Kapitel 6

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„Glaubt ihr, dass wenn ich lang genug darum flehen würde, dass sich der Erdboden dazu entscheiden würde mich zu verschlingen?", mein Kopf wurde immer röter und röter, alsich merkte, wie viele Leute mich kichernd ansahen. Manche hatten wenigstens noch die Manieren sich die Hand vor zu halten.

„Dir fehlt die Übung. Mich wundert es ja, warum du nicht deinen Bogen verwendest. Seimir nicht böse, aber mit den Dolchen hast du ja auch nicht besonders viel Übung",meinte Lyanna. „Ich musste meinen Bogen verkaufen, damit ich mir die Ausrüstungleisten konnte", seufzend ließ ich mich neben meinen Freunden auf die Wiese fallen. Wirsaßen etwas abseits von dem großen Kreis, den die anderen um die Präsentationgebildet haben. „Wenn du willst, können wir später in den Wald gehen und geeignetesHolz suchen damit du dir einen provisorischen basteln kannst. Ich muss sowiesoFeuerholz sammeln und du hast das doch schon mal gemacht", Theron sah mich mithochgezogenen Augenbrauen an. „Es könnte zeitlich ziemlich eng werden, aber ichkanns versuchen", dankend lächelte ich Theron zu. Er fand immer eine Lösung.„Es wird schon klappen, du bist schließlich der beste Bogenschütze, den ich kenne",fügte Theron hinzu und klopfte mir auf die Schulter. Seine Zuversicht war ansteckend.Nach den Präsentationen wurde der Platz freigegeben für Training, viele Gruppen fandensich zusammen und trainierten den Kampf mit Schwertern, den Fäusten oder mit denElementen.


Lyanna warf einen Blick in die Ferne, wo die anderen ihre Fertigkeiten vorführten.„Vielleicht sollten wir uns noch etwas von dem Training ansehen. Es schadet nie, neueTechniken zu beobachten." Lyanna hatte recht. Wir hatten eine Mission, und ich musstevorbereitet sein, ob mit Dolchen, einem provisorischen Bogen oder nichts als bloßenHänden.In der Mitte stand eine Frau in Uniform mit dem Königswappen auf der Brust, welchedurch die Menge glitt und das Training leitete und kommentierte.Sie hielt eine Rede über den Wert der Anpassungsfähigkeit, darüber, wie eine Waffe nurso gut sei wie der Krieger, der sie führe. Ihre Worte waren wie ein Schlag ins Gesicht – sieerinnerte mich daran, dass es nicht nur auf die Waffe ankam, sondern auf den Willenund die Entschlossenheit, die man in den Kampf mitbrachte.


„Ihr müsst lernen, den Geist zu schärfen, nicht nur das Schwert", sagte sie mit einerStimme, die durch den offenen Platz hallte. „In der Hitze des Gefechts wird euch euerGeist eher retten als die Klinge in eurer Hand."Ich biss die Zähne zusammen und fasste einen Entschluss. „Theron, du hast recht. Ichwerde mir einen neuen Bogen schnitzen, aber ich werde auch meine Fähigkeiten mit denDolchen verbessern. Wenn ich meine Waffen verloren habe, dann darf ich nicht an ihnenhängen. Ich muss lernen, alles zu nutzen, was mir zur Verfügung steht."Theron nickte anerkennend. „Das ist der richtige Weg. Wir werden dich unterstützen,wie immer."Darian grinste breit. „Das heißt, wir werden jetzt wohl noch öfter im Wald trainieren.Vielleicht finde ich ja auch einen Trick, wie du das Erdreich doch noch überredenkannst, dich zu verschlingen, wenn es dir mal wieder peinlich wird."Ein leichtes Lachen entwich mir, und für einen Moment war die Schwere der letztenStunden vergessen.


„Dann lasst uns keine Zeit verlieren", sagte ich. „Je schneller wir anfangen, desto ehersind wir wieder kampfbereit."Also machten wir uns auf den Weg zurück zu unserem Camp, der frühe Nachmittag hingnoch warm und golden über der Landschaft. Die Sonne stand hoch am Himmel undspendete uns eine angenehme Wärme, die das kurze, anstrengende Abenteuer derPräsentation in einen sonnigen Nachmittagsausflug verwandelte. Während Lyanna,Darian und Syloan angeregt über die beeindruckenden Vorführungen plauderten,wanderten meine Gedanken ab.


Meine Gedanken schweiften zu dem einen Mann, der mir besonders aufgefallen war. Dereinzige Feuerbändiger, den ich gesehen hatte. Etwas an ihm zog mich magisch an, undich konnte mich nicht davon abhalten, ihn in meinen Gedanken wieder und wieder zubetrachten. Seine Präsenz war einfach anders – nicht nur durch die Feuerbändigungselbst, sondern durch eine gewisse geheimnisvolle Ausstrahlung, die ihn umgab. Als wirden Pfad entlanggingen, der uns durch ein leichtes Tal führte, wurde der Geräuschpegeldes Camps, das wir passierten, immer deutlicher. Das Klirren von Metall und dasKnistern des Feuers drangen an meine Ohren. Neugierig spähte ich hinüber zu demCamp, das am Rand des Weges lag. Es war eine kleine Ansammlung von Zelten undLagerfeuern, und ich erkannte sofort das Camp dieses Mannes.

When It All Goes Up In FlamesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt