Kapitel 23

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Die Arena war ein vertrauter Anblick – der gleiche, in dem wir den Kampf gegen dieZyklopen bestritten hatten, nur dass heute etwas anders war. Die Luft war aufgeladen,als würde jeder Atemzug die Anspannung aller Teilnehmer in sich tragen. Heute war derTag der dritten Herausforderung. Überall standen sie, die Kämpfer und Kämpferinnen,die überlebt hatten. Es gab keine bestimmten Teams heute, keine festen Regeln. Jederstand für sich selbst.Ich trug meine Rüstung, die eng an meinen Körper anlag, mit den Dolchen sicher anmeinen rechten Oberschenkel geschnallt. Meinen Bogen hatte ich quer über denRücken gehängt, die Pfeile griffbereit. Ich war vorbereitet, oder zumindest hoffte ich das.Trotzdem fühlte ich, wie die Nervosität in mir aufstieg, als ich mich in der Arena umsah.Tausende Augenpaare waren auf uns gerichtet, die jubelnden Zuschauer auf denTribünen wirkten fast surreal, während mein Magen sich zusammenzog. Der Morgen, andem ich noch in Cassians Armen aufgewacht war, schien so fern, als hätte er in einemanderen Leben stattgefunden. Die Geborgenheit und Wärme waren verschwunden,ersetzt durch den kalten, scharfen Geruch von Angst und Schweiß.


Meine Freunde – Syloan, Theron, Nael, Aykan und Cassian – waren irgendwo in derMenge. Wir hatten uns absichtlich verteilt, um aus verschiedenen Positionen zu agieren,sollte das Chaos ausbrechen. Aber jetzt, wo ich sie nicht sehen konnte, fühlte ich michplötzlich schrecklich allein. Mein Herz hämmerte in meiner Brust, während die rechteHand des Königs eine Ansprache hielt, doch die Worte drangen nur gedämpft zu mirdurch. Ich war zu sehr damit beschäftigt, mir auszumalen, was uns heute erwartenwürde.Und dann begann es.Die Herausforderung wurde eröffnet, und sofort änderte sich die Stimmung in der Arena.Die jubelnden Rufe der Zuschauer verstummten, als sich die Luft verdichtete, und wieaus dem Nichts erschienen plötzlich dunkle, geisterhafte Schattenfiguren um unsherum. Sie formten sich aus dem Boden, aus der Dunkelheit selbst, bis sie menschlicheGestalt annahmen.Vor mir standen drei dieser Figuren, und mein Magen drehte sich um. Sie sahen genausoaus wie ich – die gleiche Rüstung, die gleichen Dolche, der gleiche Bogen. Ein kalterSchauer lief mir über den Rücken. Sie waren nicht einfach Abbilder, sie waren perfekteKopien, ausgestattet mit all meinen Waffen und Fähigkeiten.


Mein Puls beschleunigte sich, und ich wusste, dass ich keine Zeit hatte, langenachzudenken. Die drei Schattenfiguren begannen sich zu bewegen, als wären sie inperfektem Einklang. Sie stürmten auf mich zu, und ich konnte ihren entschlossenenBlick in ihren Augen sehen – ein Blick, den ich nur allzu gut kannte, weil es mein eigenerwar. „Das ist die Herausforderung," flüsterte ich mir selbst zu, während ich den Bogen vonmeinem Rücken nahm und den ersten Pfeil spannte. „Wir müssen gegen uns selbstkämpfen."Die erste Gestalt war blitzschnell, genau wie ich es gewesen wäre. Sie wich meinemPfeil aus und zog ihre Dolche, die im Sonnenlicht blitzten, bevor sie einen Hieb aufmeine Seite abzielte. Ich konnte gerade noch rechtzeitig ausweichen, doch die zweiteGestalt war schon da, die Dolche kreuzend und auf meine Kehle zielend.Ich parierte den Angriff, meine eigenen Dolche blitzten in der Sonne auf, als Metall aufMetall traf. Das Geräusch hallte durch die Arena, während mein Atem schwer ging. Eswar, als würde ich gegen einen Spiegel kämpfen – jede Bewegung, jeder Gedanke, denich hatte, wurde von diesen Abbildern vorhergesehen.Die dritte Gestalt schoss auf mich zu, den Bogen in der Hand, und ich musste einenweiten Sprung machen, um dem Pfeil auszuweichen, der mit einer Präzision auf michgerichtet war, die mir nur zu vertraut war. Das war ich. Ich kämpfte gegen mich selbst indreifacher Form.


„Denk nach, Liora," flüsterte ich, während ich zurückwich, meine Augen schnellzwischen den drei Gestalten hin und her wandernd. „Du kennst dich selbst. Du weißt,wie du denkst."Ich versuchte, meine Atmung zu beruhigen, während ich mich an all dieTrainingseinheiten erinnerte, die ich durchlaufen hatte. Ich musste schlauer sein als sie.Und schneller.Die erste Gestalt griff erneut an, ihre Dolche schimmernd, als sie einen weiteren Streichauf mich zielen ließ. Dieses Mal parierte ich schneller, blockte die Dolche mit meineneigenen und trat mit meinem Fuß gegen ihren Brustkorb, um sie von mir wegzustoßen.Aber die zweite Gestalt war schon da, einen Pfeil auf mich gerichtet.Mein Instinkt übernahm, und ich ließ mich zu Boden fallen, während der Pfeil über michhinweg zischte. Sofort sprang ich wieder auf die Füße und zog meinen eigenen Bogen.Bevor sie reagieren konnte, ließ ich einen Pfeil fliegen – und traf. Der Pfeil bohrte sich indie Schulter der zweiten Gestalt, doch sie ließ keine Anzeichen von Schmerz erkennen.Ich biss die Zähne zusammen. „Natürlich nicht."

When It All Goes Up In FlamesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt