Yuka saß still in seinem Zimmer, die Gedanken kreisten immer wieder um die letzten Momente mit Aoi. Der süße Duft ihres Blutes hing noch in der Luft, vermischt mit der tiefen Verwirrung, die ihn nicht losließ. Er wusste nicht, wie lange er dort gesessen hatte, als plötzlich die schwere Tür aufschwang und sein Vater eintrat.
Der Vampirkönig, eine imposante Gestalt mit langem, silbrigem Haar und durchdringenden roten Augen, blickte seinen Sohn ernst an. „Yuka," begann er, seine Stimme tief und autoritär. „Wir müssen reden."
Yuka stand hastig auf, überrascht und zugleich nervös. „Vater? Was ist los?"
Der König trat näher, seine Schritte hallten durch das große Zimmer. „Ich habe gehört, was zwischen dir und diesem menschlichen Mädchen vor sich geht."
Yuka erstarrte. Hatte sein Vater etwa alles mitgehört? Die Gedanken schossen ihm durch den Kopf, doch er konnte sich keinen klaren Reim darauf machen. „Vater... ich..."
„Schweig!" unterbrach ihn der König scharf. „Du weißt genau, dass deine Rolle als Thronfolger es verlangt, dass du dich an einen anderen Vampir bindest, nicht an einen Menschen."
Yukas Herz setzte einen Schlag aus. Er hatte gewusst, dass es früher oder später zu diesem Gespräch kommen würde, aber jetzt, da es soweit war, fühlte er sich völlig überfordert. „Vater, ich weiß, was die Regeln besagen, aber..."
„Aber nichts, Yuka," fuhr der König fort, seine Augen funkelten vor Zorn. „Du hast eine Verbindung zu diesem Mädchen hergestellt, eine Verbindung, die nicht mehr rückgängig gemacht werden kann."
Yuka senkte den Blick. Die Wahrheit dieser Worte traf ihn hart. Die Bindung, die er unbewusst mit Aoi eingegangen war, konnte nicht einfach aufgelöst werden. Er spürte es in jeder Faser seines Wesens – die Verbindung zu ihr war stark und tief.
„Vater, ich..." versuchte Yuka erneut, doch er wusste nicht, wie er seine Gefühle in Worte fassen sollte. Wie konnte er erklären, dass er sich von Aoi angezogen fühlte, obwohl er wusste, dass es falsch war? Dass er sich nach ihr sehnte, obwohl er die Konsequenzen kannte?
Der König seufzte schwer und legte eine Hand auf Yukas Schulter. „Yuka, du musst verstehen, dass es nicht nur um dich geht. Deine Entscheidungen beeinflussen das gesamte Reich. Wenn du mit diesem Mädchen zusammenbleiben willst, gibt es nur einen Weg."
Yuka blickte seinen Vater an, eine Mischung aus Angst und Entschlossenheit in seinen Augen. „Was soll ich tun?"
„Du musst sie verwandeln," sagte der König mit ernster Stimme. „Du musst sie in einen Vampir verwandeln, damit sie an deiner Seite bleiben kann. Nur so kannst du verhindern, dass diese Bindung dich zerstört – oder unser Reich."
Yuka war fassungslos. „Sie verwandeln...? Aber... das ist ein schrecklicher Schritt, Vater. Aoi ist ein Mensch, ein unschuldiges Mädchen. Ich kann ihr das nicht antun."
„Du hast keine Wahl, Yuka," entgegnete der König fest. „Die Bindung, die du eingegangen bist, hat bereits begonnen, deine Kräfte zu schwächen. Wenn du so weitermachst, ohne sie zu verwandeln, wird es dich zerstören. Du bist unser Thronfolger, unser zukünftiger König. Du kannst dir solche Schwäche nicht leisten."
Yuka fühlte, wie sich sein Magen zusammenzog. Er hatte gewusst, dass seine Verbindung zu Aoi problematisch war, aber er hatte nicht erwartet, dass es so weit kommen würde. „Und was wird aus Aoi, wenn ich sie verwandle?" fragte er leise.
„Sie wird an deiner Seite bleiben können, als deine Gefährtin," erklärte der König. „Aber es wird nicht einfach für sie. Der Prozess der Verwandlung ist schmerzhaft und gefährlich, aber es ist die einzige Möglichkeit."
Yuka schloss die Augen und ließ die Worte seines Vaters auf sich wirken. Er wusste, dass er eine Entscheidung treffen musste, aber der Gedanke, Aoi einem solchen Schicksal auszusetzen, machte ihn krank. „Ich... ich werde darüber nachdenken," sagte er schließlich, seine Stimme voller Unsicherheit.
Der König nickte. „Du hast nicht viel Zeit, Yuka. In den nächsten Tagen musst du handeln. Überlege gut, was du tust, aber zögere nicht zu lange. Das Reich kann keine Schwäche tolerieren."
Mit diesen Worten drehte sich der König um und verließ das Zimmer, ließ Yuka allein mit seinen Gedanken zurück.
Yuka blieb reglos stehen, sein Blick war starr auf den Boden gerichtet. Die Verantwortung, die auf ihm lastete, fühlte sich plötzlich erdrückend an. Was sollte er tun? Aoi in einen Vampir zu verwandeln, war eine Entscheidung, die ihr Leben für immer verändern würde. Er wusste nicht, ob er das Recht hatte, diese Entscheidung für sie zu treffen, aber die Alternative... war ebenfalls undenkbar.
In den darauffolgenden Tagen wich ihm der Gedanke an die Verwandlung nicht aus dem Kopf. Er verbrachte unzählige Stunden damit, darüber nachzudenken, was das Richtige war. Doch jedes Mal, wenn er Aoi ansah, spürte er den inneren Konflikt erneut auflodern. Sie war ihm zu kostbar geworden, und der Gedanke, sie zu verlieren oder zu verletzen, zerriss ihm das Herz.
Aber er wusste auch, dass die Zeit drängte. Sein Vater hatte recht – die Bindung zu Aoi begann bereits, an seinen Kräften zu zehren. Er konnte nicht mehr lange so weitermachen, ohne dass es ernsthafte Konsequenzen geben würde.
Eines Abends, als Aoi ihn erneut besuchte, fühlte Yuka, dass er eine Entscheidung treffen musste. „Aoi... wir müssen reden," sagte er leise, während sie sich ihm gegenüber setzte.
Aoi blickte ihn neugierig an. „Was ist los, Yuka? Du siehst so ernst aus."
Er seufzte tief und griff nach ihrer Hand. „Es gibt etwas, das ich dir sagen muss. Etwas, das unser beider Leben verändern könnte."
Aoi sah ihn verwirrt an, aber sie drückte sanft seine Hand und wartete geduldig auf seine Worte.
„Du weißt, dass ich dich... sehr schätze," begann Yuka zögernd. „Aber die Verbindung, die zwischen uns entstanden ist, ist mehr als nur eine Freundschaft. Sie ist tief... zu tief für jemanden wie dich, der ein Mensch ist."
Aois Augen weiteten sich leicht. „Was meinst du damit?"
Yuka sah sie ernst an. „Diese Verbindung, Aoi, sie zehrt an meinen Kräften. Sie bringt mich in eine Lage, aus der ich ohne deine Hilfe nicht entkommen kann. Und diese Hilfe... würde von dir verlangen, dass du einen großen, schmerzhaften Schritt gehst."
Aoi runzelte die Stirn. „Was für einen Schritt, Yuka? Was soll ich tun?"
Yuka schluckte schwer, seine Stimme zitterte leicht, als er antwortete: „Du müsstest... ein Vampir werden, Aoi. Nur so können wir zusammen bleiben. Nur so kann ich dich schützen, und nur so können wir diese Bindung vollständig machen."
Aoi sah ihn für einen Moment stumm an, das Gewicht seiner Worte sickerte langsam ein. „Ein Vampir...?" flüsterte sie, ihre Stimme war kaum hörbar.
„Ja," bestätigte Yuka leise. „Ich würde es nicht vorschlagen, wenn es eine andere Möglichkeit gäbe. Aber... wenn du an meiner Seite bleiben willst, ist das der einzige Weg."
Aoi saß regungslos da, ihre Gedanken schienen in alle Richtungen zu rasen. „Und wenn ich es nicht tue?"
Yuka senkte den Blick, seine Schultern sanken leicht. „Dann... müssen wir getrennte Wege gehen. Und ich weiß nicht, was das für uns beide bedeuten würde."
Aoi schloss kurz die Augen, ihr Herz schlug schneller. „Und du? Was willst du, Yuka?"
Yuka sah sie an, seine roten Augen leuchteten sanft im schummrigen Licht. „Ich will, dass du bei mir bleibst, Aoi. Aber ich will auch, dass du die Wahl hast. Es ist deine Entscheidung."
Aoi atmete tief durch und sah ihn lange an. Dann, nach einer scheinbar endlosen Stille, nickte sie leicht. „Ich... ich muss darüber nachdenken, Yuka. Aber ich weiß, dass du das Richtige für uns tun wirst."
Yuka nickte, die Schwere der bevorstehenden Entscheidung lastete auf ihm wie ein dunkler Schatten. Er wusste, dass egal, wie Aoi sich entscheiden würde, ihr beider Leben für immer verändert würde.
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Der Vampirprinz, der Entführer
VampireIn den geheimnisvollen Schatten eines uralten Vampirreichs lebte Yuka, der älteste und einzige Sohn der mächtigen Vampirkönige. Mit seinen 5000 Jahren war er nicht nur der Erbe einer unermesslichen Macht, sondern auch ein Wesen von atemberaubender S...