Kapitel 20

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Hey, ich melde mich auch mal wieder und sage DANKE für euer Feedback 🫶🏻
An dieser Stelle muss ich mich aber leider auch für mein 16-jähriges Ich entschuldigen, das damals das Skript für diese Story geschrieben hat. Der Plan ist also schon etwa 3 Jahre alt, denn ich kam lange nicht dazu, die Geschichte endlich zu schreiben. Deshalb hier das absolute Klischee-Kapitel mit viel Drama :') 🤍

***

Schon während ich Cany wendete und zurück in den Wald galoppierte, war mich mir nicht mehr so sicher, ob das wirklich eine gute Entscheidung war. Aber mein Bauchgefühl sagte mir, dass es Beranilah vielleicht nicht ohne meine Hilfe zurück zum Hof schaffen würde. Und ich wollte nicht, dass Magnus noch einen weiteren Verlust durchmachen musste.

In den letzten Tagen war so viel passiert. Die Geldprobleme vom Hof, das Turnier, die Diebstähle, ich als Täter, die Quelle, der beinahe Kuss und jetzt das Gewitter. Das reichte dann auch langsam mal. Mein Leben war bisher nie so besonders spannend gewesen und insgeheim hatte ich mir immer etwas mehr Action gewünscht, aber man musste es ja auch nicht gleich so übertreiben...

Ich schüttelte den Kopf und fasste Hurricanes Zügel kürzer. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Ich musste mich konzentrieren und Cany sicher durch den Wald manövrieren, ohne dabei auch noch zu stürzen. Das Schlimmste, was jetzt passieren könnte, war, dass ich auch noch fiel und Cany verlor.

Der Regen nahm immer weiter zu und das Gewitter schien kein Ende zu finden. Blitze erleuchteten den dunkelgrauen Himmel und ich konnte das laute Grollen des Donners bis in die Knochen spüren. Ideale Bedingungen, um jetzt auf einem unberechenbaren Pferd wie Cany durch den Wald zu hetzen. Doch ich musste Beranilah finden.

In der Ferne ertönte wieder ein lautes Krachen. Vermutlich war noch ein Blitz in einen Baum eingeschlagen. Doch da war noch ein weiteres Geräusch. Über den prasselnden Regen war es nur ganz leise zu hören, doch Hurricane wurde langsamer und spitzte die Ohren. Es klang fast wie... ein Wiehern.

Sofort lenkte ich Cany in die Richtung, einen schmalen Pfad entlang. Die Äste hingen hier so tief, dass ich mich im Sattel zusammenkauerte. Ich vertraute einfach darauf, dass der Wallach wusste, wohin er lief. Zum Glück erreichten wir schon bald wieder einen etwas breiteren Weg und Cany lief zielstrebig in eine Richtung.

Plötzlich nahm ich einen merkwürdigen Geruch wahr. Ein Leuchten. Und es war kein helles Licht wie das eines Blitzes. Es war orange. Und dann sah ich es: Ein massiver brennender Stamm war auf den Weg gestürzt. Vermutlich der Baum, den wir zuvor gehört hatten. Das Blätterdach war hier so dicht, dass kaum Regen hindurch kam somit das Feuer nicht sofort erlosch.

Und als wäre ein Waldbrand nicht schon schlimm genug, tänzelte Beranilah nervös hinter dem Stamm herum. Sie stieg immer wieder und wieherte, sah zu Cany und mir. Ich versuchte, ihr aufmunternde Worte zuzurufen. Doch ich wusste, dass ich ein verängstigtes Pferd wohl kaum dazu bringen konnte, über einen brennenden Baumstamm zu mir zu springen.

Ich sah mich um. Herumreiten ging nicht, überall war dichtes Gebüsch und Sträucher. Das Schicksal meinte es also wirklich nicht gut mit mir. Seufzend wendete ich Cany und trabte in die entgegengesetzte Richtung, in der Hoffnung, einen Weg zur Stute zu finden. Doch es schien aussichtslos zu sein. Wie sollte ich Beranilah da raus holen?

Plötzlich bewegte sich Cany ruckartig unter mir und wieherte laut. Der Wallach wendete und beschleunigte dann, preschte zurück in Richtung der Stute. Meine Augen weiteten sich und ich versuchte, ihn zu bremsen. Doch er zog an den Zügeln und hörte nicht auf meine Kommandos.

Wir galoppierten genau auf den Baumstamm zu. Ich hatte keine Ahnung, was Cany nun tun würde. Es gab genau zwei Optionen: Anhalten oder Springen. Wäre letzteres möglich, hatte ich es natürlich sofort probiert. Aber dieser Wallach hatte Angst vorm Springen, vermied Stangen und Hindernisse wo es nur ging... Zumindest war es bisher so gewesen.

Im Kopf zählte ich mit, wie es mir damals beigebracht worden war. Fünf Galoppsprünge. Ich fasste die Zügel nach. Vier und ich lehnte mich leicht nach vorne. Drei, ich fixierte das Hindernis durch Canys Ohren hindurch. Zwei, ich drückte ihm leicht die Fersen in die Flanken. Eins und ich legte mein vollstes Vertrauen in das Pferd unter mir.

Und dann sprang er. Es fühlte sich an wie Fliegen, kurze Zeit war ich wie schwerelos. Ich hatte dieses Gefühl so sehr vermisst. All die Jahre, in denen ich nicht im Sattel gesessen hatte. Es hatte mir gefehlt. Ich weiß noch genau, als ich damals das erste Mal auf dem Reitplatz über eine Stage gesprungen hatte. Auf meinem Lieblingspony Shadow, einem wunderschönen Rappen.

Und jetzt brachte mir Hurricane dieses Gefühl zurück. Er sprang wie selbstverständlich über ein brennendes Stück Holz und ich nahm mir vor, dieses Pferd nie wieder zu unterschätzen. Auch als wir wieder den Boden berührten und Cany neben Beranilah zum Stehen kam, war ich immer noch sprachlos.

Die Stute sah mich nervös an und schnell lehnte ich mich vor und griff nach ihrem Zügel. Jetzt musste ich nur noch einen Weg zurück finden. Die Orientierung hatte ich mittlerweile komplett verloren und auf Handyempfang konnte ich unter diesen Umständen kaum hoffen. Ich wusste nicht einmal, in welcher Richtung der Reiterhof Alicante lag.

Doch die Pferde schienen sich besser auszukennen. Cany trabte los und Magnus' Stute folgte ihm schnaubend. Zumindest schien das Gewitter allmählich über uns hinwegzuziehen und der Regen wurde etwas weniger. In Gedanken zählte ich nach jedem Blitz mit. Etwa drei Sekunden verstrichen, bis der Donner folgte. Das war ein gutes Zeichen.

Trotzdem schienen es die Pferde sehr eilig zu haben. Wir alle waren komplett durchnässt vom Regen und ich konnte es kaum erwarten, den Hof zu erreichen. Ich hoffte, Magnus hatte es inzwischen zurück geschafft und dass es ihm gut ging. Spätestens wenn er erfuhr, dass es Beranilah gut ging, würde es das sicher.

Ich lächelte. Ich hatte es beinahe geschafft. Das Ende des Waldes war schon zu erkennen und von dort aus konnte es nicht mehr allzu lange dauern, bis wir wieder auf dem Hof wären. Dort könnten die Pferde wieder in ihre Boxen und ich endlich ins warme Wohnhaus und mich am Kamin aufwärmen...

Meine Augen weiteten sich, als ich plötzlich direkt vor mir etwas wahrnahm. Ein Ast hing extrem tief und ich konnte nicht ausweichen, da Beranilah genau neben uns her galoppierte. Er erwischte mich direkt im Gesicht und ich verlor den Halt, wurde über Canys Kruppe auf den Boden geschleudert.

Das letzte was ich wahrnahm, war ein Wiehern und das Donnern von Hufen, die sich schnell von mir entfernten. Dann verschwamm alles und es wurde dunkel um mich herum.

Love on Hooves - Malec AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt