Rückkehr ins Schloss

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Der Himmel war noch in den Dämmerfarben des frühen Morgens getaucht, als Yuka und Aoi das kleine, abgelegene Haus verließen. Aoi hatte sich inzwischen erholt, und ihre Farbe war wiederhergestellt, aber ihre Augen zeugten noch von der Schwäche und der Erschöpfung des Blutverlusts. Sie war fest entschlossen, mit Yuka zurück ins Schloss zu gehen, und ließ sich nicht von seinen Bedenken abbringen.

„Yuka," begann Aoi, während sie neben ihm ging, „ich weiß, dass es viel verlangt ist, aber ich möchte mit dir zurück ins Schloss kommen."

Yuka war überrascht. „Bist du dir sicher? Es ist nicht gerade der sicherste Ort für dich, besonders wenn du noch nicht vollständig erholt bist."

„Ich verstehe das," sagte Aoi mit einem Lächeln, „aber ich möchte an deiner Seite bleiben. Es gibt noch so viel, was ich nicht verstehe, und ich fühle mich hier bei dir sicher."

Yuka seufzte. Er hatte nicht geplant, Aoi zurück ins Schloss zu bringen, doch ihre Entschlossenheit und ihr Bedürfnis, an seiner Seite zu bleiben, überzeugten ihn schließlich. „Na gut. Aber du musst mir versprechen, dass du dich nicht in Gefahr bringst. Es gibt dort viele Dinge, die nicht so sind, wie sie scheinen."

„Ich verspreche es," sagte Aoi und griff sanft nach seiner Hand, als sie sich in Bewegung setzten. „Danke, Yuka."

Als sie das Schloss erreichten, wurde die Rückkehr von Yuka nicht mit der Begeisterung begrüßt, die er erwartet hatte. Die große Eingangshalle war erfüllt von dem gedämpften Murmeln der Diener und dem neugierigen Blick seiner Schwestern, die sich vor ihm versammelt hatten.

Yukari, Yukiko und Yume standen wie gewöhnlich in einer Ecke, ihre Blicke jedoch verrieten ein Gefühl der Enttäuschung, das sie nicht verbergen konnten. Yukari trat vor und versuchte, ihre Abneigung zu verbergen. „Oh, Yuka," sagte sie mit einem gezwungenen Lächeln. „Du bist also wieder zurück."

„Ja," erwiderte Yuka, während er Aoi ein wenig vor sich hielt, um ihre Präsenz zu verdeutlichen. „Ich habe jemanden mitgebracht. Das ist Aoi."

Die Zwillinge, Yukari und Yukiko, tauschten einen skeptischen Blick aus. „Schön dich kennenzulernen," sagte Yukiko höflich, aber ihre Stimme verriet eine unterschwellige Abneigung.

Yume stand etwas abseits und beobachtete die Szene mit einem spöttischen Lächeln. „Wie nett," murmelte sie leise, „dass du dir einen Gast mitgebracht hast."

Yuka ignorierte ihren Tonfall und wandte sich stattdessen an Yukari. „Ich hoffe, ihr habt euch gut verhalten, während ich weg war."

„Natürlich," antwortete Yukari schnell, aber ihre Augen funkerten mit einer Mischung aus Unmut und Ungeduld. „Es war ruhig. Aber ich nehme an, du hast deine Zeit gut genutzt."

Yuka schnaubte leise und ignorierte den Unterton in Yukaris Stimme. Er war zu beschäftigt, um sich mit solchen Spielchen auseinanderzusetzen. „Aoi wird hier bleiben. Ich möchte, dass sie gut behandelt wird."

„Natürlich," sagte Yukari, obwohl sie sichtlich unzufrieden war. „Komm, ich werde dir zeigen, wo du bleiben kannst."

Yuna, die sich bisher in den Hintergrund gehalten hatte, versuchte hastig, sich hinter Yukari zu verstecken, als sie Yuka näherkommen sah. Ihre blauen Augen lugten vorsichtig über Yukaris Schulter hervor, und sie schien sich unwohl zu fühlen.

„Yuna," sagte Yuka sanft, als er sie entdeckte. „Versteck dich nicht. Du musst dir keine Sorgen machen."

Yuna murmelte eine Entschuldigung und trat langsam aus ihrem Versteck heraus, noch immer hinter Yukari versteckt. „Ich... ich wollte dich nicht stören," flüsterte sie.

„Du störst nicht," sagte Yuka und versuchte, seine Stimme beruhigend zu halten. „Ich hoffe, du hast dich gut benommen, während ich weg war."

Yuna nickte eifrig, während Yukari sie sanft vor schob, damit sie besser sichtbar war. „Natürlich, Yuka. Ich habe mich nur... ruhig verhalten."

Yuka drehte sich wieder zu Aoi und winkte ihr, ihm zu folgen. „Komm, ich zeige dir dein Zimmer."

Aoi folgte ihm durch die prächtigen Hallen des Schlosses, die voller alter Geschichte und Macht waren. Ihre Augen weiteten sich vor Bewunderung, als sie die luxuriöse Ausstattung und die atemberaubende Architektur sah. Yuka führte sie zu einem komfortablen, aber zurückhaltenden Zimmer in der Nähe seiner eigenen Gemächer.

„Hier solltest du dich ausruhen können," sagte Yuka, als er die Tür öffnete. „Es ist nicht das größte Zimmer, aber es ist sicher und bequem."

Aoi trat ein und sah sich um. „Es ist wunderschön," sagte sie aufrichtig. „Vielen Dank, Yuka. Ich weiß es wirklich zu schätzen."

Yuka nickte und drehte sich zum Gehen. „Wenn du etwas brauchst, lass es mich wissen. Ich werde sicherstellen, dass du alles hast, was du benötigst."

„Ich werde es tun," erwiderte Aoi und lächelte ihm nach.

Yuka schloss die Tür hinter sich und machte sich auf den Weg zu seinen eigenen Gemächern. Seine Gedanken waren bei den bevorstehenden Aufgaben und den möglichen Intrigen, die ihn erwarteten. Die Ruhe, die er sich erhofft hatte, war jedoch schwer zu finden, da die Dynamik im Schloss sich offensichtlich verändert hatte.

In den folgenden Tagen waren die Spannungen im Schloss spürbar. Die Schwestern hielten sich zunehmend zurück und schienen sich untereinander abzusprechen, wenn Yuka nicht in der Nähe war. Es war, als ob sie darauf warteten, dass etwas passierte, um ihre eigene Stellung zu sichern.

Yuka bemerkte die subtile Feindseligkeit, konnte aber nichts Konkretes tun. Er wusste, dass er seine Zeit mit Aoi nutzen musste, um zu versuchen, das Gleichgewicht zurückzugewinnen und den Platz zu festigen, den er verloren hatte. Doch Aoi schien sich gut einzuleben und wurde schnell zu einem festen Bestandteil der Umgebung.

Eines Abends, als Yuka in einem ruhigen Salon saß und einige alte Dokumente durchging, trat Aoi ein und setzte sich neben ihn. „Ich hoffe, ich störe nicht," sagte sie vorsichtig.

„Keineswegs," antwortete Yuka und schob einen Stapel Papiere beiseite. „Ich wollte ohnehin eine Pause einlegen."

Aoi lächelte und nahm eine Tasse Tee, die Yuka ihr gereicht hatte. „Ich wollte nur sagen, wie sehr ich es genieße, hier zu sein. Es ist alles so neu und aufregend für mich."

„Es ist auch nicht immer einfach," sagte Yuka, „aber es wird besser. Die Leute hier haben ihre eigenen Wege, und es dauert eine Weile, bis man sich daran gewöhnt."

Aoi nickte und nahm einen Schluck Tee. „Ich kann mir vorstellen, dass das nicht immer einfach ist. Besonders wenn es um deine Schwestern geht."

Yuka sah sie überrascht an. „Wie meinst du das?"

„Nun," begann Aoi zögernd, „ich habe bemerkt, dass sie nicht gerade begeistert von dir und mir sind. Besonders Yukari und Yukiko."

Yuka seufzte und lehnte sich zurück. „Ja, das ist mir auch aufgefallen. Sie haben ihre eigenen Ziele und Wünsche, und ich bin mir nicht sicher, wie sich das alles entwickeln wird."

„Ich möchte dir nur helfen," sagte Aoi sanft. „Vielleicht kann ich etwas tun, um das Klima hier zu verbessern. Vielleicht kann ich sogar dazu beitragen, die Dinge zu klären."

Yuka lächelte leicht und schüttelte den Kopf. „Du hast bereits genug getan, Aoi. Deine Anwesenheit allein hat schon einen Unterschied gemacht. Aber ich werde deine Unterstützung auf jeden Fall brauchen."

Aoi lächelte und legte ihre Hand sanft auf seine. „Dann lass uns gemeinsam herausfinden, wie wir diese Herausforderungen meistern können. Ich bin bereit, dir zu helfen."

Yuka spürte die Wärme ihrer Hand und eine unerwartete Welle von Dankbarkeit. Es war eine neue Art von Verbindung, die er noch nicht ganz verstand, aber die ihm irgendwie Halt gab. „Danke, Aoi. Ich bin froh, dass du hier bist."

Die beiden saßen in der Stille des Salons, während die Sonne langsam unterging und die Dunkelheit über das Schloss hereinbrach. Es war eine ruhige, aber unsichere Zeit, und die kommenden Tage würden zeigen, ob die neue Verbindung zwischen Yuka und Aoi stark genug war, um die Herausforderungen und Intrigen, die auf sie warteten, zu bewältigen.

Der Vampirprinz, der EntführerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt