Kapitel 13

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Liebes Tagebuch,

irgendetwas stimmt hier nicht.

Evadne

Mit hängendem Haupt und hochgezogenen Schultern durchschreite ich das frischgeöffnete Tor, ein Gefühl der Beklemmung liegt schwer auf meinen Schultern

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Mit hängendem Haupt und hochgezogenen Schultern durchschreite ich das frischgeöffnete Tor, ein Gefühl der Beklemmung liegt schwer auf meinen Schultern. Einschmaler Gang erstreckt sich vor mir, von Fackeln erleuchtet, die ihre Flammen in dendüsteren Raum werfen. Zögerlich setze ich einen Fuß vor den anderen, als würde icheine unsichere Brücke überqueren, die über einem Abgrund aus Ungewissheit schwebt.Am Ende des Ganges, zur Rechten, befindet sich ein heller Raum. Lysander sitzt bereitsdarin, noch immer verschwitzt und in seiner Rüstung, ein Bild der Erschöpfung nachdem Kampf.


Der Raum ist zweigeteilt. Auf der einen Seite steht eine lange Bank, fest verankert an derWand wie ein stummer Zeuge vergangener Zeiten. Gegenüber fehlt die Wand, und derBlick fällt hinaus auf eine Terrasse. Ein Tisch steht dort, reich gedeckt mit Speisen undWein, ein verlockendes Angebot inmitten der düsteren Atmosphäre. Alles ist nochunberührt.


Jetzt, nach dem Kampf, würde ich mich gerne als Sieger sehen, aber ich kann es einfachnicht. Nichts, was ich getan habe, rechtfertigt diesen Titel. Scham beschreibt es ambesten – das Gefühl, das mich jetzt überwältigt. Gegen den Zyklopen hatte ich keineChance, weder war ich schnell genug noch stark genug. Nur das Glück hat michgerettet. Ich verstehe nicht, warum Cassian mir geholfen hat, warum er sich entschloss,seine Konkurrenz zu retten, doch ich bin dankbar, überlebt zu haben. Vielleicht sieht ermich gar nicht als Konkurrenz. Würde ich an seiner Stelle wohl auch nicht tun – wenn ichschon die erste Herausforderung nicht meistere, wie soll ich dann das Turnier bestehen?


Zischend griff ich an meine Schulter, die ich bis jetzt kaum gespürt hatte. Mit demNachlassen des Adrenalins wurde der Schmerz meines Sturzes deutlich. Leise fluchendließ ich mich auf eine Bank sinken, weit genug weg von Lysander. Mir war nicht danach,mit ihm zu reden. Enttäuschung nagte an mir. Ich wollte nach Hause. Das alles war eineverdammt blöde Idee, und ich verfluchte mich, dass ich überhaupt mitgekommen war.„Lief nicht so gut, was?" Lysander hatte seinen Kopf immer noch nach vorne gerichtet,aber in seiner Tonlage lag ein Hauch von Spott. „Spar's dir", zischte ich, während ichmeine Schulter abtastete. Ich hoffte, dass sie weder ausgekugelt noch gebrochen war,da in zwei Tagen bereits der nächste Wettbewerb stattfinden würde.Lysander lachte rau und ging zu dem angerichteten Essen hinüber. Mir wurde schlechtbei dem Gedanken daran. Langsam ließ das Adrenalin nach, und das war dasschlimmste Gefühl überhaupt.


Als ich noch ein kleines Mädchen war und im Waisenheim lebte, hatte ich mich immergeweigert zu lernen, wie man Schuhe bindet. Meine Pflegefrau erzählte mir schließlichdie Geschichte von einem Ritter, der an einem prächtigen Turnier teilnahm. Während er sich darauf vorbereitete, vor dem König und einer großen Menge zu kämpfen, bemerkteer plötzlich, dass er nicht richtig angezogen war. Seine Rüstung war falschzusammengesetzt, und sein Helm saß schief. Als er sich bewegte, stolperte er und fielvor aller Augen hin. Die Menge lachte so laut, dass der Ritter vor Scham davonlief undnie wieder zurückkam. Diese Geschichte brachte mich damals zur Vernunft, und ichachtete immer darauf, wie meine Schuhe gebunden waren.Doch jetzt, genau in diesem Moment, fühlte ich mich wie dieser Ritter.Ich hoffte so sehr, dass der Boden zu meinen Füßen genug Erbarmen hätte, sichaufzutun und mich zu verschlingen. Aber das passierte nicht. Hätte mich der Zyklopdoch bloß verschlungen.

When It All Goes Up In FlamesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt