ging es ähnlich.
Der Kurs neigte sich zu Ende und ich hatte für heute Schluss. Jae musste noch eine Stunde in der Uni bleiben. Wir suchten uns eine ruhige Ecke, wo wir uns gescheit von einander verabschieden konnten.
>> Würde lieber jetzt mit dir nach Hause gehen <<, flüsterte mir Jae ins Ohr, wovon ich Gänsehaut bekam.
>> Ich auch <<, erwiderte ich, küssten uns heute zum letzten Mal und unsere Wege trennten uns.
Ich ging Richtung Ausgang, wobei ich nochmals den gleichen Polizist begegnete. Für einen kurzen Augenblick sah er mir in die Augen, welche etwas Mysteriöses hatten, was mir ein bisschen Angst einjagte. Mit schnellen Schritten verließ ich endgültig das Gelände der Universität und rief mir ein Taxi. Die Fahrt verlief reibungslos und ich schrieb Jae, dass derselbe Polizist nochmals in die Uni gegangen ist. Natürlich erwartete ich nicht, dass er sofort zurückschrieb; immerhin war er im Unterricht.
Abermals holte ich mir einen Iced Latte. Das Café um die Ecke war nun mein Standard-Café geworden und ich unterhielt mich manchmal noch mit der Barista, welche total nett war.
Anschließend ging ich ins Apartment. Und als ich die Tür öffnete, kam mir sofort Min Won entgegen.
>> Joonie! <<
Stürmisch umarmte er mich, wollte mich für paar Minuten auch nicht loslassen.
>> Ich hab mir solche Sorgen gemacht <<, schluchzte er fast.
>> Wieso? <<
Langsam löste er sich von mir, schaute mich mit Unglaube an.
>> Dein Ernst? <<, empörte sich Min Won, >> du bist gestern nicht nach Hause gekommen. Wo warst du bitte gewesen? <<
>> Ich hab jemanden kennengelernt und hab bei ihm übernachtet <<, erklärte ich, aber ließ gewollt den Fakt aus, dass ich mit ihm geschlafen hatte. Zwar hatten wir noch nicht geklärt, was wir waren; ob wir ein Paar waren oder nur Freundschaft Plus, aber im Moment war mir das auch egal, ich genoss es bei ihm zu sein und ihm nah zu sein.
>> Mhm. <<
>> Bist du böse? <<, fragte ich.
>> Nein. Aber... ich war sehr besorgt. <<
>> Tut mir leid. Wenn ich nochmals wo anders schlafe, schreibe ich dir, okay? <<
Min Won nickte. >> Das ist okay. <<

The Missing BloodlineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt