siebzehn

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POV Narin

Die Spannung in der Luft ist fast greifbar, als ich zwischen Kidd und Burak stehe. Mein Herz hämmert, und mein Kopf ist ein einziges Chaos. Burak hat mich immer beschützt, das weiß ich, aber jetzt scheint nichts mehr sicher. Und dann ist da Kidd – jemand, der mich nicht belogen hat, der mich in eine Wahrheit hineingezogen hat, die ich nicht wollte, aber vielleicht brauchte.

Ich sehe Burak an, mein Bruder, der mich über all die Jahre hinweg verteidigt hat, aber jetzt wirkt er so anders. Seine Augen sind flehend, fast verzweifelt, als er auf mich einredet, dass ich ihm vertrauen soll. Doch in diesem Moment fühlt sich Vertrauen wie das Schwierigste auf der Welt an. Alles, was ich bisher geglaubt habe, bricht um mich herum zusammen, und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.

Dann wandert mein Blick zu Kidd. Sein Gesicht ist ernst, aber in seinen Augen sehe ich etwas, das mich innehalten lässt – ein Hauch von Hoffnung, aber auch Reue. Irgendetwas zieht mich zu ihm hin, obwohl ich es nicht erklären kann. Vielleicht liegt es daran, dass er mich nicht angelogen hat. Vielleicht ist es die Ehrlichkeit, die er mir gezeigt hat, auch wenn sie schmerzhaft war.

Kidd tritt einen Schritt auf mich zu, und ich spüre, wie mein Atem stockt. Ich will ihm zuhören, aber Burak stellt sich schützend vor mich, als wolle er eine unsichtbare Grenze ziehen. „Narin, bitte", sagt er leise. „Lass mich das klären. Du musst dich nicht in diese Sache hineinziehen."

Doch ich spüre, dass das nicht mehr möglich ist. Ich bin längst Teil davon, ob ich es will oder nicht. „Burak", sage ich schließlich, meine Stimme brüchig. „Ich kann das nicht mehr ignorieren. Du hast mich im Dunkeln gelassen, aber Kidd... er hat mir die Wahrheit gesagt. Wie soll ich das einfach vergessen?"

„Weil er dich in Gefahr bringt!", erwidert Burak. „Diese Leute sind gefährlich, Narin, und Kidd steckt da tiefer drin, als du dir vorstellen kannst."

Ich spüre, wie mir die Tränen in die Augen steigen, und ich wende den Blick ab, um sie zu verbergen. Die Wahrheit ist, dass ich nicht weiß, wem ich vertrauen soll. Aber in diesem Moment fühlt es sich an, als wäre da etwas, das ich tun muss, um für mich selbst einzustehen. „Vielleicht", beginne ich leise, „vielleicht bin ich diejenige, die entscheiden muss, wem sie glaubt."

Burak sieht mich fassungslos an, als würde ich ihm das Herz brechen. „Narin, ich habe das alles nur für dich getan. Du bist meine Schwester. Ich würde alles tun, um dich zu beschützen."

„Ich weiß", flüstere ich. „Aber manchmal muss man die Wahrheit hören, auch wenn es wehtut."

Kidd tritt näher, seine Präsenz ist plötzlich viel stärker, und ich spüre die Wärme, die von ihm ausgeht. „Narin", sagt er sanft, „ich wollte nie, dass du das alles durchmachen musst. Aber jetzt, wo du es weißt, kann ich nicht einfach so tun, als wäre nichts passiert. Ich... ich kann nicht zulassen, dass du in dieser Lüge lebst."

Seine Worte treffen mich wie ein Schlag, doch sie klingen so ehrlich. Langsam lasse ich meinen Blick wieder auf ihn ruhen. Es ist schwer zu glauben, dass jemand wie Kidd Kawaki, jemand, der in einer Welt lebt, die so anders ist als meine, wirklich auf meiner Seite steht. Und doch ist da etwas zwischen uns – etwas, das ich nicht leugnen kann.

Burak macht einen Schritt zurück, seine Schultern hängen kraftlos nach unten. „Ich kann dich nicht zwingen", sagt er schließlich, und seine Stimme klingt gebrochen. „Aber bitte, pass auf dich auf."

In diesem Moment spüre ich eine Last auf meinen Schultern, die ich nie erwartet hätte. Ich liebe meinen Bruder, das steht außer Frage. Aber Kidd... er hat etwas in mir ausgelöst, das mich nicht mehr loslässt.

Nachdem Burak sich umdreht und weggeht, bleibe ich mit Kidd allein zurück. Die Stille zwischen uns ist fast greifbar, aber es ist keine unangenehme Stille. Es ist, als würden wir beide versuchen, die richtigen Worte zu finden, obwohl Worte vielleicht gar nicht ausreichen.

Kidd sieht mich an, sein Blick weich, und ich spüre, wie mein Herz einen Moment lang schneller schlägt. „Narin", sagt er leise, „ich weiß, dass das alles viel ist. Und ich weiß, dass du mir wahrscheinlich nicht sofort vertrauen kannst. Aber ich will, dass du weißt, dass ich für dich da bin. Egal, was passiert."

Ich will ihm glauben. Ich will wirklich glauben, dass Kidd anders ist, dass er ehrlich zu mir ist. Und in diesem Moment entscheide ich, ihm eine Chance zu geben. „Ich... ich weiß nicht, was das alles bedeutet", sage ich zögernd. „Aber ich will es herausfinden. Mit dir."

Kidds Gesicht hellt sich auf, und ein kleines Lächeln breitet sich auf seinen Lippen aus. „Das ist alles, was ich will."

Er tritt noch einen Schritt näher, und ich spüre die Wärme seines Körpers, so nah an meinem. Für einen Moment ist die Welt um uns herum still, als wären nur wir beide hier. Und dann, fast ohne nachzudenken, lege ich meine Hand in seine.

Sein Griff ist fest, aber sanft, und ich spüre, wie ein seltsames Gefühl der Sicherheit mich durchströmt. Vielleicht ist das der Anfang von etwas Neuem – etwas, das ich vorher nie erwartet hätte.

„Komm", sagt er schließlich, „lass uns von hier weggehen. Wir haben noch viel zu klären."

Und mit diesen Worten fühle ich zum ersten Mal seit Tagen, dass vielleicht doch noch alles gut werden könnte – dass es Hoffnung gibt. Gemeinsam machen wir uns auf den Weg, und ich weiß, dass dies der Anfang von etwas Größerem ist.

Paranoia - 𝐊𝐈𝐃𝐃 𝐊𝐀𝐖𝐀𝐊𝐈Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt