Kapitel 8

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Das hölzerne Tor knarzt dumpf, als ich hin durchtrete. Ein Moment der Stille folgt, bevor der Trainingsplatz der königlichen Garde sich vor mir ausbreitet und mich überwältigt. Alles ist präzise angelegt: die Soldaten in perfekter Formation, ihre Bewegungen synchronisiert wie ein gut geöltes Uhrwerk. Der Boden ist festgestampft und glänzt leicht im Sonnenlicht, das durchziehende Wolkenlücken wirft hier und da scharfe Schatten über den Platz.

Kommandantin Bellanor steht am Rand des Trainingsplatzes, eine beeindruckende Figur in ihrer typischen Haltung. Der Regimentknoten sitzt makellos am Hinterkopf, ihre Uniform ist scharf gebügelt und sitzt wie maßgeschneidert. Jeder Schritt, den sie setzt, strahlt Autorität aus, ihre Stimme schneidet durch die Luft, um Anweisungen zu geben.

Das Klirren der Schwerter, das Stampfen der Stiefel und das gelegentliche Aufschlagen der Schilde vermischen sich zu einem pulsierenden Rhythmus. Die Soldaten arbeiten in perfekter Einheit, ein Beweis für jahrelanges Training und strenge Disziplin. Einige tragen noch Spuren von früheren Übungseinheiten auf ihren Uniformen, die anstrengende Arbeit und Hingabe zeigen.

Meine Augen nehmen jedes Detail auf, jede Bewegung der Wachen, jeden Ausdruck auf Bellanors Gesicht. Ihre Augen wandern zu mir hinüber und ihr Blick, der mich fast abfällig mustert, lässt mich kurz schlucken. Sie erfasst mein Outfit aus einer dunkelblauen Stoffhose und einer cremefarbenen Bluse bestehend. Es fühlt sich an, als könnte sie allein anhand meiner Kleidung meine Leistung beurteilen.

Ungeduldig schnippt sie mit den Fingern, und ein Mann, der darauf zu warten schien, dass sie ihn ruft, eilt sofort herbei. Er ist groß gewachsen mit einem ernsten Gesichtsausdruck, der von tiefliegenden Augen unterstrichen wird. Sein dunkles Haar ist kurz geschnitten, und er trägt eine uniformähnliche Kleidung, die seine Statur betont. Seine Haltung ist aufrecht und sein Gang schnell und zielgerichtet, als er auf das Schnippsignal der Kommandantin reagiert.

"Bringen Sie Lady Okelay angemessene Trainingskleidung", sagt sie mit einem scharfen Ton, der die Kühle in der Luft verstärkt.

Der Mann nickt eifrig und verschwindet für einige endlose Minuten. Als er schließlich zurückkehrt, trägt er ein Bündel Kleidung über dem Arm, das er mir mit einer förmlichen Geste reicht. Ich spüre, wie sich meine Wangen leicht erröten, und ich nehme das Bündel hastig an mich.

"Lady Okelay", sagt er höflich und mit einem Hauch von Mitgefühl, "folgen Sie mir bitte."

Mein Herz klopft schneller, als ich dem Mann folge und in die kleine Umkleidekabine trete, die er mir zeigt. Die Tür knarzt leise hinter mir, und ein Hauch von Nervosität mischt sich in meine Gedanken. Das Innere der Kabine ist schlicht, aber zweckmäßig eingerichtet. An der Wand hängt eine einfache Garderobe aus Holz, an der bereits einige Trainingskleidungsstücke hängen. Ein kleiner hölzerner Hocker steht in der Ecke neben einem schmalen Regal, auf dem Trainingsutensilien bereitliegen. Ein großer Spiegel an der gegenüberliegenden Wand reflektiert meine aufgeregte Miene.

Die Atmosphäre ist ruhig, und doch spüre ich die Spannung, die draußen auf dem Trainingsplatz herrscht, durch die dünne Tür. Ich schließe die Tür hinter mir, um mich auf das bevorstehende Umziehen und die Herausforderungen vorzubereiten, die das Training bei der königlichen Garde zweifellos mit sich bringen wird.

Als ich das Bündel öffne, finde ich darin eine eng anliegende schwarze Hose aus strapazierfähigem, flexiblem Stoff, der Bewegungsfreiheit ermöglicht. Dazu gehört eine langärmlige Tunika in einem tiefen Dunkelgrau, die ebenfalls eng geschnitten ist, um keine unnötigen Einschränkungen zu bieten. Die Ärmel sind lang genug, um meine Arme zu schützen und dennoch genug Freiheit für schnelle Bewegungen zu gewähren.

Über der Tunika liegt ein ärmelloser Überwurf aus robustem Leinenstoff, der mir zusätzlichen Schutz bietet, ohne mich in meinen Bewegungen zu behindern. Er ist dunkelgrau mit schwarzen Verzierungen an den Schultern und am Saum, was ihm einen edlen, aber funktionalen Look verleiht.

Für meine Füße gibt es knöchelhohe Stiefel aus schwarzem Leder, die stabilen Halt bieten und gleichzeitig flexibel genug sind, um schnelle Wendungen und Ausfallschritte zu ermöglichen. Die Sohlen sind griffig und lassen mich sicher auf dem Trainingsgelände stehen.

Zusätzlich zu der Kleidung gibt es Lederhandschuhe, die meine Hände und Handgelenke schützen sollen, ohne dabei die Beweglichkeit zu beeinträchtigen. Sie sind eng anliegend und bieten dennoch genügend Raum für meine Finger, um das Schwert sicher zu umfassen und präzise Bewegungen auszuführen.

Ich trete aus der Umkleidekabine auf den Trainingsplatz hinaus, und meine knöchelhohen Stiefel knirschen leise auf dem festgestampften Boden. Der Klang meiner Schritte mischt sich mit dem Klirren der Schwerter und dem gedämpften Gemurmel der Gardisten, die konzentriert ihre Übungen ausführen. Die Sonne steht hoch am Himmel und wirft scharfe Schatten über den Platz, während ich mich langsam zu Kommandantin Bellanor bewege.

Sie tritt mir entgegen und nickt zufrieden, als sie mich betrachtet. Ihre Augen nehmen meine neue Trainingskleidung wohlwollend zur Kenntnis. Mit einer knappen Geste deutet sie auf eine Gruppe von Gardisten, die gerade Schwertführung üben.

"Nehmen Sie sich ein Schwert und führen Sie die Übung durch", sagt sie mit autoritärer Stimme, die keinen Widerspruch duldet.

Ich gehe zu einem der Tische, auf dem eine Auswahl an Schwertern liegt. Ihre Klingen glänzen im Sonnenlicht, und ich wähle eines aus, das sich gut in meiner Hand anfühlt. Es ist nicht das erste Mal, dass ich ein Schwert in den Händen halte. In den Anfängen meiner Ausbildung habe ich solche Übungen oft mit meinem Vater gemacht, und die Bewegungen kommen mir vertraut vor.

Ich stelle mich in die Reihe der Gardisten ein und beginne die Übung. Die Schwertführung fühlt sich natürlich an, als ob das Schwert eine Verlängerung meines Arms wäre. Jede Bewegung ist flüssig und kontrolliert, die Techniken sitzen fest in meinem Muskelgedächtnis.

Kommandantin Bellanor betrachtet mich nachdenklich, während ich die Schwertübungen mit den anderen Gardisten durchführe. Nach einigen Minuten tritt sie vor und ruft: "Lady Okelay, treten Sie gegen Tristan an."

Ich drehe mich um und sehe Tristan, meinen Gegner. Er ist ein kräftiger Mann mit breiten Schultern und muskulösen Armen, die unter seiner Trainingsrüstung gut sichtbar sind. Sein Haar ist dunkelbraun und kurz geschnitten, sein Gesicht ist ernst und konzentriert. Er trägt eine ähnliche Trainingsuniform wie ich, nur dass seine schwarze Hose und seine Tunika etwas abgenutzter und vertrauter mit dem Umfeld sind.

Tristan nimmt sein Schwert fest in die Hand und tritt in die Mitte des Trainingsplatzes. Ich trete ihm gegenüber und nehme meine Position ein, mein eigenes Schwert bereit für den Kampf. Die Gardisten bilden einen Kreis um uns herum, und ich spüre ihre Blicke auf mir ruhen, als ich mich darauf vorbereite, mich gegen Tristan zu behaupten.

Kommandantin Bellanor gibt das Zeichen zum Beginn des Duells, und sofort setzt Tristan zum Angriff an. Seine Bewegungen sind kraftvoll und zielgerichtet, und ich weiche geschickt seinen Schlägen aus. Ich konzentriere mich darauf, seine Angriffe zu blocken und mich auf die Gelegenheit zum Gegenangriff zu warten.

Einige schnelle Schlagabtausche folgen, bei denen ich seine Schwächen ausnutze und konsequent Konterangriffe setze. Meine Bewegungen sind schnell und präzise, unterstützt von der fließenden Dynamik meines Trainingsoutfits. Ich nutze meine Geschwindigkeit und Agilität, um seine Verteidigung zu durchbrechen.

Schließlich gelingt es mir, einen entscheidenden Moment zu finden. Mit einer geschickten Drehung meines Handgelenks weiche ich einem Hieb aus und nutze die Gelegenheit, um Tristans Schwert aus seiner Hand zu schlagen. Er ist für einen Moment ungeschützt, und ich nutze diese Chance, um ihn mit einem schnellen Fußtritt zu Boden zu werfen.

Tristan landet mit einem gedämpften Aufprall auf dem festen Boden des Trainingsplatzes. Die Luft um uns ist erfüllt von schwerem Atem und dem dumpfen Echo des Aufpralls. Für einen Moment bleibt er still liegen, sein Körper von der Anstrengung erschöpft. Die Sonne wirft grelles Licht auf sein verschwitztes Gesicht, während er langsam die Augen öffnet.

Ein Ausdruck der Verwirrung und des Schmerzes huscht über seine Züge. Er starrt mich an, und ich spüre, wie ein kalter Schauer meinen Rücken hinunterläuft. 

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