Kapitel 3

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Beim Betreten der kleinen Hütten war Taehyung sehr überrascht, als eine geborgene Wärme ihn empfing. Sein Reich war klein, hatte aber alles, was der Elbe zum Leben brauchte.
Kurz sah er sich um, stellte seinen Rucksack in das gemütliche Schlafgemach und kehrte zurück in den Wohnraum zu Jeongguk. Auf welcher Ebene der Dunkelhaarige wohl wohnte? Taehyung war sehr neugierig und würde am liebsten den anderen Elben Löcher in den Bauch fragen, traute sich jedoch nicht so ganz.

Auch wenn der andere pure Ruhe für Taehyung ausstrahlte; irgendetwas ließ ihn diese Fragen vorerst für sich behalten. Das Elben auch auf das gleiche Geschlecht standen, war nichts Neues. Trotzdem war sich Taehyung unsicher, wie der andere darauf reagieren könnte, wenn er direkt mit solch einer Frage ankam.
Schließlich war er hier wegen des Clans und nicht wegen des unwiderstehlich gutaussehenden Elben, der ausgerechnet sein Begleiter war.

Also schluckte Taehyung seine Neugierde herunter, lächelte freundlich und sprach: »Ich wäre so weit! Was sehen wir uns zuerst an? Der Übungsplatz wäre sehr interessant für mich!«

»Dann werden wir diesem zuerst einen Besuch abstatten«, nickte Jeongguk einverstanden. Er wusste nicht, wieso er es tat - vielleicht aus Reflex, weil sie es vorhin schon getan hatten - doch erneut griff er nach Taehyungs Hand und führte ihn wieder von Ethmyr runter. Der Übungsplatz lag auf einer weiten Wiese mit mehreren unterschiedlich großen Feldern. Einige Elben waren gerade am trainieren, übten Schwertkampf oder den Einsatz von Magie. »Bist du am Kämpfen interessiert? Gibt es sonst andere Interessen? Wenn es möglich ist, können wir dich genau in die Gruppen und Aufgaben einteilen, die dir am meisten zusagen. Schließlich sollen wir Elben auch Vergnügen an unseren Aufgaben haben. Ich selbst bin in der Kampfeinheit namens Drachenflügel, sprich wir kämpfen aus der Luft.«

Taehyung starte auf die immer noch miteinander verschränkten Hände. Es waren gerade erst ein paar Stunden vergangen, in denen die zwei Elben sich kannten, und doch kam ihm die Geste so vertraut vor. Es gefiel ihm, wie die Wärme von Jeongguks seine Haut empfing und sich auf seinen gesamten Körper ausbreitete.

Interessiert lauschte er Jeongguks Erzählungen. »Eine Lufteinheit? Das ist hochinteressant. Würdest du es mir zeigen? Ich bin geübt mit dem Schwert. Der Nahkampf ist meine Stärke. Aber auch Fernkämpfe stellen für mich kein Problem dar. In der Luft könnte ich mir auch vorstellen zu dienen. Schließlich ist meine magische Kraft damit verbunden«, lächelte Taehyung sanft und ließ einen leichten Wind die verlorenen Blätter der umstehenden Bäume einsammeln und spielerisch um sie tänzeln.

Staunend beobachtete Jeongguk die tanzenden Blätter, die Taehyung soeben beschworen hatte. Die leichte Brise wirkte erfrischend und weckte im Elben längst vergessenene Gefühle. Was auch immer Taehyung tat, um Jeongguk so sehr in den Bann zu ziehen: Es wirkte.
»Die Lufteinheit trainiert leider immer nur zu jedem Neumond. Wir haben ein Bündnis mit dem Clan der Draconis geschlossen. Wir reiten die Drachen. Aber wenn du den Drachenflügeln beitreten magst, sollte das sicherlich kein Problem sein. Die Draconis heißen jeden neuen Adalis willkommen. Bis dahin werden wir uns jedoch anderen Dingen zuwenden müssen, wie eben dem Nah-, Fern- oder Magiekampf. Im letzten bin ich nicht allzu gut, da kannst du mir sicherlich eine Menge beibringen. Nah- und Fernkampf hingegen liebe ich genauso sehr!«

»Ich habe noch nie einem echten Drachen geritten!«, rief Taehyung euphorisch.
»Ich komme aus einem kleinen Dorf im Süden. Dort sind Drachen keine Seltenheit, jedoch sind sie wild. Gerne würde ich es beim nächsten Mal ausprobieren.« Dass er Jeongguk gerne dabei beobachten würde, behielt der junge Elbe für sich.

»Drachen sind von Natur aus stolze und sture Wesen. Selten lassen sie andere auf ihrem Rücken reiten. Soweit ich weiß, sind die Draconis die einzigen, die eine Allianz mit anderen Clans gebildet und sich bereit erklärt haben, Reiter aufzunehmen. So etwas ist im Kampf natürlich deutlich effektiver«, erklärte Jeongguk begeistert und war so in seinem Element, Taehyung alles über ihre Sitten und Traditionen zu erzählen. Seine Augen leuchteten nur heller als zuvor.

Was war denn bloß los mit Taehyung? Was machte Jeongguk da mit ihm? Er war nie an einer anderen Person interessiert. Er war ein Krieger durch und durch. Und hier war er nun und alles, an was er denken konnte, war dieser Elbe neben ihm. Vielleicht war es einfach der Zauber des Dorfes? Vielleicht musste Taehyung sich nur wieder seiner Leidenschaft widmen. Schelmisch grinste er den Älteren an, machte einen großen Schritt nach hinten und erhob seine Fäuste.
»Lust, mir dein Geschick zu zeigen, werter Jeongguk?«

Der Ältere war etwas überrascht, als der Neuling ihn plötzlich zu einem Kampf aufforderte.
»Sehr gerne! Dann kann ich dir zeigen, wo der Hammer hängt!« Der Elb zog Taehyung auf eines der freien Kampffelder.

AdalisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt