Kapitel 8

36 9 12
                                    

Auch am nächsten Tag fühlte Jeongguk sich verantwortlich dafür, den neuen Elben zu begleiten, dabei war das doch sicherlich vollkommen überflüssig. Oder doch nicht? Schließlich hatte sich Taehyung noch nicht offiziell in den Clubs und Gilden eingetragen und sicherlich wusste der Neuling auch noch nicht, was seine täglichen Aufgaben sein würden.

Unentschlossen stand Jeongguk also vor Taehyungs Haustür, nicht wissend, ob er anklopfen sollte oder nicht. Er wollte Taehyung nicht bedrängen oder ihm wie der letzte Spanner hinterherrennen. Der Arm war noch immer erhoben, hing verloren in der Luft. Bei den Göttern, wieso fiel es Jeongguk so schwer, einfach nur an der Tür zu klopfen?

Taehyung war schon ganz früh wach gewesen. Vor Nervosität hatte er leichte Bauchschmerzen. 

Am Ende war er mit der Sonne zusammen aufgestanden, hatte einen kleinen Spaziergang um Ethmyr gedreht, um anschließend ein wenig entspannter in seinen neuen vier Wänden eine herrlich warme Dusche zu nehmen, die definitiv seine angespannten Muskeln lockerte. 

Fröhlich vor sich hin pfeifend, bereitete er alle Zutaten für das Omelette vor, das er sich zum Frühstück zubereiten wollte. Gerade, als er den Herd anfeuern wollte, bemerkte er Bewegungen vor seinem Fenster. Irgendjemand stand vor seiner Tür. Vielleicht war er doch schon zu spät bei Namjoon und deswegen holte ihn jemand ab? 

Aber wie spät war es denn nun? Als der Besucher keine Anstalten machte anzuklopfen, ging Taehyung zur Tür. Er öffnete diese mit viel Schwung. Seine Augen wurden groß, als er in das bekannte Gesicht von Jeongguk starrte. Sofort fing der junge Elbe an zu lächeln. Jeongguk war wirklich gekommen, um ihn abzuholen!

»Guten Morgen«, so grüßte Taehyung ihn mit Freude in der Stimme. 

»Hast du Hunger? Ich mache gerade Omelette!«, lud er den Älteren direkt ein. Dass Jeongguk schneller als gedacht seine Kochkunst testen würde, ließ Taehyungs Herz höher schlagen und seinen Magen flattern. Es fühlte sich warm an in Taehyungs Innerem. Er hatte sich so sehr gewünscht, den anderen Elbe so schnell wie möglich wiederzusehen und nun war dieser soeben wahr geworden. 

Also strahlte Taehyung Jeongguk von einem Ohr bis zum anderen an, ging ein Stück zur Seite, um dem Älteren Eintritt zu gewähren.

Jeongguk hätte vor Schreck beinahe aufgeschrien, als sich die Tür wie von selbst öffnete. Dabei hatte er doch nicht einmal geklopft oder sich anderweitig angekündigt. Hatte Taehyung ihn vielleicht gesehen? Wie peinlich ...

Doch als dieser Jeongguk dazu einlud, mit ihm Omelette zu frühstücken, war die Scham sofort vergessen. Wie auf Kommando begann der Magen des Elben zu knurren. Verdammt, Jeongguk hatte wieder vergessen zu frühstücken. Das geschah immer, wenn er aufgeregt oder nervös war. In seinem Kopf schwirrte nur noch Taehyung umher. Keine Sekunde wollte Jeongguk nicht mit ihm verbringen.

Was das nur für ein Gefühl war? Jeongguk hatte schon mal etwas von einer Seelenverwandtschaft gelesen. Schauten sich beide zum ersten Mal in die Augen, so würden sie direkt wissen, dass das Schicksal sie zusammengeführt hatte. Am Ende waren es eigentlich nur Mythen, denen Jeongguk wenig Glauben schenkte.

»Klar, gerne!«, nahm Jeongguk die Einladung mit einem Strahlen entgegen und trat in Taehyungs Hütte.

Taehyung schob Jeongguk sanft zu dem kleinen hölzernen Tisch, der in der Ecke der kleinen Stube stand, und huschte auf Zehenspitzen zurück in die Küche. Eine kleine Angewohnheit seit Kindertagen. 

Schnell war das Frühstück vorbereitet, der Tisch reichlich gedeckt und vor Jeongguks Nase serviert. 

Taehyung liebte das gefüllte Omelette, das er nach dem Rezept seiner Mutter zubereitete. Diesmal mit ganz viel Mühe, schließlich wollte er wirklich, dass es dem anderen schmeckte. Es bereitete dem jungen Elben ein warmes Gefühl in seiner Magengegend, wenn er daran dachte, mit Jeongguk zu speisen und dass dieser die Zeit auch in vollen Zügen genießen würde. 

Kurz stockte Taehyung in seiner Bewegung, als er sich vorstellte, wie Jeongguk seine Augen schloss und die zarte, gelbe Speise genoss. Bei dem verführerischen Bild wurde Taehyung ganz warm im Gesicht. Was tat er da schon wieder? Jeongguk hatte eine komische Wirkung auf ihn. Und das war überhaupt nicht negativ gemeint. Irgendwie fand Taehyung es sehr aufregend. Und trotzdem kam er bei seiner Fantasie nicht umhin, dass er bis zu den Ohrenspitzen rot wurde. 

Der Gedanke an ... wie ...nein, das durfte er sich gar nicht vorstellen. Er kannte den anderen gerade mal einen Tag und schon verdrehte Jeongguk ihm den Kopf so sehr wie kein anderer Mann. Es war schon beinahe so wie in all den schnulzigen Seelenverwandten-Büchern, die Taehyung immer gerne las. Schließlich war das sein größter Traum: Auch so jemanden zu finden, aber dies waren doch nur Mythen und daher erzählte Geschichten, nicht wahr? 

In Gedanken versunken, setzte er sich an den kleinen runden Tisch zu Jeongguk und musterte ihn verträumt. Der Ältere war definitiv ein Augenschmaus, das war dem Jüngeren sofort klar gewesen, als er ihn am Tor entdeckt hatte. Und hätte Taehyung nicht vorher gewusst, dass er auf das gleiche Geschlecht stand, dann wäre es definitiv dann klar geworden. 

»Guten Appetit!«. Sanft und mit einem milden Lächeln begann Taehyung zu essen. Das Omelette war ihm so gut gelungen.

Je hungriger man war, desto leckerer schmeckte das Essen. Zumindest fühlte es sich für Jeongguk so an. Er musste sich stark zusammenreißen, nicht wie der letzte Bär über das Omelette zu fallen. Es schmeckte genauso köstlich wie es roch. Schön fluffing weich und mit einigen Gewürzen das perfekte Frühstück. Jeongguk strahlte über beide Ohren. 

»Das schmeckt fantastisch! Vielen Dank für die Einladung. Man hat mir schon lange nicht mehr ein so persönliches Frühstück zubereitet.« Beim letzten Satz wurde der Elbe leiser und sah ein wenig schüchtern auf das halb aufgegessene Omelette. Sonst aß er immer nur einen Apfel am Morgen oder holte sich zur Not etwas aus der Taverne. Mit einem Räuspern stopfte Jeongguk sich die nächste Portion zwischen die Lippen.

»Ich hoffe, ich habe dich nicht allzu sehr mit meinem Besuch überrascht. Mir ist nur eingefallen, dass ich dir zwar einige Gilden vorgestellt habe, aber wir haben dich im Nachhinein gar nicht dort eingetragen. Folglich würdest du gar nicht wissen, was deine Aufgaben hier in unserem Clan wären. Das wäre sicherlich wichtig. Also ... Hättest du Lust, nach dem Frühstück zum Rathaus zu gehen und dich dort für die jeweiligen Gilden einzutragen?«

»Sehr gerne!«, rief Taehyung euphorisch und ein wenig zu laut. Dass es Jeongguk schmeckte, erfüllte seine Brust mit Wärme und trotzdem kam er nicht umhin, bei den letzten Worten von Jeongguk skeptisch dreinzuschauen. War Jeongguk etwa einsam? Irgendwie konnte sich der Jüngere das gar nicht vorstellen. Er schien sehr beliebt zu sein und viele Freunde zu haben. Um den Älteren nicht noch weiter mit hochgezogenen Augenbrauen anzustarren, stopfte sich der Blondschopf den nächsten Bissen der köstlichen Mahlzeit in den Mund und lauschte weiter dem anderen.

Als Jeongguk erwähnte, wieso er hier war, konnte Taehyung seinen Worten gar nicht glauben. Zum Oger! Ja, sie haben so viel gesehen. So viel miteinander gesprochen und am Ende doch nichts Ganzes gemacht. Taehyung war sehr erleichtert, nun doch nicht allein los zu müssen.

Aber wie war Jeongguk darauf gekommen? Hatte er etwa an Taehyung gedacht? 

Winzige Schmetterlinge breiteten ihre Flügel in Taehyungs Magengegend aus und flogen mit sanften Stößen umher.

»Sehr gerne, Ggukie! Vielen Dank, dass du gekommen bist und ich nicht allein los muss.« Taehyung strahlte erneut an diesem Morgen. 

Die Entscheidung, zu diesem Clan zu kommen und die Schatten, die seinen Kopf benebelt hatten, weit hinter sich zu lassen, war definitiv richtig gewesen. Jeongguk wirkte auf Taehyung wie die Sonne, die alles Dunkle vertrieb. 

Also konnte Jeongguk diesen Vorwand nutzen, um ein wenig mehr Zeit mit Taehyung zu verbringen. Bei dem Gedanken färbten sich seine Wangen leicht rosa. Kopfschüttelnd versuchte, Jeongguk an etwas anderes zu denken.

AdalisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt