Kapitel 4

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Mit einem dumpfen Geräusch machte Taehyungs Rücken Bekanntschaft mit der saftig grünen Wiese.
Ein »Uff« verließ seine Lippen. Ihm wurde die Luft aus der Lunge gepresst, als Jeongguk auf ihm landete. Urplötzlich waren sie sich so nah. Ihre Nasenspitzen berührten sich, während sich ihre Blicke ineinander verwebten; als hätten sich zwei Universen begegnet und würden nun zu einem werden. Die Zeit schien still zu stehen. Nur die beiden Herzen schlugen schnell und kräftig im Einklang. Sie beide fühlten diese Erschütterung in ihrer Seele, da waren sie sich sicher. Und so ungewöhnlich wie die Situation war, so romantisch schien sie auch.

Dennoch musste Taehyung sie so bald wie möglich wieder beenden, bevor er noch etwas Blödes tat, denn seine Finger zuckten schon seitdem sie auf dem Boden lagen und sich diese eine verfluchte Strähne aus Jeongguks Haaren gelöst hatte, die ihm frech im Gesicht hing. Wie gern der blonde Elbe sie zurück auf ihren Platz hinter den Ohrspitzen des Dunkelhaarigen gestrichen hätte.

»Du hast gewonnen!«, rief Taehyung deshalb ein wenig zu laut. »Ich gebe mich geschlagen«, sprach er nun ruhiger unter einem sanften Lächeln. Der Kampf war der Wahnsinn gewesen. Schon lange hatte er im Nahkampf keinen würdigen Gegner, wie Jeongguk es war, gehabt. Deshalb gab er sich gerne geschlagen, schließlich wollte er noch ein wenig die Gegend erkunden und nicht gleich schon vor Erschöpfung ins Bett fallen!

Viel zu lange hatte Jeongguk keine Nahkämpfe mehr ausgetragen. Er hatte eigentlich erwartet, komplett eingerostet und aus der Übung zu sein, aber dem war nicht so. Vielleicht war Taehyung ja auch so nett und hatte ihn gewinnen lassen. Wie auch immer das Ergebnis zustande gekommen war, am Ende zählte eigentlich nur der Kampf selbst und nicht das Ergebnis.

Für Jeongguk war es ein riesiger Spaß gewesen, wieder auf diese Weise trainieren zu können. »Das kann ich nur zurückgeben. Wiederholen wir das Ganze irgendwann wieder! Ich bin mir sicher, dass wir gute Übungspartner wären.«

Das Jeongguk der Kampf genauso Spaß gemacht hat und er sogar glaubte, das er und Taehyung gute Übungspartner wäre, ließ Taehyung große Freude verspüren. Er konnte es kaum abwarten, wieder mit Jeongguk zu trainieren.

»Was hältst du von einer Mahlzeit als Gewinn? Vielleicht können wir eine besondere Köstlichkeit des Dorfes probieren?«, fragte Taehyung, als sich Jeongguk vorsichtig erhob und Taehyung eine helfende Hand entgegen streckte, um den Kleineren auf die Beine zu ziehen.

Verlegenheit legte sich auf Taehyungs Gesichtszüge in Form eines roten Schimmers. Er wusste selbst nicht, wieso ihn diese Frage so schüchtern werden ließ. Er erhoffte sich, ein 'Ja' zu hören. Es ließ seinen Bauch kribbeln und ein wohlig warmes Gefühl entfachen. Schließlich war ein gemeinsames Essen etwas Besonderes, nicht wahr?

Taehyung selbst verstand es nie, wieso so viele davon sprachen, wie besonders es war, mit der einen bestimmten Person zu speisen. Vielleicht, weil er diese Person noch nicht kennengelernt hat? Er wusste es nicht. Was er wusste, war, dass Jeongguk sein Inneres nur durch einen Blick in seine Augen erwärmte und das fühlte sich wirklich schön an.

Auf die Frage von Taehyung, ob sie zusammen etwas essen gehen würden, übernahm Jeongguks Magen das Antworten. Das folgende laute Knurren war unüberhörbar. Verlegen rieb sich der Elbe über den Bauch. »Jetzt, wo du Essen erwähnst, bekomme ich tatsächlich Hunger. Ich kenne eine gute Taverne!«

Erneut an diesem Tag griff Jeongguk nach Taehyungs Hand und zog ihn vom Kampffeld runter. Gemeinsam kehrten sie zu Ethmyr zurück und betraten diesmal eine Höhle, die in einer der fetten Wurzeln lag. Über dem Eingang stand noch in großen Buchstaben »Zur Dreifingerknolle«.

Innen wurde laut gelacht, getrunken und geschlemmt - wobei die Elben keine Sekunde ihren Anmut und den Anstand verloren. Nur Zwerge und Ogers würden sich bis ins Koma saufen.

Auch hier wurden Jeongguk und Taehyung von allen Seiten begrüßt. Sie boten dem Neuling unterschiedliche Getränke an, wollten ihn kennenlernen und zu einer Runde »Spitzohr« überreden - ein bekanntes Kartenspiel unter den Elben. Doch Jeongguk zog den Neuling nur schnell weiter. Schließlich wollten sie heute noch etwas Vernünftiges zu essen bekommen.

»Worauf hast du Lust? Wir haben alles, was das Herz begehrt.« Jeongguk deutete auf die Speisekarte, die an der Wand hinter dem Tresen hing.

AdalisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt