9 - Min Joon

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Perplex sah ich zwei Personen hinterher, die ich bis jetzt noch nie an der Universität gesehen hatte. Zwar konnte ich nicht alle Studierenden kennen, aber die Erscheinung der Beiden passte halt null hierher.
Anscheinend fiel es Jae auf, dass ich sehr verwirrt war.
>> Ich denke, es sind Polizisten <<, meinte er und nahm meine Hand. >> Eine Frau wurde kürzlich ermordet. Und in der letzten Pressekonferenz wurde gesagt, die Polizei vermutet, dass es zwei Studenten waren. <<
Sofort wurde mir mulmig zumute. Sprach er von dem Mord meiner Mutter? Und die Mörder gehen auf meiner Uni? Innere Panik brach in mir aus. Mir war heiß und kalt zugleich?
>> Um, Joonie? <<
Mein Blick wurde wieder klarer, sah in Jaes besorgtes Gesicht.
>> Hm? <<, machte ich.
>> Du siehst echt blass aus. Alles okay? <<
Ich nickte. Wie konnte er nur so ruhig bleiben?
>> Wirklich? Es mir so vor, als würdest du gleich umkippen <<, sagte Jae. Und dabei hatte er nicht unrecht; mir war total schwindlig.
Jae legte seinen Arm um meine Taille. Sofort schmiegte ich mich an ihn.
>> Willst du vielleicht nach Hause? <<
Ich nickte. Doch dann fiel mir ein, dass die Taxifahrt um die zwanzig Minuten dauerte und so lange hielt ich es nicht aus, im Freien zu sein.
>> Zu... weit... weg <<, würgte ich hinaus.
>> Dann gehen wir zu mir. Sind nur fünf Minuten. Schaffst du fünf Minuten zu Fuß? <<
Ich nickte kaum merklich. Dann machten wir uns auf den Weg, von welchem ich fast nichts mitbekam, weil ich gen Boden schaute. Doch es dauerte nicht lange, bis wir ein Gebäude erreichten, welches sehr schick aussah.
Jae bugsierte mich in den Aufzug, wo er einen Knopf drückte. Ich wusste nicht wie lange wir im Lift waren, aber irgendwann betraten wir seine Wohnung und setzte mich aufs Sofa. Auf dem ganzen Weg hatte er mich kein einziges Mal losgelassen, hatte mit mir sanft gesprochen.
>> Ich hol dir ein Saft <<, sagte Jae nun, verschwand kurz in der Küche und setzte sich dann neben mich, gab mir das Glas. Nach mehreren Schlucken leerte ich dieses.
>> Bisschen besser? <<, fragte er nach, strich mir zärtlich über den Rücken.
>> Ja, danke <<, sagte ich und konnte erst jetzt realisieren, wie schön seine Wohnung war; ich kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Zwar war die Einrichtung recht minimalistisch, aber ein paar Dinge stachen heraus, wie die Bilder an der Wand.
>> Die Bilder hab ich gemalt, falls es dich interessiert <<, meinte Jae und lächelte leicht.
>> Ich wusste gar nicht, dass du malst <<, erwiderte ich.
>> Wie auch, ich habs dir noch nicht erzählt <<, grinste Jae.
>> Du solltest dieses Talent nutzen <<, sagte ich dann, sah ihn mit großen Augen an. Aber er zuckte nur mit den Schultern.
>> Ich glaube, mein Vater wäre davon nicht begeistert <<, sagte Jae und sein Gesichtsausdruck wurde eine Spur traurig. >> Ich habe ihn schon genug verärgert, als ich mich als schwul geoutet habe. <<
>> Oh. Das tut mir leid <<, sagte ich und wusste nicht so recht, was ich machen könnte, was ihn aufmuntern würde.
>> Muss es dir nicht <<, erwiderte Jae, versuchte es mit einem Lächeln. >> Willst du vielleicht was essen? <<
>> Um, wenn es dir keine Umstände macht <<, sagte ich.
>> Bei dir auf keinen Fall <<, sagte er und stand auf. Ich folgte ihm in die Küche. >> Wenn du willst, kannst du mir natürlich helfen. << Er zwinkerte und gab mir einen sanften Kuss auf die Wange, weswegen mir heiß wurde. >> Du bist süß. <<

Nach dem Essen wurde ich müde. Ich sah auf mein Smartphone und bemerkte, dass es schon 18 Uhr war. Oh shit. Min Won machte sich bestimmt schon Sorgen. Es wunderte mich, dass er mir noch nicht geschrieben hatte und mich fragt, wo ich abblieb. Aber ich genoss es auch bei Jae zu sein.
>> Willst du vielleicht hier pennen? <<, fragte Jae dann, als ich ihm half, das Geschirr in die Spülmaschine zu räumen.
>> Aber ich hab nichts zum Schlafen da <<, meinte ich.
Jae kicherte. >> Ich hab genug Klamotten, die ich dir leihen kann. Kannst auch gerne duschen gehen, wenn du willst. <<
Mal wieder wärmten sich meine Wangen auf. >> Da kann ich schlecht nein sagen. <<
Jae gab mir frische Kleidung und Handtücher und zeigte mir das Bad, welches auch minimalistisch eingerichtet war. Dank dem Fenster war es schön hell. Für einen kurzen Moment warf ich einen Blick auf seine skincare Produkte, die von teuren Marken stammten. Es wunderte mich kein bisschen, weswegen seine Haut so perfekt aussah.
>> Bis gleich <<, sagte er und schloss die Tür.
Ich entledigte mich meinen Klamotten und stieg in die Dusche. Zuerst wusch ich meinen Körper, dann meine Haare. Nach etwa zehn Minuten war ich damit fertig und ich zog mir Jaes Sachen an, verließ das Bad. Sofort merkte ich, dass mir das T-Shirt und die Jogginghose zu groß waren. Ich tapste zurück ins Wohnzimmer, wo Jae über seine Notizen saß.
Ich tippte ihn an und sagte: >> Ich bin fertig. <<
Jae sah auf und ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. >> Du siehst so süß aus. Am liebsten würde ich dich küssen. <<
>> Dann tu es <<, erwiderte ich intuitiv. Perplex sah mich Jae an, doch fing sich wieder nach paar Sekunden, schlang seine Arme um meine Taille und zog mich zu sich. Ungelenk fiel ich auf ihn drauf.
Anschließend legte er sanft seine Lippen auf meine. Sofort erwiderte ich den Kuss, welcher immer leidenschaftlicher wurde. Seine Hände glitten unter mein T-Shirt, hielten mich fest.

The Missing BloodlineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt