Kapitel 13

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»Hi!« Eine helle Stimme ertönte hinter Taehyung. Ein Elbe stand dort mit hellorangen Haaren und einem breiten Lächeln über beide Spitzohren. Seine Augen waren wie in Bernstein getunkt worden. Er schien kleiner als Taehyung zu sein. »Hast du noch keinen Kampfpartner? Falls nicht, wollte ich dich fragen, ob wir vielleicht miteinander trainieren wollen. Ich bin neu in der Einheit, nachdem man mich von Anfänger auf Fortgeschrittene erhoben hat. Deswegen kenne ich noch nicht allzu viele Elben hier. Adalis ist schließlich ein großer Clan.«
Der orangehaarige Elbe musterte Taehyung einmal genauestens. »Moment, du bist doch das neue Mitglied unseres Clans, nicht wahr? Man hat mir schon ein wenig über dich erzählt! Ich bin übrigens Jimin!« Freudig hielt er dem anderen Elben die Hand hin.

Taehyung kam nicht umhin, dass sich Enttäuschung in ihm ausbreitete. Er hatte so gehofft, mit Jeongguk wieder trainieren zu dürfen. Und trotzdem war das warme Gefühl in seiner Brust, das der Orangehaarige durch seine Tat auslöste, dominanter.

Die Unsicherheit flog dahin, tief verbeugte er sich vor Jimin.
»Taehyung! Nett dich kennenzulernen, Jimin. Ah und Glückwunsch zum Aufstieg.« Er schenkte dem anderen Elben ein breites Lächeln und nahm sein Angebot an. Zusammen als Zweierteam standen sie nun wie alle anderen vor Jeongguk.

»Hoffentlich lässt er Gande walten. Jeongguk soll zwar ein wirklich herzlicher Elbe sein, aber in den unteren Einheiten erzählt man sich, dass er bei der Ausbildung wirklich streng sein soll. Aber ja, heiß ist er definitiv.«

Perplex und aus großen Augen schaute Taehyung Jimin an. Bitte was? Sein Blick wechselte zwischen dem Älteren und seinem Übungspartner hin und her. Er wüsste echt nicht, was er darauf erwidern sollte. Vielleicht ein bisschen zu lange blieben seine Augen auf Jeongguks Erscheinung hängen.

Die golden schimmernden Augen, die weichen und doch so kantigen Gesichtszüge, die dunklen und doch so schön glänzenden Haare ... Viel von Jeongguks Körper konnte man nicht sehen, aber Taehyung vermutete viele starke Muskeln. Er würde gerne seine Finger darüber fahren lassen, sie liebkosen und fühlen. Er würde … Nein, das war zu viel. Der Gedanke ließ Taehyung rot anlaufen. Die Scham stand ihm ins Gesicht geschrieben. Ja, Jimin hatte definitiv recht. Jeongguk war heiß. Und der Gedanke, dass viele andere auch so dachten, ließ ihn seinen Kiefer aufeinander pressen und mahlen. Taehyung sollte sich beruhigen. Es gab keinen Grund, eifersüchtig zu sein. Schließlich war Jeongguk nicht sein fester Partner. Und dennoch glühten Taehyungs Ohren immer noch vor Verlegenheit und vielleicht auch ein wenig Wut über die Eifersucht.

»Alle einen Trainingspartner gefunden? Wir sind heute schließlich eine gerade Zahl.«

»Ja, Sir!«, riefen alle im Chor und stellten sich kerzengerade hin. Zufrieden nickte Jeongguk in die Runde und hielt die Holzklinge des Trainingsschwerts vor das Gesicht. »Legt die Schutzzauber über euch. Wer sie nicht kennt, möge bitte die Hand heben!«

Erschrocken sah Jimin seinen Trainingspartner an. »Im Magietraining bin ich noch nicht so weit. Ich kenne den Schutzzauber nicht. Du vielleicht, Taehyung?«, fragte er hoffend. Es wäre doch irgendwie peinlich, wenn Jeongguk extra zu ihnen kommen und den Zauber für sie sprechen musste.

Zustimmend nickte Taehyung. Schutzzauber waren für ihn das Einfachste, schließlich war Magie doch sein Spezialgebiet. Anmutig sprach er den Zauber auf Altelbisch, vergaß dabei jedoch, dass er nur sich und seinen Partner schützen musste. Die große Menge Magie stob aus Taehyung heaus, ummantelte alle Elben und ihn selbst auch. Der Schutzzauber lag nun auf allen, sogar Jeongguk.

»Oh, t-tut mir leid, das … das … das war zu viel«, stotterte Taehyung panisch. Manchmal vergaß er, wie gut er in diesem Gebiet war. Mit großen Rehaugen sah er Jeongguk an. Hoffentlich verzieh der Ältere ihm den Patzer. Von Peinlichkeit berührt, glühten seine Wangen dunkel. Daheim war es normal, dass Taehyung eine halbe Armee auf einmal mit solchen Zaubern belegen musste.

Überrascht sah Jeongguk zum blonden Elben rüber. Auch viele andere Lehrlinge lenkten ihre Aufmerksamkeit auf Taehyung. Einige hatten nun einen doppelten Schutzzauber auf sich, andere wiederum konnten sich dieses Prozedere nun ersparen.
Jeongguk musste leicht schmunzeln, schüttelte dann aber den Kopf. »Macht nichts. Aber vielleicht solltest du demnächst noch ein wenig lernen, wie man kontrolliert Magie einsetzt. Das könnte im Kampf und bei anderen Zaubern deutlich fataler ausfallen.« Jeongguk machte ihm keinen Vorwurf und auch wenn seine Stimme streng klang, so lächelte er Taehyung aufmunternd zu.
»Entschuldige, normalerweise bin ich dafür verantwortlich, die ganze Einheit zu schützen. So kleine Zauber bin ich gar nicht gewohnt«, gab Taehyung kleinlaut von sich.

»Ihr könnt beginnen, sobald der Zauber gelegt und beide bereit sind! Gebt euch außerdem gegenseitiges Feedback nach dem Kampf!«

Das Training war lang und anstrengend, trotzdem machte es mit Jimin als Partner eine Menge Spaß. Der Orangehaarige war wirklich geschickt, konnte mit Taehyung gut mithalten. Es war großartig.

Erschöpft ließen sie sich auf die Wiese zu ihren Füßen fallen. Die Stunden fühlten sich wie eine halbe Ewigkeit an. Taehyung wusste gar nicht, wann er das letzte Mal so geschwitzt hatte. Nahkampf und Magie beherrschte er mit verbundenen Augen. Aber eine Waffe zu führen, war eine andere Nummer.

Ein großgewachsener Elbe, ein Stückchen weiter von Taehyung und Jimin entfernt, zog gerade sein Gewand aus. Breite Schultern, kräftige Brust und ein mehr als ansehnlicher Sixpack kamen hervor und der Blonde musste schlucken. Das war ein Anblick, den Taehyungs Augen noch nie gesehen hatten. Nach dem Training in seinem Dorf gingen alle sofort nach Hause. Selten unternahmen die jungen Elben etwas zusammen. Das Training erforderte sehr viel Kraft. Taehyung verschlang den jungen Elben beinahe mit seinem Blick. Er konnte nichts dafür. Auch er war nur ein Mann und der junge Elbe, dessen Name Bang Chan lautete, war genau Taehyungs Geschmack.

»Hat jemand noch Lust, zum See zu gehen?« fragte der großgewachsene Elbe. Viele aus der Einheit bejahten seinen Vorschlag und zogen sich schon langsam aus, als sie den See im Wald ansteuerten.

Wie angewurzelt stand Taehyung da. Er wollte so gerne neue Kontakte knüpfen. Aber er wollte viel lieber mit Jeongguk den Tag ausklingen lassen. Zudem fühlte sich Taehyung recht unwohl zwischen so vielen männlichen Elben. Die gleichgeschlechtliche Liebe war bekannt, leider bei vielen noch sehr unbeliebt und nicht verstanden.

»Was ist? Möchtest du weitere Löcher in die Stelle, wo Chan stand, starren? Oder willst du dir den Augenschmaus aus der Nähe anschauen?« Jimins Worte holten Taehyung aus der Schockstarre heraus.
Oh, der hatte gemerkt, dass der Blonde den anderen beäugt hatte. Und Taehyung würde lügen, wenn er sagen würde, es hätte ihm nicht gefallen, das Muskelspiel auf Bang Chans Oberkörper anzusehen. Aber Taehyungs Herz schlug längst für nur einen einzigen Elben. Und es war nicht Bang Chan.

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