Kapitel 6

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Jeongguks Hand hinterließ eine seltsame Kälte, die sich über Taehyungs ausbreitete. Enttäuschung machte sich in ihm breit und beschämt senkte er seinen Blick.

Was hatte Taehyung sich nur gedacht? Er war ja schließlich hier, um ein Krieger des Adalis-Clans zu sein und nicht, um Liebschaften zu finden. Die neue Umgebung, die Eindrücke vernebelten seinen Kopf. Jeongguk war nett; nett zu ihm, freundlich zu jedem. Anscheinend war das seine Art! Also was fiel  Taehyung ein, zu glauben, er sei für den anderen etwas Besonderes? Wahrscheinlich war er nichts anderes als ein neu gewonnener Kamerad.

Taehyung schluckte die negativ bitteren Gefühle, die seine Zunge benetzten, herunter, hob seinen Haupt und schaute in die fragenden Augen von Hoseok. Er hatte seine Arme verschränkt und sein Geschirrtuch ordentlich über seine rechte Schulter geworfen. Abwartend schaute er die beiden an. Anscheinend hatte der Kellner etwas Falsches gesagt. Denn Jeongguk hatte er schon Ewigkeiten nicht so verlegen gesehen, während der Neue irgendwie von Enttäuschung zu plagen schien. Gerade, als Hoseok etwas sagen wollte, bestellte auch Taehyung einen Krug Met bei ihm.

»Zweimal Met und zwei Chef-Empfehlungen kommen sofort! Ihr könnt euch schon setzen. Jeongguk, dein Lieblingsplatz ist noch frei«, lächelte der Rothaarige sanft, bevor er durch die Tür hinter ihm verschwand.

Normalerweise hätte sich Jeongguk gleich nach der Bestellung an seinen Stammplatz gesetzt, mit einigen anderen Elben geplaudert und vielleicht hier und da einige Schlücke Met aus fremden Krügen genommen - niemand sah es da besonders kritisch oder verwerflich.

Jetzt aber stand Jeongguk da mit Taehyung - wie bestellt und nicht abgeholt - und wusste nicht, wie er sich nun verhalten sollte. Erneut räusperte der Elbe sich, um Taehyungs Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Dann deutete er auf den Stammtisch.
»Nun ... Wir sollten uns hinsetzen. Die Zubereitung wird sicherlich noch etwas dauern.«

Jeongguk konnte sich mit bestem Willen nicht erklären, was heute mit ihm los war. Immer noch die Aufregung wegen des Neuen? Hatte er sich vielleicht eine seltene Elbenkrankheit eingefangen? Dabei kam so etwas gerade mal alle fünfhundert Jahre vor. Das wäre fatal und äußerst demütigend, wenn es Jeongguk erwischt hätte! Nein, vielleicht lag dieses Gefühl auch einfach an Taehyung? Aber da bliebe nur die Frage: Wieso? Wieso brachte Taehyung das Herz des Elben so schnell zum Schlagen und wieso wurde Jeongguk in seiner Anwesenheit so nervös?

Ein leises Räuspern zog Taehyungs Aufmerksamkeit auf sich und so sah er wieder Jeongguk an. Taehyung folgte seiner Aufforderung, sich zu setzen. Still nahm er an dem kleinen runden Holztisch neben Jeongguk Platz. Er schaute sich eine Weile um, sah all die Elben in dieser Taverne an. Er beobachtete den ein oder anderen eine Weile, ein sanftes Lächeln schlich sich auf seine Züge. Das war jetzt sein neues Zuhause. Es war so voller Leben. Ganz anders als bei ihm im Dorf. Bei so wenigen Elben, die dort ihr Zuhause hatten, war man froh, wenn man den Feldnachbar mal auf der Straße traf.

Zufrieden seufzte Taehyung, legte seinen Ellbogen auf den Tisch, ballte seine Hand zur Faust und bettete sein Kinn darauf. Verträumt schlich sich sein Blick zu Jeongguk.

Man, der Elbe hatte es echt in sich. Diese tiefen Augen, und diese markanten Kieferknochen. Taehyung kam nicht umhin, auch seine schönen Lippen zu betrachten. Er wusste schon früh, dass er die männlichen Züge vor den weiblichen bevorzugte.

Breite Schultern, trainierte Oberschenkel, großer Bizeps - oh Himmel - und ein Muskel benetzter Bauch waren definitiv das, was ihn zum Schwitzen brachte. Bestimmt nicht große Brüste und was der weibliche Körper sonst noch zu bieten hatte.

So in der Schwärmerei versunken, hatte Taehyung beinahe den Krug Met umgeschmissen, den Hoseok so gerade eben zusammen mit seinem Essen vor seine Nase gestellt hatte.

»Tut mir leid, ich war gerade in Gedanken«, rief der Blonde sofort aufgebracht und schnappte sich mit glühenden Wangen das Tuch, das über der Schulter von Hoseok hing. Dann wischte er hektisch das bisschen Met vom Tisch, das übergeschwappt war.

»Na, mach dir keinen Kopf! Passiert schon Schlimmeres! Tut mir leid für die Unterbrechung deiner Gedanken.«
In Hoseoks Stimme war ein neckender Unterton zu finden, als hätte er Taehyungs Gedanken gelesen.
Noch immer mit glühenden Wangen widmete Taehyung sich Jeongguk, nachdem Hoseok mit einem «lasst es euch schmecken« ihren Tisch verlassen hatte.

»Na dann, zum Wohl! Auf ein aufregendes Abenteuer!«

AdalisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt