Kapitel 21

6 3 1
                                    

Ich konnte nicht mehr genau sagen, was danach passierte. Geräusche waren gedämpft zu mir durchgedrungen. Ich wurde hochgehoben und auf eine weiche Unterlage gebettet. Möglicherweise befand ich mich in einem Fahrzeug, da es unter mir seltsam rumpelte. Meine Gedanken waren bei Beranilah und Cany. Bei Magnus. Ich hoffte, ihnen allen ging es gut.

Als ich endlich aufwachte und die Augen aufschlug, sah ich die altbekannten Holzbalken über mir. Ein Schatten beugte sich über mich. Ich blinzelte und richtete mich langsam stöhnend auf. Mir war etwas schwindelig und ich musste noch im Hier und Jetzt ankommen. Meine Stirn krachte gegen einen Widerstand.

"Autsch", kommentierte Izzy, die auf meiner Bettkante saß und mich anstarrte. Dann schlang sie ohne Vorwarnung ihre Arme um mich und zerquetschte mich beinahe mit ihrer Umarmung. Verdammt, wie konnte so eine zierliche Person so viel Kraft haben?!

"Alec, wir haben uns furchtbare Sorgen gemacht! Das Gewitter ging los als wir gerade wieder auf dem Hof angekommen sind, aber Jace meinte ihr schafft es schon durch den Regen... Aber dann haben wir Rauch gesehen und ich dachte...", Izzy wurde unterbrochen durch ein Schniefen und krallte sich in meine Schulter.

"Tut mir Leid, Iz. Aber es ist ja alles gut gegangen", versuchte ich meine kleine Schwester zu beruhigen. Doch ich musste zugeben, dass sie sich nicht zu Unrecht Sorgen gemacht hatte. Die ganzen Erinnerungen des heutigen Tages kamen wieder und ich realisierte er jetzt, dass ich mich ernsthaft in Gefahr gebracht hatte.

"Magnus kam zu uns, kurz darauf sind Beranilah und Hurricane auf den Hof gestürmt... Cany war völlig außer sich, hat panisch gewiehert und ausgeschlagen. Jace hat eine Weile gebraucht, bis er ihn einfangen konnte", erzählte Izzy und löste sich langsam wieder von mir um mich anzusehen.

"Die Rettung war schon unterwegs und hat dich am Waldrand bewusstlos eingesammelt. Sie meinten du hattest Glück, dass du nicht mitten im Wald lagst, sonst wärst du womöglich erfroren oder von einem Baumstamm erschlagen worden...", schniefte sie. Ich strich ihr sanft durchs Haar, versuchte sie zu beruhigen.

Ich wollte antworten, doch meine Kehle fühlte sich plötzlich total ausgetrocknet an, was mich Husten ließ. Meine Schwester hielt mir ein Glas Wasser unter die Nase und gierig trank ich daraus. Es half mir, wieder klarer im Kopf zu werden und die Müdigkeit weitgehend zu vertreiben.

"Ich musste Nilah retten. Sie war dort im Feuer und ich konnte sie nicht zurücklassen... Auf dem Rückweg hat mich allerdings ein Ast erwischt. Ich schätze mal, das Adrenalin hat zu dem Zeitpunkt nachgelassen und durch den Sturz und die Erschöpfung habe ich dann das Bewusstsein verloren...", murmelte ich.

"Immer musst du den Helden spielen!", tadelte Izzy mich und schlug mir auf den Arm. Ich musste lächeln. Ich liebte meine Schwester und es wärmte mir das Herz, dass sie sich so um mich sorgte. Eben auf ihre ganz eigene Art und Weise. Aber so waren wir eben schon immer gewesen, wir beschützten einander.

"Hast du Hunger?", fragte sie mich nun etwas versöhnlicher. "Helen hat was für dich hingestellt."

Ich nickte. Etwas zu Essen konnte nicht schaden. Mein Wecker zeigte 19 Uhr, also war das Picknick nun auch schon eine ganze Weile her. Unglaublich, wie lange ich geschlafen hatte. Izzy holte ein Tablett, was auf dem Schreibtisch stand und platzierte es auf meinem Schoß. Ein Glas Orangensaft, belegte Brote und ein paar selbstgebackene Kekse.

Hungrig machte ich mich darüber her, während ich einen Blick aus dem Fenster warf. Der Himmel war immer noch grau, aber es schien gerade nicht mehr zu regnen. Das wunderte mich auch nicht, da heute Morgen gefühlt die nächste Sintflut stattgefunden hatte. Zum Glück lag der Hof ein klein wenig erhöht auf einem Hügel und wir mussten nicht mit Überschwemmungen rechnen.

"Das Feuer konnte rechtzeitig gelöscht werden. Den größten Teil hat der Regen selbst erledigt und auch dafür gesorgt, dass es sich nicht weiter ausbreiten konnte", erklärte Izzy, die meinem Blick gefolgt war und nun vorm Fenster stand. Das erleichterte mich. Schließlich hatten nur ein paar Bäume Feuer gefangen und es war kein Großbrand entstanden. Doch ein anderer Gedanke schoss mir nun durch den Kopf.

"Was ist mit Magnus? Wie geht es ihm?", erkundigte ich mich vorsichtig. Aus Izzys vorherigen Erzählungen hatte ich entnehmen können, dass er es zumindest auf den Hof zu den anderen geschafft hatte.

"Es geht ihm gut. Er war etwas unterkühlt, aber das hat Helen schnell mit einer warmen Tasse Tee und einer warmen Decke behoben. Soweit ich weiß, ist er danach zu Jace in den Stall gegangen um nach den Pferden zu sehen. Er war sehr erleichtert Beranilah wiederzuhaben, aber er hat sich auch große Sorgen um dich gemacht."

Magnus hatte sich auch Sorgen um mich gemacht? Naja, es wäre auch etwas ungewöhnlich, hätte er es nicht getan. Schließlich waren wir mittlerweile ziemlich gute Freunde und waren uns gegenseitig ans Herz gewachsen. Zumindest war das meine Ansicht. Dennoch breitete sich ein warmes Gefühl in mir aus und ließ mich lächeln.

"Was machst du da?", fragte Izzy, während ich einen letztes Bissen von meinem Brot nahm und meinen Hoodie vom Boden aufsammelte, um ihn mir überzuziehen.

"Ich gehe in den Stall. Keine Sorge, ich bin auch schnell wieder zurück", erklärte ich und huschte schon aus dem Zimmer und die Treppe hinunter. Unten schlüpfte ich in meine Turnschuhe, bevor ich das Wohnhaus verließ und hinüber zum Stall lief. Ich trat durch die große Holztür und steuerte auf Beranilahs Box zu.

Magnus saß im Streu und strich durch die dunkle Mähne seiner Stute, die neben ihm auf dem Boden lag und etwas Heu knabberte. Leise ging ich zu den beiden und setzte mich neben sie. Magnus sah auf und fiel mir sofort um den Hals. Erst war ich etwas überrascht, aber dann erwiderte ich seine Umarmung schnell. Sie tat so unglaublich gut...

"Ich dachte schon, dir wäre irgendwas Schlimmes passiert", flüsterte er leise und sah mich an. Ich lächelte sanft.

"Danke, dass du Nilah gerettet hast", murmelte er.

"Ich hatte keine Wahl, sie war mitten im Feuer", erwiderte ich nachdenklich und sah die Szene nochmal vor meinem inneren Auge.

"Wie hast du sie gerettet?", erkundigte sich Magnus neugierig, aber auch etwas ängstlich. Ich holte tief Luft. Izzy hatte ich dieses Detail bisher verschwiegen, doch Magnus wollte ich es sagen. Auch wenn ich selbst noch nicht ganz glauben konnte, dass es wirklich passiert war. Ich holte tief Luft.

"Cany ist gesprungen."

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: 5 hours ago ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Love on Hooves - Malec AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt