Kapitel 16

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Die nächsten drei Tage vergingen wie im Fluge, doch sie waren alles andere als einfach.Jeden Morgen, noch vor dem Sonnenaufgang, zog ich mich zurück an den Platz, den ichentdeckt hatte. Die frische Morgenluft war kühl und beruhigend, doch ich wusste, dasses nicht lange dauern würde, bis die Hitze in mir wieder aufflammte.Das Training begann jeden Tag mit dem gleichen Ritual. Ich setzte mich auf den Boden,spürte die Erde unter mir, und atmete tief ein und aus, während ich das Feuer in mirheraufbeschwor. Anfangs glimmte es nur schwach, ein vertrautes Flackern in meinerBrust, doch mit jedem Atemzug wuchs es. Ich konnte fühlen, wie es durch meine Adernpulsierte, sich in meinem Körper ausbreitete und meine Sinne schärfte.Die Kontrolle darüber zu bewahren war die größte Herausforderung. Ich spürte die Kraftdes Feuers, seine unbändige Wildheit, die nur darauf wartete, entfesselt zu werden.Doch ich wusste, dass ich es zähmen musste. Ich konzentrierte mich, zwang das Feuer,meinen Befehlen zu gehorchen, und ließ es in meinen Händen aufsteigen, bis esleuchtend zwischen meinen Fingern tanzte.


Mit jedem Tag wurde ich sicherer. Meine Bewegungen wurden präziser, das Feuerantwortete schneller auf meine Befehle. Ich lernte, es zu formen, es in Bahnen zulenken, ohne dass es mir entglitt. Doch es gab Momente, in denen ich die Kontrolleverlor. Wenn meine Gedanken abschweiften, wenn meine Emotionen zu stark wurden,schien das Feuer dies zu spüren und brach ungebändigt hervor. In diesen Momentenwuchs die Hitze in mir so schnell, dass ich kaum reagieren konnte, bevor die Flammenwild um sich schlugen.Diese Ausbrüche waren beängstigend. Es war, als würde das Feuer in mir von etwasDunklem angezogen, von meinen Ängsten, meiner Wut, meinem Frust. In diesenAugenblicken fühlte ich mich klein und machtlos, ein Spielball meiner eigenen Kräfte.Die Flammen fraßen sich dann gierig durch das Gras oder leckten an denBaumstämmen, und ich brauchte all meine Konzentration, um sie wieder unter Kontrollezu bringen.


Ich merkte, dass das Feuer nicht nur ein Element war, das ich beherrschen konnte. Eswar ein Teil von mir, und meine Verbindung dazu war tiefer, als ich jemals gedacht hatte.Doch diese Verbindung war auch gefährlich. Jedes Mal, wenn ich die Kontrolle verlor,fühlte ich mich, als würde ich gegen etwas in mir kämpfen, dass ich noch nichtvollständig verstand.Meine Freunde kamen ebenfalls gut mit ihrem Training voran. Syloan und Theronverbrachten viel Zeit am See, wo sie ihre Kräfte übten und sich gegenseitigherausforderten.Lyanna und Lysander trainierten oft gemeinsam. Ihre Dynamik war etwas, das ichbewunderte – eine Mischung aus spielerischem Wettkampf und ernsterEntschlossenheit. Lyanna schien besonders darin aufzugehen, ihre Fähigkeiten zuverfeinern, und ich konnte sehen, wie sich ihr Selbstvertrauen mit jedem Tag steigerte.Sie und Lysander schienen unermüdlich zu sein, und ihr Training war intensiv, fast wieein Tanz zwischen den beiden.


Darian hingegen hatte sich nach seinem katastrophalen Kater am ersten Tag wiedergefangen. Sein Training war ruhiger, fast meditativ, aber ich konnte sehen, dass erFortschritte machte. Er war ein Fels in der Brandung, beständig und standhaft, auchwenn er manchmal langsamer vorankam als die anderen.Am Abend, nach dem Training, sammelten wir uns oft um das Lagerfeuer. DieGespräche waren gelöster, leichter, und es war beruhigend, die Fortschritte der anderenzu sehen. Doch ich konnte mich nicht ganz von meinen eigenen Sorgen lösen. DieAusbrüche meines Feuers, die Momente, in denen ich die Kontrolle verlor, machten mirmehr zu schaffen, als ich zugeben wollte.


Immer noch hatte niemand eine Nachricht über die nächste Herausforderung erhalten.Es war, als würde die Zeit selbst im Lager stillstehen, während wir darauf warteten, dassetwas – irgendetwas – passierte. Die anfängliche Anspannung, die nach der erstenPrüfung geherrscht hatte, war allmählich einer seltsamen Art von Ruhe gewichen. DasLager, das am Anfang von hektischer Aktivität und Nervosität erfüllt gewesen war, hattesich verändert. Die Kämpfer, die noch übrig waren, hatten ihre eigene Art gefunden, mitder Ungewissheit umzugehen. Manche verbrachten die Tage mit intensivem Training,andere zogen sich zurück, um Kraft zu sammeln oder sich zu erholen. Einige der Campshatten sich neu geordnet, besonders jene, die ihre Wegbegleiter in der ersten Prüfungverloren hatten. Es war ein leiser, aber spürbarer Prozess. Gruppen, die ursprünglichzusammengefunden hatten, begannen sich neu zu formieren, sich zu mischen.Menschen, die zuvor kaum ein Wort miteinander gewechselt hatten, wurden zu neuenVerbündeten. Es war, als hätten die Verluste, die wir erlitten hatten, neue Verbindungengeschaffen, eine Art stilles Einverständnis, dass wir in dieser Welt der Prüfungen nurgemeinsam überleben konnten. Ich merkte, wie das Lager als Ganzes sich an dieseneue Normalität gewöhnte. Die Stimmen, die am Anfang laut und hitzig waren, warenleiser geworden, nachdenklicher. Die Menschen, die geblieben waren, hatten ihreeigenen Wege gefunden, mit der Situation umzugehen. Es war fast, als hätten wir unsalle darauf vorbereitet, dass dies die Ruhe vor dem Sturm war.

When It All Goes Up In FlamesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt