Kapitel 10

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Ich stehe vor dem riesigen Spiegel und bewundere das moderne Badezimmer, das direkt an mein Schlafgemach grenzt, getrennt durch eine fast versteckte Tür. Die freistehende Badewanne vor mir ist ein eleganter Blickfang, und die wunderschönen Fliesen an den Wänden strahlen in warmen Erdtönen. Rechts von mir erstreckt sich die ebenerdige Dusche mit einer gläsernen Trennwand. Über mir hängen stilvolle Lampen, deren sanftes, warmes Licht den Raum in eine behagliche Atmosphäre taucht. Alles wirkt perfekt abgestimmt und lädt zum Entspannen ein.

Meine hellblonden Haare sind zu einem kunstvollen Dutt hochgebunden, mit zwei geflochtenen Zöpfen, die sich elegant um den Knoten winden. Elaras Werk. Wunderschön. Meine blauen Augen, die matt und doch zugleich glänzend wirken, starren zurück.

Gedanken rasen durch meinen Kopf. Ein Attentat auf den Kronprinzen. Warum jetzt? Und warum so einfach konzipiert? Attentatspläne waren normalerweise ausgeklügelter und mehrschichtiger verarbeitet. Ein Schütze auf dem Dach, der den Prinzen einfach erschoss – das passt nicht zusammen. Ich kann es einfach nicht fassen. Diese Einfachheit irritiert mich.

Der Prinz ist ein leichtes Ziel, ja, aber das ist nicht seine Art. Ein Attentäter bevorzugt doch eher komplexe, kaum zu durchschauende Intrigen. Warum also dieses plumpe Vorgehen? Ich versuche, mir jedes Detail ins Gedächtnis zu rufen. War da ein Hinweis, den ich übersehen habe? Die Position des Schützen war zu offensichtlich. Normalerweise wären solche Operationen so durchdacht, dass die wahren Drahtzieher schwer zu fassen sind. Aber hier? Ein einziger Schütze? Das ergibt keinen Sinn.

Was mich am meisten irritiert, ist das Motiv. Wenn der Mann das Land wirklich schwächen wollte, warum nicht den König umbringen? Der Prinz könnte den Thron zwar übernehmen, aber er wäre nicht darauf vorbereitet und es würde ihm an Erfahrung im Krieg fehlen. Das wäre doch viel effizienter. Hat der Schütze etwas übersehen? Oder steckt ein tieferer Plan dahinter, den ich noch nicht durchschaut habe? Wer hat die Macht und die Mittel, einen solchen Anschlag zu organisieren, aber wählt eine derart primitive Methode? Es könnte eine Ablenkung sein, ein Mittel, um unsere Aufmerksamkeit von etwas Größerem abzulenken. Oder vielleicht ein Test, um zu sehen, wie wir reagieren. Ich muss alle Möglichkeiten in Betracht ziehen.

Etwas stimmt hier nicht, und ich werde herausfinden, was es ist. Die Wahrheit liegt irgendwo in diesen Details verborgen, und ich kann es mir nicht leisten, irgendetwas zu übersehen.

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Ich gehe hinüber ins Schlafzimmer, wo Elara meine Uniform für heute auf den Sessel vor dem Kamin gelegt hat. Die dunkelblaue Jacke, mit silbernen Karofäden und verstärkten Ärmeln, hängt makellos über der Rückenlehne des Sessels. Die schwarzen Hosen, ebenfalls an den Knien verstärkt, liegen daneben. Die hohen, schwarzen Stiefel stehen poliert und einsatzbereit dort. Auf der Armlehne des Sessels ruht mein Schwert in seiner Scheide, der Griff aus dunklem Holz mit silbernen Einlagen verziert.

Ich ziehe die Uniform an, spüre die Festigkeit des Stoffes und das Gewicht des Schwertes an meiner Seite.

Elara hatte mir erzählt, wo ich das Gemach von Nathan finde. Seufzend verlasse ich mein Zimmer und betrete den glänzenden Marmorboden des Palastes. Die Luft ist gespannt, voller Erwartung und Unsicherheit. Jeder Schritt fühlt sich an wie ein Schritt tiefer in ein Netz aus Intrigen und Gefahr. Die kunstvollen Statuen und vergoldeten Säulen ringsum scheinen mich zu beobachten, während ich dem Gemach des Prinzen näherkomme.

Schließlich kommt der Prinz aus seinem Gemach heraus und blinzelt überrascht. Ich verbeuge mich elegant und trete zur Seite, die Arme hinter dem Rücken verschränkt.

„Guten Morgen, Eure Hoheit", sage ich.

Der Prinz reibt sich noch etwas verschlafen die Augen und brummt. „Morgen."

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