Kapitel 18

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Ich wachte auf, als hätte jemand mit einem Hammer auf meinen Kopf eingeschlagen.Alles um mich herum war verschwommen, und mein Schädel pochte so heftig, dass ichkaum klar denken konnte. Ich lag auf meiner Decke, die sich kühl und fremd anfühlte,obwohl ich wusste, dass ich in meinem Zelt war. Der vertraute Geruch von Stoff undErde mischte sich mit etwas, das mich an Feuer erinnerte – und dann traf es mich.


Das Feuer. Lyanna.


Ich setzte mich ruckartig auf, meine Hände flogen sofort zu meinem Kopf, als derSchmerz mich beinahe wieder zurück ins Dunkel ziehen wollte. Langsam, Liora, atme.Ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen, aber alles war ein einziger Wirbel ausErinnerungen und Gefühlen, die mich überwältigten.Die Spiegel... die Worte, die sie gesagt hatte.Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, und ich schloss für einen Moment dieAugen. Lyanna hatte mich verraten. Nicht nur mich, sondern uns alle. Aber ihre Worte...sie waren wie Dolche, die sich immer wieder in mein Innerstes bohrten. "Niemand wirdsie vermissen." Diese Worte hallten in meinem Kopf wider, ließen mir die Luft zum Atmennehmen.


Ich schluckte schwer, versuchte, die aufkommenden Tränen zurückzuhalten, aber dieWelle der Trauer und der Wut rollte unaufhaltsam auf mich zu. Wie hatte ich mich sotäuschen können? Wie hatte ich all die Lügen übersehen? Hatte sie jemals wirklich zuuns gehört? Oder war das alles nur eine Maske gewesen, eine Strategie, wie sie esgenannt hatte?Ich umklammerte meine Knie, zog sie fest an meine Brust und versuchte, die zitterndenAtemzüge zu kontrollieren, die mich verraten wollten. Es war, als würde mein Herz intausend kleine Stücke zerspringen, und jedes einzelne davon bohrte sich schmerzhaft inmeine Brust.


Aber ich konnte nicht ewig hier sitzen. Ich konnte mich nicht in meinem Schmerzvergraben, nicht jetzt. Ich hatte ihr ein letztes Versprechen gemacht und ich würde allestun, um es einzuhalten.Ich musste stark sein, auch wenn ich mich gerade so schwach fühlte, als könnte ichjeden Moment auseinander brechen.Mit zitternden Fingern fuhr ich mir durchs Haar, das wirr und verknotet war, und zwangmich, aufzustehen. Meine Beine fühlten sich schwer an, und mein Kopf dröhnte nochimmer, aber ich ignorierte es. Es gab Wichtigeres, als meinen Schmerz, als meineVerwirrung. Ich musste nach draußen, musste sehen, was dort vor sich ging.


Ich öffnete die Zeltplane und trat ins Freie. Die kühle Luft traf mich wie eine Welle undklärte meine Gedanken ein wenig. Vor mir lag das Lager, das mir sonst so vertraut war,aber jetzt kam es mir fremd und unheimlich vor. Alles war stiller, bedrückender. Oderwar es nur in meinem Kopf so? Es fühlte sich an, als hätte sich etwas verändert, als wäredie Welt um mich herum dunkler geworden.Ich sah Theron und Syloan nicht weit entfernt stehen. Beide schienen angespannt, ihreKörperhaltung verriet eine Unruhe, die ich sofort spürte. Sie standen vor Cassian, der mitverschränkten Armen vor ihnen stand und – wütend aussah. Seine Augen funkelten vorunterdrückter Wut, und seine Lippen waren zu einer schmalen Liniezusammengepresst.Ich konnte nicht hören, was sie sagten, aber die Spannung war greifbar. Was warpassiert, nachdem ich... Ich schloss kurz die Augen und erinnerte mich daran, wie dasFeuer aus mir herausgebrochen war, wie ich die Kontrolle verloren hatte. Wie ich Lyannaangegriffen hatte. Ich spürte noch immer die Hitze in meinen Adern, ein Überbleibsel derWut, die mich überwältigt hatte.


„Liora," sagte eine Stimme in meinem Kopf, fast flüsternd, „du bist nicht bereit."Vielleicht war ich es wirklich nicht.Ich trat langsam näher zu den dreien, mein Herz klopfte immer noch unregelmäßig inmeiner Brust, aber ich zwang mich, die Fassung zu bewahren. Die Wahrheit war, ichhatte keine Ahnung, wie ich damit umgehen sollte. Mit Lyannas Verrat. Mit der Tatsache,dass ich beinahe alles niedergebrannt hätte. Aber ich konnte mich jetzt nicht in diesenGefühlen verlieren. Nicht, wenn es noch so viel zu tun gab.Als ich näher kam, wandte Cassian den Kopf leicht in meine Richtung, und seine Augenverengten sich, als er mich bemerkte.Kaum hatte Cassian mich bemerkt, da stürmte Theron auch schon auf mich zu. „Liora!"rief er, die Erleichterung in seiner Stimme war deutlich zu hören. Er war in wenigenSchritten bei mir und stützte mich, bevor ich das Gleichgewicht verlieren konnte. MeineBeine fühlten sich immer noch wie Wackelpudding an, und ohne seine starke Hand anmeinem Arm hätte ich es wohl nicht geschafft, aufrecht zu bleiben.

When It All Goes Up In FlamesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt