Lukas

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Warum genau weine ich? Ach ja, da ist dieser verdammt scharfe Junge, der mir gesagt hat, dass er mich hässlich findet. Indirekt zwar, aber doch. Ich wische mir die Tränen aus den Augen und dabei fallen beide Kontaktlinsen auf den Boden. Macht nichts, ich habe noch andere dabei. Verdammt, ich weine doch sonst nicht. Ich nehme meinen pinken Koffer und mache mich auf den Weg. Wohin ich mich auf den Weg mache? Weiß ich noch nicht so genau.

Der Bus hat in einem großen Vorhof geparkt. Direkt vor mir befindet sich ein riesiges Gebäude. Steinmauern, die bunt bemalt sind, aber trotzdem noch alt aussehen, strahlen mir entgegen. Das sieht nicht mal so schlecht aus. Für meinen Geschmack zumindest. Alte Gebäude haben mich schon immer fasziniert.

"OMG! Wir sollen doch nicht ernsthaft für die nächsten vier Wochen hier wohnen, oder?"

Ich brauche nicht mal den Kopf zu drehen, ich weiß jetzt schon, wer da geschrien hat. Emma. Ehe ich noch etwas bissiges erwidern kann steht schon Lukas bei ihr und nimmt ihr den Koffer ab.

"Doch, Prinzessin, aber das ist kein Problem, weil ich dir jetzt erst mal zur Hand gehen werde."

Wieder beginne ich zu weinen. Er findet Emma toll. Wie könnte es auch anders sein? Jeder den ich kenne findet Emma toll, abgesehen von Julia. Zu allem Überfluss legt ihr Lukas auch noch seine freie Hand um die Schulter.

"Keine Angst, wir sind schon eine Woche hier und es ist nicht so schlimm wie es aussieht."

"Es sieht nicht schlimm aus, lediglich der Ausblick auf euch zwei Spasten verursacht kotzreiz."

Warum genau kann ich meine vorlaute Klappe nie halten? Er grinst dämlich. Toll, jetzt weiß er, dass er mir nicht egal ist. Dabei versuche ich mir erfolglos einzureden, dass ich ihn nicht faszinierend finde. Wie kann ein einzelner Mensch so gut aussehen?

" Bist du etwa eiversüchtig, Mel?"

"Halts Maul und verschwinde Lukas. Du bist ein eingebildeter, arroganter Kotzbrocken."

"Naja, lieber ein gutaussehender Kotzbrocken, der weiß wie scharf er ist als ein hübsches Mädchen, das sich für andere ändert und zu schnell aufgibt."

"Du meinst ich gebe schnell auf? Da muss ich dich leider enttäuschen. Ich kann dir das gerne noch 100 mal sagen."

"Was sagen?"

"Dass du ein arroganter, selbstverliebter Arsch bist."

"Die Diskussion mit dem Arsch hatten wir doch bereits, oder?"

"Ich hasse Jungs wie dich."

Mit diesen Worten lasse ich ihn stehen und renne in Richtung Haus davon. Ich reiße die Tür auf und stürme zur Rezeption. Dort sitzt eine sympatisch aussehende, ältere Frau.

"Guten Tag, ich bin Melissa und meine Klasse ist gerade angekommen. Könnten sie mir sagen, welches Zimmer ich habe und mir den Schlüssel geben?"

Ihre Stimme ist krazig:

"Aber sicher. Melissa...hmm...Ah, da haben wir es ja. Dein Zimmer ist die Nummer 11. Deine Zimmernachbarinnen sind Emma, Teresa und Julia. Ich gebe dir jetzt einfach mal einen der zwei Schlüssel."

Ach du heilige Scheiße! Ein Zimmer mit Emma und Teresa. Was mache ich denn nun? Wegrennen und wieder losheulen? Sicher nicht! Daran muss sich eindeutig etwas ändern. Ich nehme den Schlüssel und packe wieder meinen Koffer. Dann stürme ich die Treppe hoch, ohne wirklich zu merken wo ich hingehen will. Eine Stufe nach der anderen. Egal wohin, hauptsache weg von Lukas und Emma. Ich komme vor einen Gang un renne ihn entlang. Vor dem Zimmer mit der Nummer 11 stehen. Hastig stecke ich den Schlüssel in das Schloss und reiße die Türe auf.

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