Allein, dass Taehyung sein Kinn auf Jeongguks Schulter abstützte, sodass er den heißen Atem des anderen direkt wahrnehmen konnte, ließ das Herz des Elben höher schlagen. Wie konnte ein Wesen nur solche Gefühle in einem erwecken? Schnell versuchte Jeongguk, sich wieder auf das Pergament zu konzentrieren - was leichter gesagt als getan war. Taehyungs Präsenz lenkte zu sehr ab.
»Also«, räusperte er sich, »empfohlen sind zwei Gilden auf einmal, aber am Ende gibt es kein Limit, wie vielen Gilden du beitreten magst. Da die Drachengilde eine Untereinheit der Kampfgilde ist, würde sie tatsächlich noch zu einer zählen. Dementsprechend könntest du der Kampf-, Magie- und eventuell auch der Kochgilde beitreten, insofern es nicht zu stressig für dich wird.«»Das klingt sehr verlockend! Danke für deine Hilfe, Ggukie!« Taehyung war wirklich begeistert, dass er sein Können auf verschiedene Art und Weise zeigen konnte und nicht eingeschränkt war. In seiner Heimat gab es nur wenige Clans und man musste sich auf eine festlegen. Schließlich wollten die Dorfbewohner das Können perfektionieren - zu Taehyung Leiden. Er wollte so vieles als Kind erlernen, nur war ihm das freie Entfalten nicht erlaubt gewesen. Dafür hatte seine Mutter ihm zuhause das Kochen beigebracht. Er dankte ihr bis heute dafür.
Fest drückte er Jeongguk an sich, um seine Dankbarkeit zu unterstreichen. Taehyung wäre ohne den Älteren definitiv verloren.
Schnell war alles Notwendige ausgefüllt und der Antrag beim zu klein geratenen Elben, der mit seinem herrlich duftenden Tee nach kurzer Zeit wieder aufgetaucht war, abgegeben.
Und kaum verließen sie die große Halle, hatte Taehyung Jeongguks Hand gepackt und zog ihn ein paar Baumwurzeln tiefer, um sich eben bei Namjoon zu melden.
Es war zu einem Ritual geworden. Und Jeongguk hoffte, dass es so bleiben würde. Diese Verbundenheit war so viel schöner und stärker, wenn er Taehyungs Hand hielt und er Jeongguks. Es bereitete ihm ein wohliges Gefühl, als wäre er zuhause. Jeongguk war dabei so in Gedanken versunken, dass er erst später realisierte, wie sie plötzlich vor Namjoon standen.
»Einen guten Morgen!«, trällerte er den beiden entgegen. »Ich hoffe, du hast dich gut eingelebt, Taehyung. Das war dein Name, richtig? Hat Jeongguk dir schon die Gilden gezeigt und dich dort eintragen lassen? Falls du noch etwas Bedenkzeit benötigst, kann ich dir gern einige Tage geben.«
Taehyung verbeugte sich kurz vor seinem Anführer. Respekt zu zollen, war ihm sehr wichtig, auch wenn Namjoon sehr locker und freundlich schien.
»Taehyung, genau! Ggu … Jeongguk, hat mir das Wichtigste gezeigt und erklärt! Ich habe die Anmeldepapiere bei dem Elbenzwerg gerade ausgefüllt! Vielen Dank.«
Wie peinlich! Da hätte er fast Jeongguks Spitznamen gesagt. Taehyung sollte den Älteren bei Gelegenheit fragen, ob das überhaupt für ihn okay war!Namjoon hob nur kurz seine rechte Augenbraue. Ein amüsiertes Lächeln schlich sich auf seine Lippen.
»Den Elben-Zwerg also?« Oh Gott, dem Blonden war das gar nicht aufgefallen. Seine Augen wurden groß, seine Ohren glühten bis in die Spitzen.
»Ich … also … er … « stotterte Taehyung. Wie sollte er aus dieser Situation herauskommen? Da hatte er glatt einen anderen Elben beleidigt.
Plötzlich erklang ein ohrenbetäubendes Lachen. Ein schick gekleideter Elbe, der am Schreibtisch in der Ecke saß, lachte laut.
»Namjoon-ah! Du hast gewonnen! Ich hätte nicht gedacht, dass der Neuling direkt den Mumm hat, Hyujin als Zwerg zu bezeichnen! Hi, ich bin übrigens Seokjin. Ich verwalte das Gold«, sagte der Schönling und streckte Taehyung seine rechte Hand entgegen.Hatten die gewettet? Total irritiert von der Situation, streckte Taehyung seinen Arm Seokjin entgegen und musste zum Bedauern Ggukies Hand loslassen.
»Hallo«, drückte Taehyung die Hand des anderen etwas kräftiger.
Typisch Namjoon und Seokjin. Ständig gingen sie Wetten ein und mussten über jeden neuesten Tratsch spekulieren. »Ihr seid echt gemein zu dem Neuling«, schnaubte Jeongguk kopfschüttelnd und nahm wieder Taehyungs Hand, um ihm zu zeigen, dass er nicht allein dort stand - und dass die beiden Verwalter das auch ganz sicherlich nicht böse meinten.
»Am Ende ist es doch ein Fakt, dass Hyujin ein Mischling ist. Die legendäre Liebesgeschichte zwischen einem Elbenmann und der Zwergenfrau und das Wunderkind, das das Blut beider Völker vereint.«
Beide Elben hinter dem Schreibtisch hoben beschwichtigend die Arme in die Höhe.
»War gar nicht böse gemeint!«, verteidigte Seokjin sie beide.
»Keiner urteilt über Hyujin. Wir akzeptieren ihn so wie er ist! Er gehört wie alle andere dazu«, sprach der Anführer der Adalis mit einem Schmunzeln auf den Lippen»Du solltest das am besten wissen, oh du großer Jeongguk! Der Retter auf dem großen Drachen!« Seokjin konnte es einfach nicht lassen, den Jüngeren zu triezen.
»Ich mache dann mal eine Biege. Die Geschäfte machen sich nicht von allein«, trällerte der Banker, eher er sich verabschiedete.
»Ich wusste gar nicht, dass du auf Männer steht, aber definitiv hast du Geschmackt«, flüsterte Seokjin in Jeongguks Ohr und deutete auf die mit Taehyungs verschränkte Hand.
Er klopfte Jeongguk kurz auf die Schulter. »Na dann, bis die Tage. War nett, dich kennenzulernen, Taehyung!«Dieser schaute kurz über seine Schulter zu Seokjin und winkte noch einmal kurz, bevor er einen kleinen Augenblick später Jeongguks Gesicht studierte. Was der Ältere ihm da wohl zugeflüstert hat?
Darüber konnte Taehyung später spekulieren, schließlich stand er immer noch vor ihrem Anführer.»Also, wenn das für dich okay ist, würde ich mich gerne von Jeongguk zu den Kochräumen begleiten lassen, schließlich muss ich ab sofort meinen Pflichten nachgehen.« Taehyung hoffte, endlich hier raus zu sein.
Das Schmunzeln auf Namjoons Lippen ließ seine Grübchen zum Vorschein kommen und irgendwie sah das gerade sehr schelmisch aus.
»Klar, geht nur! Wenn du was benötigst, nur zu. Kannst auch gerne hierher kommen. Jederzeit!«
Nachdem Taehyung sich bedankt und verabschiedet hatte, verließ er die Wurzel Ethmyrs gemeinsam mit Jeongguk. Er war ihm so dankbar, dass er da nicht allein durch musste und dieser sogar die ganze Zeit Taehyungs Hand gehalten hatte.
Auch wenn Namjoon und Seokjin sehr nett waren, konnte der junge Elbe nur schlecht mit solchen Situationen umgehen.Die Wärme, die von der Hand des älteren Elben ausging, umhüllte Taehyung.
Sie gab ihm einen gewissen Halt und die Bestätigung, dass er nicht allein war.
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Adalis
FanfictionDie Adalis sind ein mächtiger Elbenclan, bekannt für ihre starken Krieger und geschickten Handwerker, aber auch für die gute Kultur und das schmackhafte Essen. Für Taehyung bietet der Clan neue Chancen, um von seinem alten Leben loszulassen und eine...