Jeongguk und auch die anderen Drachenreiter stiegen auf ihre Gefährten und erhoben sich in den Himmel. In der eingeübten Formation flogen sie neben und hinter Taehyung her, ließen ihn führen und bestimmen. Jeongguk spürte den frischen Wind in seinem Gesicht und genoss die kühle und mondlose Nacht. Er hatte den Platz direkt hinter Taehyung eingenommen, zeigte ihm, dass Jeongguk ihm den Rücken freihielt, wie es im Kampf eben üblich war. Neben ihm flog Namjoon mit seinem schwarzen Drachen Micantes, dem Sternenkönig.
»Du bist ein Naturtalent, Taehyung!«, rief Namjoon stolz. Die meisten Anfänger taumelten noch etwas unsicher, doch Taehyung flog, als wäre es schon immer ein Teil von ihm gewesen.Freudestrahlend bedankte sich Taehyung bei Namjoon für das Kompliment. Es fühlte sich fantastisch an, auch wenn sie im Moment trainierten, um im schlimmsten Fall sich und das Volk schützen zu können. Taehyung wusste, dass das hier kein Vergnügen war, aber das Gefühl, zum ersten Mal einem Drachen so nahe zu sein, war überwältigend.
»Sei meine Augen«, flüsterte Taehyung seinem Drachen zu und augenblicklich glühten seine Augen auf. Durch die Augen seines Drachen zu sehen, ließ Taehyung staunen! Es war unbeschreiblich, was er alles erkennen konnte.Als sich der Übungsflug dem Ende neigte, landeten sie alle erneut auf dem großen Hügel.
»Hantanyel, Evantis - ich danke dir.« Taehyung stieg ab und verbeugte sich nochmal respektvoll vor seinem neuen Kameraden. Er konnte es kaum abwarten, wenn sie das nächste Mal richtig zusammen trainieren würden. Sein Herz klopfte freudig.Die anderen Elben zogen mit ihren Drachen noch einige weitere Bahnen durch den Himmel. Erneut formatierten sie sich. Diesmal ritt Namjoon an der Spitze. Nach zwei weiteren Runden landeten sie schließlich wieder auf dem Hügel und die Drachen neigten respektvoll ihre Köpfe - eine Geste, um die neuen Mitglieder, Elbe und Drache, in ihren Reihen willkommen zu heißen.
»Aras vel teges! Willkommen in der Truppe! Heute feiern wir ein wenig. Unten haben euch die anderen Elben Getränke und Speisen vorbereitet. Es wird Musik gespielt, getanzt und gefeiert. Euch ist es gestattet, euch mit euren Drachen in die Lüfte zu erheben. Denn heute wird es ein Tag der Freiheit sein!«, kündigte Namjoon ausgelassen an.Taehyung konnte all die bunten Lichter am Fuße des Hügels sehen. Die fröhlichen Stimmen der schon feiernden Elben und die freudigen Melodien drangen an seine Ohren und ließen ihn warm lächeln.
Taehyung versuchte, Jeongguk zu erspähen. Er wollte unbedingt mit ihm zusammen runterlaufen. Zu seinem Bedauern war der Ältere nirgends zu sehen. Klar, Jeongguk war beliebt. Taehyung wusste das. Wahrscheinlich wurde Jeongguk schon längst auf einen Krug Met entführt. Der Blondschopf kam nicht umhin, trostlos zu seufzen.»Was bedrückt dich, mein Kamerad? Deine Freude ist aus deinen Augen gewichen«, sprach Evantis mit einer tiefen, aber sanften Stimme zu Taehyung. Dieser schüttelte nur den Kopf.
»Nichts, es ist nichts. Ich hatte nur gehofft....« Seine Stimme wurde leise. Er würde einfach ohne Jeongguk gehen müssen.Hinter Taehyung ertönten Flügelschläge. Mit einem leisen Rums landete Hederos, der Mondwächter, hinter ihm. Jeongguk kletterte von seinem Rücken und kam auf Taehyung zu. »Du bist noch hier! Ich hatte beinahe befürchtet, dass du schon mit den anderen los bist, um an den Feierlichkeiten teilzunehmen. Ich war noch einige Runden mit Hederos drehen. Wir haben es viel zu sehr vermisst, miteinander zu fliegen.«
Als Jeongguk direkt vor Taehyung stand, hielt er augenblicklich inne, um ihm einmal tief in die Augen zu schauen. Es war dunkel und ohne Mond gab es erst recht kaum Licht. Nur spärlich beleuchteten die aufgehängten Laternen den Hügel.
»Hast du etwa auf mich gewartet, Tae?« Allein bei dem Gedanken erwärmte sich Jeongguks Körper. Er errötete leicht.Eine Welle der Zuneigung überflutete Taehyung. Der sonst so schüchterne Krieger stürzte sich sofort in Jeongguks Arme und vergrub sein Gesicht in Jeongguks Brust.
»Ich habe gedacht, du bist ohne mich los«, flüsterte Taehyung so leise, dass Jeongguk ihn womöglich gar nicht verstanden hätte, wenn der Blonde ihm nicht so nahe gewesen wäre. Als Taehyung seinen Blick hob und in die braun-goldenen Augen seines Gegenübers sah, hatte er sich sofort verloren.Obwohl die Nacht ohne den Mond so dunkel war, schienen Jeongguks Augen für Taehyung zu leuchten. Als würde Taehyung in den mit Sternen benetzten Himmel schauen. Was war denn bloß los mit ihm? Und wieso schlug sein Herz so fest, als würde es jeden Augenblick aus der Brust springen?
Schüchtern biss sich Taehyung auf seine Unterlippe und fixierte Jeongguks zarte rosanen Lippen, die so einladend wirkten. Sein Griff an der Rüstung des Älteren wurde fester und auch Taehyungs Wangen zierten eine feine Röte. Taehyung schämte sich für seine Gedanken. Jeongguk mochte ihn, aber bestimmt nicht so, wie der Jüngere ihn zu mögen schien. Also lockerte Taehyung seinen Griff und nahm einen Schritt zurück.
Jedoch merkte Jeongguk, wie Taehyung wieder ein wenig nervöser wurde. Das war er immer, wenn er in Jeongguks Nähe war. Langsam konnte er auch ahnen, wieso Taehyung sich so fühlte. Und wie auch Jeongguk sich fühlte. Sie beide hatten wahrscheinlich schon die ganze Zeit über den gleichen Gedanken gehabt, doch nie hatte sich jemand getraut, dieses bestimmte Gefühl anzusprechen.
»Du spürst das doch auch, oder, Taehyung?«, hauchte Jeongguk leise und hob vorsichtig eine Hand, um sie Taehyung auf die Wange zu legen. »Dieses Herzrasen, die Hitze, das Zittern ... Du spürst es doch auch.«Taehyungs Augen wurden groß, als er Jeongguks Worte vernahm. Er fühlte es auch? Vorsichtig nickte er dem Älteren zu, ehe er seine Stirn an die von Jeongguk legte.
»Ja, ich spüre es auch«, hauchte Taehyung. Er konnte es nicht fassen. Sein Herz schlug so fest, dass Taehyung etwas schwindelig wurde. Das Rauschen in seinen Ohren wurde lauter. Er fühlte sich besonders. Besonders für Jeongguk.
Es fühlte sich richtig an. Es hatte sich schon immer richtig angefühlt, doch Jeongguk wusste, dass jetzt der Moment gekommen war. Nur wenige Zentimeter trennten ihre Lippen voneinander. Und dann, ganz instinktiv, verband er sanft ihre Lippen miteinander. Es fühlte sich an, als würden tausend Schmetterlinge in seinem Bauch herumfliegen. Sein Körper kribbelte angenehm, Jeongguk wurde ganz warm ums Herz. Der erste Kuss war sanft und unschuldig, doch je mehr er von den Lippen des Elben kostete, desto verlangender wurde er.
Jeongguk war dabei so vertieft, dass er nicht hörte, wie sich Hederos und Evantis in die Lüfte erhoben, um sie bei diesem kleinen, aber bedeutsamen Moment nicht zu stören.
Als Jeongguks Lippen die von Taehyung berührten, glaubte er, dass in seinem Inneren ein Vulkan ausgebrochen war. Wie die glühende Lava bahnte sich die Wärme einem Weg durch seinen Körper. Sanft streiften Jeongguks Lippen über Taehyungs, führten ihn in einen Tanz voller Leidenschaft, ehe es stürmisch wurde.
Taehyungs Hände wanderten in Jeongguks Nacken, wo sich seine rechte Hand in den langen, dunklen Haaren verfingen. Taehyung fühlte sich, als würde er schweben. Vorsichtig neigte er seinen Kopf, leckte an Jeongguks Unterlippe, bevor er vorsichtig daran knabberte.
Der Kuss wurde von Sekunde zu Sekunde intensiver. Die anfängliche Wärme entfachte zu einer riesigen Flamme der Leidenschaft und des Verlangens. Noch nie hatte Jeongguk jemanden so sehr gewollt wie Taehyung, wie diesen Elben hier. Vielleicht existierte ja die Seelenverwandtschaft oder es war eine uralte Magie, die sie beide verband. Oder vielleicht war es einfach nur Liebe. Was es auch war: Jeongguk wollte dieses Gefühl auf ewig behalten.
Irgendwann ging ihnen die Luft aus und sie mussten widerwillig ihre Lippen voneinander lösen. Jeongguk atmete schwer, schaute tief in das unergründliche Meer aus Blau und Grün. »Ich glaube, ich habe mein Herz an dich verloren, Tae ...«
Taehyung wusste nicht wieso, aber Tränen stiegen ihm in die Augen. Hatte Jeongguk das gerade wirklich gesagt?
Die funkelnden Seelenspiegel von Jeongguk schauten ihn an. Taehyung lächelte sanft, nahm Jeongguks Hand und legte sie an die Stelle, wo sein Herz wie verrückt schlug.
»Meines gehört dir auch schon längst, Ggukie.«Jeongguks Herz ging auf wie eine Blume im Frühling. Wenn er davor nicht schon vor Glück gestrahlt hatte, dann tat er das jetzt definitiv. Erneut waren sich ihre Körper so nahe, dass kein Blatt zwischen sie passen könnte. Zwei Herzen, die sich nun gefunden hatten, zwei Herzen, die nun vereint waren. Und Jeongguk war sich sicher: Nicht einmal der Tod könnte diese Verbindung auseinanderreißen.
Aber wo das Licht ist, ist auch der Schatten, dem du nicht entkommen kannst!
To be continued......
A/N: So ihr Lieben, nun sind wir am Ende der kleinen Geschichte unser zweier Verliebten! Aber ihre gemeinsame Reise hat gerade erst begonnen!
Wird Jeongguk Taehyungs Sonne bleiben? Kann er Taehyungs Sturm besänftigen? Und wird Taehyung eines Tages die Schatten seiner Vergangenheit lichten können!
Bleibt dran! Im Zweiten Teil bekommen wir ein bisschen mehr Licht! Und somit vielen Dank fürs, Lesen, Voten, Kommentieren! Einfach das ihr da wart! 💜#Borahae
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Adalis
FanfictionDie Adalis sind ein mächtiger Elbenclan, bekannt für ihre starken Krieger und geschickten Handwerker, aber auch für die gute Kultur und das schmackhafte Essen. Für Taehyung bietet der Clan neue Chancen, um von seinem alten Leben loszulassen und eine...