Kapitel 12

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Die wutentbrannten Schreie des Zyklopen hallten durch die Arena, und es war offensichtlich, dass er von seinem vorherigen Gegner noch aufgewühlt war. Seine monströse Gestalt schien mit jedem Schritt näher zu kommen und dabei immer größer zu werden, und ich spürte, wie sich ein unangenehmes Kribbeln in meinem Magen ausbreitete. Die Zweifel an meiner Wahl der Waffe nagten an mir wie hungrige Ratten, und ich konnte nicht umhin, mich zu fragen, was mich jemals dazu gebracht hatte zu glauben, dass meine Dolche in dieser aussichtslosen Situation von Nutzen sein könnten.


Mein Blick sprang nervös zwischen dem Dolch in meiner Hand und dem herannahendenUngetüm hin und her, während ich verzweifelt darüber nachdachte, was ich nun tun sollte. Sollte ich versuchen zu fliehen? Oder mich dem Kampf stellen, obwohl ich wusste, dass ich dem Zyklopen kaum etwas entgegenzusetzen hatte? Vielleicht sollte ich einfach darauf hoffen, dass er sich wie ein Marshmallow braten lassen würde - eine lächerliche Vorstellung, aber angesichts der aussichtslosen Lage erschien selbst der absurdeste Gedanke verlockend.


Doch egal, wie ich es drehte und wendete, nichts schien mir eine plausible Lösung zu bieten.In dem Chaos meiner Gedanken blieb mir keine Zeit mehr zum Nachdenken. DieEntscheidung wurde mir förmlich aus den Händen gerissen, als eine der massiven Pranken des Zyklopen mich mit unerbittlicher Kraft packte und mich zur Seite schleuderte. Ein Schrei entfuhr mir, als ich durch die Luft wirbelte, das Gefühl der Hilflosigkeit erstickte mich fast.Die Welt drehte sich um mich herum, ein wilder Strudel aus Bewegung und Gewalt. Die Luft wurde mir aus den Lungen gepresst, als ich mit erschreckender Wucht gegen die harte Mauer der Arena geschleudert wurde. Ein dumpfer Aufprall durchzuckte meinen Körper, gefolgt von einem stechenden Schmerz, der sich wie glühende Nadeln in meine Glieder bohrte.


Für einen Moment lag ich regungslos am Boden, mein Geist benommen von dem plötzlichen Angriff. Doch dann zwang ich mich, meine Sinne zu sammeln, und kämpfte mich mühsam auf die Knie. Der Schmerz pochte in meinem Körper, doch ich zwang mich, ihn zu ignorieren, denn ich wusste, dass ich keine Zeit hatte, mich selbst zu bemitleiden. Der Kampf war noch lange nicht vorbei, und ich musste mich wieder auf den Feind konzentrieren, der bereits wieder auf mich zustürmte, bereit, mich zu vernichten.Der Zyklop näherte sich mir mit unaufhaltsamer Entschlossenheit, seine mächtigen Schritte bebten über den Sandboden der Arena. Mit einem Anflug von Panik versuchte ich mich aufzurappeln, meine zitternden Hände umklammerten meinen Dolch, während ich mich auf den bevorstehenden Kampf vorbereitete. Doch bevor ich auch nur einen weiteren Gedanken fassen konnte, tauchte der Zyklop vor mir auf, seine riesige Gestalt drohend über mir aufragend.


Instinktiv sprang ich zur Seite, um seinen wuchtigen Hieben zu entkommen, doch der Zyklop war schneller als ich erwartet hatte. Mit einem gezielten Schlag seiner mächtigen Pranke traf er mich hart an der Seite, und ich wurde mit einer gewaltigen Kraft zu Boden geschleudert. Der Aufprall raubte mir für einen Moment den Atem, und ich rang nach Luft, während ich versuchte, mich wieder aufzurappeln.

Doch bevor ich auch nur den Hauch einer Chance hatte, mich zu erheben, spürte ich bereits die raue Hand des Zyklopen, die mich packte und mich brutal gegen den Boden drückte. Ein Schmerzensschrei entfuhr mir, als ich den Druck seiner mächtigen Finger auf meiner Haut spürte, und ich wusste, dass ich jetzt kämpfen musste, um zu überleben.

So nutzte ich also einen weiteren Dolch und stach ihm in die Hand, die mich immer noch gegen den Boden drückte. Sofort ließ er mich los und taumelte zwei Schritte zurück, den Dolch immer noch in seiner Hand steckend. Wie von einer Natter gebissen sprang ich auf und rannte schnell weg von ihm. Als ich genug Abstand zwischen dem Zyklopen und mir geschaffen hatte, streckte ich meine Hand aus, um einen weiteren Dolch zur Hand zu nehmen. Doch meine Finger griffen ins Leere. Panik stieg in mir auf, als ich hektisch nach dem dritten Dolch suchte, doch er war verschwunden. Bei meinem Sturz musste er mir wohl aus der Hand gefallen sein


Das war nicht gut.


Verzweifelt tastete ich die leeren Taschen meines Gürtels ab, während sich die Bedrohung des Zyklopen unaufhaltsam näherte. Es blieb mir nur noch eine Möglichkeit. Ich schloss meine Augen und sandte ein Stoßgebet an jeden Gott, der mir in den Sinn kam. Nur meineFeuerkraft konnte mich jetzt noch retten. Ich war so was von erledigt.Mit einem letzten Funken Hoffnung versuchte ich, meine Feuerkraft zu entfesseln.Konzentriert streckte ich meine Hand aus und versuchte, Flammen zu erzeugen. Doch meine Anstrengungen waren vergeblich. Nur winzige, kaum sichtbare Flämmchen zuckten aus meinen Fingerspitzen, bevor sie erloschen wie eine Kerze im Wind.


Die kleinen Flammen waren lächerlich im Vergleich zur enormen Bedrohung, die sich vor mir auftürmte.Mit jeder vergeblichen Anstrengung stieg der Druck in meinem Inneren. Der Schweiß trat mir auf die Stirn, vermischte sich mit dem Staub der Arena und bildete einen salzigen Film auf meiner Haut. Meine Hände zitterten vor Anstrengung, und meine Augen füllten sich mit verzweifelten Tränen, die sich unbeachtet über meine Wangen schlängelten.Das Gefühl der Ohnmacht umhüllte mich wie ein erstickender Nebel, während der Zyklopbedrohlich näher kam. Jeder Atemzug war ein Kampf, jeder Gedanke von Angst und Zweifel durchtränkt. Doch trotz meiner körperlichen und emotionalen Erschöpfung kämpfte ich weiter, meine zitternden Hände ausgestreckt, bereit, jede noch so kleine Chance zu nutzen, um zu überleben.


Doch je mehr ich mich anstrengte, desto schwächer schienen sie zu werden, und die Macht des Zyklopen schien nur noch bedrohlicher zu werden.Die winzigen Flammen vor mir waren ein schwacher Trost, ein kläglicher Versuch, demdrohenden Unheil entgegenzutreten.Inmitten meiner Verzweiflung und dem unerbittlichen Vorrücken des Zyklopen geschah etwas Unerwartetes. Plötzlich, wie aus dem Nichts, entfaltete sich eine gewaltige Flamme, die sich in Form eines majestätischen Drachen durch die Arena schlängelte. Ihre leuchtenden Flügel zuckten durch die Luft, und ihr Feuer loderte hell und heiß, als sie sich über den Zyklopen erhob.


Ein Raunen ging durch die Zuschauer, während sie gebannt das unerwartete Schauspielverfolgten. Die Flammenzunge des Drachen umschlang den Zyklopen wie eine gefährlicheUmarmung, und ein markerschütterndes Brüllen erfüllte die Luft, als das Ungeheuer in den lodernden Flammen gefangen war.Mit einem Blick der Verblüffung sah ich zu, wie der Zyklop unter den lodernden Flammen zu Boden ging, seine gewaltige Gestalt von den Feuern umschlungen. Langsam, aber sicher schien er von den Flammen bezwungen zu werden, sein brüllendes Gebrüll schwächte sich ab, während er hilflos den lodernden Flammen ausgeliefert war.Ein Gefühl der Erleichterung durchströmte mich, als ich sah, wie die Bedrohung, die mich so lange terrorisiert hatte, langsam nachließ. Die Zuschauer um mich herum jubelten undklatschten, als der Zyklop endlich besiegt schien. Doch in meinem Inneren brannte nochimmer die Erinnerung an die Gefahr, die mir so nah gekommen war, und ein leiser Schauer lief mir über den Rücken, als ich daran dachte, wie knapp ich dem Tod entronnen war.


Noch immer stand ich da, mein Blick auf den reglosen Körper des Zyklopen gerichtet, dersich keinen Millimeter mehr bewegte. Was war gerade geschehen? Ich wusste, dass ich esnicht gewesen sein konnte. Ich war nicht zu so etwas in der Lage. Nur einer in dieser Arenakonnte so mit dem Element umgehen. Meine Augen durchstreiften die anderen Teilnehmer, während ich die Luft anhielt, und da fiel mein Blick auf Cassian. Als unsere Blicke sich trafen, schaute er mich bereits an, sein Gesichtsausdruck unverändert. Er musste es gewesen sein. Doch warum? Warum hatte er mir geholfen?


Diese Fragen hämmerten wie ein unaufhörlicher Trommelschlag in meinem Kopf, und ichkonnte keine Antworten finden.Das Tor der Sieger öffnete sich mit einem lauten Knarren, und ein strahlendes Licht fiel in die Arena. Die Zuschauer brachen in lauten Jubel aus, und ich konnte die begeisterten Rufe förmlich spüren, die mir zugerufen wurden. Doch mir war übel. Ein plötzlicher Schwindel überkam mich, und meine Beine fühlten sich plötzlich wie Blei an. Das Adrenalin, das mich zuvor noch durchströmt hatte, ließ plötzlich nach, und ich fühlte mich müde und schwach.Ein Gefühl der Leere breitete sich in mir aus, während ich langsam zum Tor der Sieger schritt.Die Begeisterung der Zuschauer verhallte in meinen Ohren, und alles um mich herumverschwamm in einem Nebel aus Erschöpfung und Desorientierung. Ich hatte gewonnen, aber zu welchem Preis? Die Last der vergangenen Ereignisse drückte schwer auf meinenSchultern, und ich konnte nur hoffen, dass ich irgendwie die Kraft finden würde, mit denFolgen dieses Tages umzugehen.

When It All Goes Up In FlamesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt