16 | Das Leben ist mehr - Part III

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Hannah kommt erst wieder, als sein Teller blitzsauber und Alice Coopers Stimme am Ende des Tonbandes angelangt ist

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Hannah kommt erst wieder, als sein Teller blitzsauber und Alice Coopers Stimme am Ende des Tonbandes angelangt ist. Natürlich bemerkt sie sofort, dass er nicht die beruhigende Klaviermusik gewählt hat. Zuverlässig wie ein Schweizer Portschlüssel wird ihm wieder heiß. Jetzt verdammt er den Pullover mit dem engen Kragen, auch wenn ihm das Zupfen an den Ärmeln hilft, seinen Mut zu sammeln.
»Das ist wirklich interessante Musik«, sagt er leise, aber wenigstens ohne Stammeln oder abgewandten Blick.
»Du hättest das nicht hören müssen.«
Er reibt sich den Nacken. »Ich war neugierig. Und irgendwie war es auch ... gut? Laut, aber auf eine andere Art als die Gäste hier.« Tapfer lächelt er. Dieses Mal erinnert es ihn nicht an Gletscherbonbons. »Ich bin nicht gut darin, wütend zu sein. Da ist es gar nicht mal schlecht, wenn die Musik so ... krass ist.«

Hannahs Augen werden rund. »Das hätte ich jetzt nicht erwartet«, gesteht sie leise.
Er lacht verlegen auf. »Ja ... das habe ich ehrlich gesagt auch gedacht. Aber eine, ähm, Freundin meinte zu mir, dass das Abenteuer mich diesen Sommer schon finden würde, und da hatte sie wohl recht.« Nun muss er doch mal kurz den Blick abwenden, bevor er vor lauter Augenkontakt schmilzt. »Danke, dass du deine Musik mit mir geteilt hast. Und es tut mir leid, dass ich ... also dass ich sowas Blödes von wegen Reinblütigkeit vorhin gesagt habe. Ich - ich denke wirklich nicht schlecht darüber, wenn es jemand nicht ist, es ist nur ... dein Nachname steht halt auf dieser Liste der Unantastbaren und das weiß man ja irgendwie und ich hab überhaupt nicht nachgedacht, ich war nur so überrascht -«

»Hey, hey, alles gut, hol mal lieber Luft!«
Aus Reflex tut er wie geheißen
»Ich nehm dir die Aussage nicht übel. Es ist nur ...« Wieder malträtiert Hannah die Haut rund um ihre Fingernägel. Sie schaut zu den restlichen Gästen, die sich inzwischen weiter ausgedünnt haben. »Darf ich mich zu dir setzen?«
Er nickt, da hat sie schon den Zauberstab gezogen und sich einen erstaunlich gemütlich aussehenden Stuhl mitsamt Sitzkissen heraufbeschworen. Auf einen weiteren Schlenker hin breitet sie den Muffliato-Zauber über ihre Nische. Sie legt die Fingerspitzen auf den Walkman und spielt genau wie er mit dem Kabel.
»Weißt du ... ich habe nicht nur ein Geheimnis.«

Sie schluckt hörbar. Nervös schiebt er die Hände unter seine Oberschenkel, denn anderweitig würde er am liebsten ebenfalls seine Finger beschäftigen. Aber er will Hannah nicht den Eindruck vermitteln, dass er unaufmerksam ist. Die schaut ihn jedoch gar nicht an, sondern reibt sich mit der freien Hand das Gesicht.
»Ich bin nicht reinblütig«, stößt sie begleitet von einem Seufzen hervor. »Nicht mal ansatzweise.«
»Na ja ... aber das ist nicht schlimm. Ganz viele Familien auf dieser Liste sind ja nicht so richtig reinblütig. Omi sagt auch immer, dass wir bestimmt Muggel im Stammbaum haben.«
»Schon ...« Hannah trommelt mit den Fingerspitzen über die Knöpfe des Walkmans. »Aber das Ding ist - mein Paps ist eigentlich ein Squib. Das weiß nur niemand, weil er ja auch als Tränkebrauer arbeitet.«

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