Klara war schon immer ein Sommerkind gewesen. Man könnte es auf ihren Namen zurückführen, der wortwörtlich «Licht» bedeutete, oder den Fakt, dass sie im Juli geboren worden war, dem Sommermonat schlechthin. Aber wann immer man Klara fragte, wieso sie den Sommer so sehr liebte, so lautete ihre Antwort schlicht und einfach: Das Meer.
Jeden Sommer, wenn das Schuljahr endlich zu Ende war und die Kinder und Jugendlichen in die Freiheit entlassen wurden, reisten ihre Eltern mit ihr ans Meer. Sie besassen ein kleines Haus an der Küste Frankreichs, und auch wenn Klara kein Wort Französisch sprach, so liebte sie es dennoch hier.
Jeden Morgen wachte sie zum Rauschen der Wellen auf und schlief abends mit denselben Geräuschen wieder auf. Das Auf und Ab der Gezeiten begleitete sie in ihrem Schlaf, hielt sie sicher und geborgen.
Tagsüber verbrachte sie ihre Zeit zwischen den Dünen, deren Sand überall klebte und sich unweigerlich im ganzen Haus verteilte. Klaras Eltern taten ihr Bestes, es zu vermeiden, doch es half wenig. «Spül dich gut ab», sagten sie zu ihrer Tochter, «klopf den Sand von deinen Sachen.» Sie hörte darauf, aber eigentlich verstand sie es nicht. War der Sand nicht nur ein weiteres Geschenk des Meeres, von weit her von den Wellen an den Strand gespült wie Glitzer einer anderen Welt? Klara fand ihn wunderschön.
Am meisten aber liebte Klara das Wasser selbst. Wenn sie sich in die Wogen stürzte, fühlte es sich an, als würde sie eins mit dem Meer werden. Das Salz hielt sie an der Wasseroberfläche und manchmal wurden die Wellen wilder, schlugen über ihrem Kopf zusammen, doch Angst hatte sie dabei nicht. Solange sie im Wasser war, waren Klara und das Meer vereint, und sie wusste, dass es sie schlussendlich immer wieder zurück ans Ufer tragen wurde.
- Juli 2024
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A Wound To Close [Textsammlung]
RandomEine Sammlung aus Möchtegern-Poesie, in Worte gefasstes Gedankenchaos und anderem Geschreibsel. Kurz gesagt alle möglichen unterschiedliche Texte, die ich geschrieben habe. » 𝘢𝘭𝘭 𝘰𝘧 𝘮𝘦, 𝘢 𝘸𝘰𝘶𝘯𝘥 𝘵𝘰 𝘤𝘭𝘰𝘴𝘦 𝘣𝘶𝘵 𝘐 𝘭𝘦𝘢𝘷𝘦 𝘵𝘩�...