Kapitel 10

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"Lorin, du bist der nächste." Die Worte hallten durch den Raum, begleitet vom dumpfenKnarren des schweren Tores, das sich langsam öffnete. Ein schlanker, junger Mann tratzögerlich vorwärts, seine Schritte von einem Hauch von Unsicherheit begleitet. Sein blaugefärbtes Abzeichen auf der Brust verriet sofort seine Zugehörigkeit zum Wasserstamm. "Du schaffst das, konzentriere dich auf dein Training", hörte ich einen seiner Freunde ihmermutigend zusprechen, bevor er ihm ein letztes Mal auf die Schulter klopfte. Lorin wirktebedeutend weniger selbstsicher als Lysander zuvor, und die Bürde der bevorstehendenHerausforderung lastete schwer auf seinen Schultern.


Der erste Zyklop war bereits weggeschafft worden, und es hatte eine beträchtliche Menge an Manneskraft gekostet, ihn zu besiegen. Die Arena war nun wieder leer und still, nur das leise Murmeln der Zuschauer hallte noch im Raum wider.Als Lorin zögernd den sandigen Boden betrat, wurde das Tor hinter ihm direkt geschlossen.Anders als sein Vorgänger trug er kein Schwert, sondern einen Bogen über seinem Rückengespannt, an dessen Griff vier Pfeile befestigt waren. Es war eine gewagte Wahl der Waffe,die nur bei ausreichender Entfernung von Nutzen sein würde."Er wird das schaffen, oder?", hörte ich zwei Personen neben mir flüstern. Es waren Cassian und Roran, die sich an meine Seite gestellt hatten. Obwohl ich Lorin nicht oft gesehen hatte, konnte ich erkennen, dass er zu ihrer Gruppe gehörte. Cassian brummte nur als Antwort und verschränkte die Arme vor der Brust. Beide starrten gebannt auf ihren Freund und warteten darauf, dass der Kampf begann. 

Die Spannung in der Luft war förmlich greifbar, während

sich alle darauf vorbereiteten, was als nächstes geschehen würde.Lorin musste nicht lange warten, bis der nächste Zyklop ausgelassen wurde. Dieser warweitaus aggressiver als sein Vorgänger. Ein Grollen hallte durch die Arena, als das Ungeheuer seine mächtigen Schritte setzte und direkt auf Lorin zuschoss, der noch immer verdattert in der Mitte der sandigen Arena stand, scheinbar wie festgewurzelt."Lauf!", brüllte das Publikum durcheinander, seine Stimme vereint in einem verzweifeltenSchrei der Warnung. Die Schreie schienen Lorin aus seiner Starre zu reißen. Ein Schauer lief ihm über den Rücken, als er die Präsenz des heranstürmenden Zyklopen spürte. Er zwang sich, sich zu bewegen. Er drehte sich einmal um die eigene Achse und nahm seine Beine in die Hand. Der Sand wirbelte auf, als er in panischer Hast davonrannte, während das brüllende Ungeheuer ihm bedrohlich nahekam.


Mit flinken Schritten gelang es Lorin vorerst, eine beträchtliche Distanz zwischen sich unddem Ungeheuer zu schaffen. Seine Lungen brannten vor Anstrengung, und sein Herzschlag hämmerte wild gegen seine Brust. Doch er durfte keine Zeit verlieren. Er musste sich sammeln, sich konzentrieren.Schnell zog er seinen Bogen vom Rücken und nahm einen Pfeil zur Hand. Sein Atem kam in hastigen Stößen, während er versuchte, seine Hände zu beruhigen, um einen präzisen Schuss abgeben zu können."Er zittert viel zu stark", kommentierte Roran besorgt, seine Stimme kaum mehr als einFlüstern inmitten des Getöses der Arena. Cassian schüttelte nur den Kopf, seine Miene finster vor Anspannung, während sie gebannt das Geschehen verfolgten. Die Anspannung in der Luft war förmlich greifbar, und ihre Worte machten mich noch nervöser, als es die ohnehin schon beängstigende Performance von Lorin tat.


Doch Lorin zwang sich, die Stimmen um ihn herum auszublenden, sich auf sein Ziel zukonzentrieren. Er musste präzise sein. Er musste treffen.Leider hatte Roran recht. Lorin zitterte wie Espenlaub, und sein Pfeil verfehlte sein Ziel. Der Zyklop hatte bereits die Entfernung zwischen ihnen wieder überbrückt, und das Katz-und- Maus-Spiel begann von Neuem. Doch bevor der Bogenschütze einen weiteren Pfeil abfeuern konnte, traf ihn das Ungeheuer mit einer wutentbrannten Pranke und schleuderte ihn gegen die Wand."Bitte steh auf, Kumpel", murmelte Cassian mit einer ungewohnten Sanftheit in der Stimme, das erste Mal, dass ich ihn sprechen hörte.Der Zyklop kam immer näher und näher. Ein Schauer lief mir über den Rücken, als icherwartete, dass die Bedrohung über Lorin hereinbrechen würde. Das wars, dachte ichresigniert, während sich die Zuschauer um uns herum in erwartungsvoller Stillezusammenballten.

When It All Goes Up In FlamesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt