9 | Ethans Freundin

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GRACE

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GRACE

Der Samstag ist mal wieder schneller da als gedacht. Ich sitze mit den anderen in einer Bar, die eigentlich weit außerhalb meines Geldbeutels liegt, und schlürfe einen fünfundzwanzig Dollar Cocktail, der wohlgemerkt der günstigste auf der Karte ist.

Irgendjemand, den Gemma kennt, hat einen Kontakt, der uns wiederum auf die Reservierungsliste für heute Abend gebracht hat. Eine Liste, bei der ich nie Interesse hatte, darauf zu landen. Aber Gemma und Ruth stehen auf so etwas, also sind wir hier. Selena würde so eine Idee zwar nicht vorschlagen, aber sie stellt auch kein Problem für sie da. Anders als ich blickt sie schon auf einige Monate mehr mit einem vollen Gehaltsscheck. Hinzu kommt, die mit gestern weiter angestiegene Wahrscheinlichkeit, dass Ethan mich doch rausschmeißt, plus eine Wagenladung Studienkredite, die abbezahlt werden wollen. Meine Ersparnisse haben nämlich gerade mal die absoluten Basics abgedeckt.

Leider bin ich nicht besonders gut darin, zu kommunizieren, wenn es um mich geht und obendrauf noch dazu viel zu verzweifelt, endlich richtig Anschluss zu finden, selbst wenn ich mir bei Gemma noch nicht so sicher bin, ob ich diesen Anschluss will. Trotzdem ihnen diesen Abend mit meinen Geldsorgen zu versauen, war keine Option. Daher werde ich einfach die ganze Zeit an einem Cocktail nippen und hoffen, dass es niemandem auffällt.

Nachdem ich zuerst davon getroffen war, dass Ethan mir so offen gesagt hat, dass er nicht mit mir sprechen will, wurde dieses Gefühl ziemlich schnell davon überlagert, dass ich mir Sorgen um ihn mache – mal wieder. Ich kenne die Hintergründe nicht, aber die paar Fetzen, die ich von dem Telefonat mitbekommen habe, klangen nicht gerade nach glücklichem Familienleben.

„Bist du okay?", raunt mir Selena zu. „Du wirkst heute so abwesend."

Ich zwinge mir ein Lächeln auf und antworte: „Alles gut. Ich bin nur etwas müde. Ich ... Ich gehe kurz zur Toilette."

Damit rutsche ich vom Stuhl und trete meinen Weg durch die Bar an. Oder besser gesagt meine Flucht vor weiteren Fragen. Außerdem brauche ich ein paar Minuten, um mich zu sammeln, bevor noch den anderen beiden ebenfalls auffällt, dass etwas mit mir nicht stimmt.

Eine hübsche Schwarzhaarige stellt sich mir in den Weg. Sie muss etwa so alt sein wie ich und ihr ganzes Erscheinungsbild schreit nur so nach Geld. Sie ist genau die Art Person, die man in einer Bar wie dieser erwartet.

„Ich kenne dich", sagt sie zu mir und legt ihren Kopf leicht schief. „Aber woher?"

Meine Brust zieht sich schmerzhaft zusammen und ein dicker Kloß bildet sich in meinem Hals. Ich kenne dich auch, Annalynn ...

Ihre grauen Augen blicken mich neugierig aber freundlich an. „Bist du häufiger hier?", fragt sie mich, ganz offensichtlich noch immer dabei herauszufinden, wer ich bin.

Ich schüttle den Kopf. „Nein, ist mein erstes Mal."

„Wie heißt du?"

Kurz überkommt mich das Bedürfnis, ihr einen falschen Namen zu nennen, aber das wäre lächerlich. Entweder kann sie mich sowieso nicht einordnen oder es ist ihr egal. Wer bin ich schon für sie?

High Season (Wilbur Creek 2) | laufendWo Geschichten leben. Entdecke jetzt