Teil 5 | Wohin jetzt?

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Emre's Sicht

„Ayla warte." rief ich ihr hinterher. Auf keinen Fall konnte ich sie so zurück lassen, sie dealt, dass sollte ein Mädchen, wie sie nicht machen müssen.

„Achso stimmt tut mir leid deine Jacke." drehte sie sich abrupt um. „Nein alles gut, sie sieht sowieso viel besser an dir aus." unterbrach ich ihren Rederausch und trat ihr immer näher.

Ihre Augen glänzten in dem leichten Licht der Lampen über der Tür. Sie waren traumhaft, das helle Blau und der leichte Grünschimmer machten mich süchtig.

„Ich kann dich nicht so gehen lassen Ayla, du machst dich und deine Zukunft kaputt. Das ist zu gefährlich." versuchte ich sie zu überzeugen. Sie schaute nervös weg. „Es tut mir leid, aber es ist nicht so einfach.", erklärte sie leise und mit so viel Gefühl in ihrer Stimme, dass es sich in mein Kopf einbrannte.

Ich nahm ihr Kinn zwischen meine Finger und drehte ihren Kopf in meine Richtung, damit ich ihr in die Augen schauen konnte.

„Bitte hör auf damit." flehte ich sie an. Ihre Augen füllten sich leicht mit Tränen.

Im nächsten Augenblick zog ich sie schon in eine feste und lange Umarmung, die sie auch sofort erwiderte.

Wir standen ein paar Minuten genauso. Meine Arme waren fest um sie geschlungen.

„Dankeschön." murmelte sie in mein T-shirt rein und ich konnte ein kleines Lächeln nicht unterdrücken.

Sie machte mich jetzt schon verrückt mit ihrer Art.

Ich wollte sie gar nicht mehr los lassen, bis die Tür plötzlich aufriss.

„Ayla was tust du da und wer bist du?" schrie der etwas ältere Mann, den ich als ihr Vater identifizierte, hysterisch.

Ayla löste sich direkt von mir und ihr wahrscheinlicher Vater kam näher zu ihr, aber mein Beschützerinstinkt übernahm meinen Körper und ich stellte mich leicht vor ihr. Doch Ayla zog mich weg und schob mich etwas in Richtung der kleinen Treppe, die runter auf die
Straße führte.

„Geh jetzt. Sofort." rief sie mir mit einer zitternden Stimme hinterher. Ich wollte sie da nicht so alleine lassen und wollte gerade meinen Satz anfangen, als noch ein leichtes „Bitte." von ihr kam. Der Typ zerrte sie einfach rein und weg war sie, aber wenn es der Vater war, hab ich nichts zu sagen.

———

Ayla's Sicht

Mein Vater zerrte mich rein und wir liefen hoch, als er die Tür schloss, schrie ich ihn an: „Warum? Sag bitte warum und nimm nicht Mama wieder in dein Mund. Ich schwör auf Koran ich kann das nicht mehr! Ich gehe!"

Während ich in mein Zimmer lief, rief er mir noch schadenfroh: „Und wohin willst du bitte gehen, Ayla?!" hinterher.

Er hatte Recht. Wo sollte ich hin? Aber das war Sorge für später.

Schnell und hektisch fing ich an die wichtigsten Sachen in meine große Sporttasche zu packen, die ich manchmal für Übergaben hatte.

———

Ich öffnete mein Fenster, setzte mich auf das Fensterbrett und sprang runter.
Hat so seine Vorteile im 1. Stock zu wohnen.

Mit der Tasche über meiner Schulter lief ich die Straße runter.

Aber was mach ich jetzt?

Die Frage spielte sich immer wieder in meinem Kopf ab, während ich weiter auf der Straße ging.

Ich stoppte irgendwann an einem Spielplatz, ich war immer noch in meinem bekannten Straßen, aber ich hatte Angst weiter zu gehen, ich war noch nie aus meiner Gegend weg.

Ich dachte viel nach über meine Vergangenheit. Sie spielte sich immer wieder in meinem Kopf ab, jeder einzelne Schicksalsschlag. Warum musste mir das alles passieren, warum mir? Das war die Frage, die ich mir immer wieder stellte.

Alle Fragen, die ich mir stellte, wirrten durcheinander in meinem Kopf herum.

Warum ich?
Verdiene ich das?
Ist das Gottes Plan?
Wohin soll ich jetzt?
...

Ich hatte nur noch meinen Bruder, aber ihn wollte ich da nicht reinziehen. Keiner war sonst mehr da.. Außer..

Ich zückte mein Handy aus der Tasche meines Joggers und suchte die Nummer heraus. Zögerlich drückte ich den „Anrufen" Knopf.

„Hallo?"...

Is it worth it? | Emre x Ayla Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt