Kapitel 20

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Die Sonne stand hoch am Himmel, als ich auf meiner gewohnten Lichtung im Waldstand. Ein sanfter Wind strich durch die Bäume, ließ die Blätter rascheln und brachteeine angenehme Kühle mit sich – perfekt, um meine Übungen mit Feuer zu beginnen.Ich atmete tief ein und konzentrierte mich. Mit einer fließenden Handbewegung ließ icheinen kleinen Feuerball in meiner Handfläche aufsteigen. Er glühte hell, ohne dass ichmich anstrengen musste – es fühlte sich an, als ob meine Verbindung zu den Flammenimmer stärker wurde. Ich zog meine Hand zurück und schleuderte den Feuerball in dieLuft, wo er sich mit einem leisen Zischen auflöste.„Okay, weiter", murmelte ich zu mir selbst. Ich hob beide Hände und konzentrierte mich auf eine neue Übung. Feuerblitze schossenaus meinen Fingerspitzen, wie feurige Pfeile, die durch die Luft jagten und an einemnahegelegenen Baum vorbei zischten. Es war eine Übung der Präzision und Kontrolle,und ich spürte, wie ich immer mehr Herrin über meine Kräfte wurde. Doch heute wollteich mehr – mehr als nur einfache Feuerblitze.Langsam formte ich eine Gestalt aus den Flammen, die zwischen meinen Händenwuchs. Ein feuriges Tier, das aussah wie ein Wolf, entstand vor mir. Es knurrte leise undbegann um mich herum zu schleichen, als wäre es lebendig. Ein Triumphgefühldurchströmte mich. 


Ich konnte es!


In diesem Moment hörte ich ein vertrautes Geräusch hinter mir – das Knacken einesAstes, gefolgt von einem leisen, aber unübersehbaren Räuspern.„Du wirst wirklich besser", sagte Cassian, der ohne Vorwarnung aufgetaucht war, wie eres so oft tat. Ich spürte, wie mein Körper sich sofort verspannte, als seine tiefe Stimmeden stillen Wald durchbrach. Natürlich war er wieder da. Ungefragt. „Aber du bist nochnicht am Limit. Du machst es dir zu leicht."„Was machst du hier, Cassian?" fragte ich und versuchte, die Ruhe zu bewahren. Derfeurige Wolf neben mir schnappte in seine Richtung, als würde er mein Gefühl teilen.„Ich trainiere. Allein."„Ich wollte sehen, ob du dich weiterentwickelst", sagte er beiläufig und lehnte sich aneinen Baum, die Arme vor der Brust verschränkt. Sein Blick lag schwer auf mir, und dasleichte Lächeln, das seine Lippen umspielte, schien mehr zu wissen, als er verriet. „Duhast Talent, keine Frage. Aber du könntest mehr erreichen, wenn du dir nicht immerdiese leichten Aufgaben stellst."


„Leichte Aufgaben?" Ich drehte mich zu ihm um, und mein Feuerwolf knurrte nun lauter.„Ich habe mein Bestes gegeben. Du hast keine Ahnung, wie viel Kontrolle das erfordert!"„Oh, ich habe eine Ahnung", erwiderte er und schob sich vom Baum weg. „Aber duhängst dich nicht genug rein. Dein Problem ist, dass du zu ängstlich bist, wirklich andeine Grenzen zu gehen."Das Blut in mir begann zu kochen – und das nicht nur wegen meiner Feuerübungen.„Ängstlich? Ich bin nicht ängstlich!"„Ach nein?" Er trat näher, seine Stimme kühl, aber seine Augen funkelten, als er michherausforderte. „Wenn du nicht ängstlich wärst, hättest du dich längst getraut, mehr zuriskieren. Vielleicht solltest du mal versuchen, wirklich Feuer zu fangen, statt immer nurzu tanzen."Das war zu viel. Feuer fangen? Er wusste genau, welche Knöpfe er bei mir drückenmusste. „Ich tanze nicht um das Feuer herum, Cassian!"


„Sicher", sagte er und grinste spöttisch, „aber es sieht von hier aus ziemlich nach Tanzaus."Ich spürte, wie meine Wut sich in mir aufbaute, und die Flammen um mich herumreagierten darauf, wurden heller, heißer. „Du weißt nicht, wovon du redest!"„Das tue ich sehr wohl", antwortete er ruhig, doch sein Grinsen verschwand nicht.Die Luft um mich herum knisterte vor Wut, und die Flammen, die ich gerade nochkontrolliert hatte, brodelten nun in mir. Cassians Worte hatten mich getroffen – erwusste genau, welche Knöpfe er drücken musste. Sein selbstgefälliges Grinsen machtees nicht besser. Ich fühlte, wie sich die Energie in mir aufbaute, und bevor ich es richtigrealisierte, handelte ich bereits.„Du redest immer so groß daher," fauchte ich, meine Stimme bebend vor Zorn. „Malsehen, ob du auch tust, was du sagst!" Mit einem raschen Schwung meiner Handschoss ein Feuerblitz in seine Richtung. Die Hitze der Flammen erfüllte die Lichtung, alsder Feuerstrahl auf ihn zu schnellte.

When It All Goes Up In FlamesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt