POV Narin
Burak hat mir versprochen, mit Ela zu sprechen, um mehr Klarheit zu bekommen. Jetzt hoffe ich, dass das Gespräch zwischen den beiden Licht ins Dunkel bringt.
Gerade als ich mich auf mein Bett fallen lasse, klingelt mein Handy. Die Anrufer-ID zeigt „Ela💕". Ein stechender Schmerz durchzuckt mich, aber ich nehme den Anruf an und versuche, meine Stimme ruhig zu halten. „Hallo, Ela."
„Narin, was will dein Bruder von mir?", sagt Ela, ihre Stimme klingt verärgert. „Warum hat er mich überhaupt angeschrieben? Was hast du ihm erzählt?"
„Ich habe ihm erzählt, dass du plötzlich verschwunden bist, als wir dich am Samstagabend gebraucht hätten", sage ich und versuche, meine Enttäuschung zu verbergen. „Du warst nicht da, als dieses schlimme Ereignis passiert war. Stattdessen tauchst du plötzlich in einer Story mit Kidd Kawaki und Yakary auf. Was sollte das?"
„Narin, es tut mir leid", beginnt Ela und klingt nun verzweifelt. „Ich wollte nur eine Pause von allem. Und... ich habe Yakary gerade erst kennengelernt. Da ist etwas zwischen uns, und es war einfach eine spontane Entscheidung, mit ihm und Kidd Kawaki abzuhängen."
„Eine spontane Entscheidung?", wiederhole ich skeptisch. „Du hättest uns trotzdem Bescheid geben können, dass du mit ihnen bist. Warum bist du überhaupt nochmal zur Party gegangen, obwohl du mit uns nach Hause gefahren bist?"
„Es war nicht geplant, dass ich noch einmal zur Party gehe", erklärt Ela. „Als ich mit Yakary gesprochen habe, hat sich das einfach ergeben. Wir haben uns gut verstanden, und es war einfach... so. Ich wollte ihn nochmal sehen und den Abend mit ihm genießen. Plötzlich war Kidd Kawaki dann auch da. Aber ich verstehe, dass das für dich nicht einfach war. Es tut mir leid, dass ich nicht ehrlich zu dir war."
„Also läuft etwas zwischen dir und Yakary?", frage ich, der Gedanke macht mich unruhig. „Und das ist der Grund, warum du uns im Stich gelassen hast?"
„Ja", gibt Ela zu. „Es ist noch nicht offiziell, aber wir haben eine Verbindung, und es war einfach... nun, es ist neu und aufregend für mich."
Ihre Antwort hinterlässt mich frustriert und enttäuscht. „Warum hast du uns nicht einfach die Wahrheit gesagt? Wir hätten verstehen können, dass du jemanden neu kennenlernen möchtest. Aber stattdessen hast du uns einfach im Stich gelassen und uns keine Erklärung gegeben."
„Es tut mir wirklich leid, Narin", sagt Ela leise. „Ich wollte dich nicht verletzen. Ich weiß, ich hätte es besser machen müssen."
„Es reicht", sage ich und lege auf. Die Enttäuschung und die Verwirrung, die mich quälen, sind überwältigend. Ich verlasse den Gruppenchat, den wir zu viert hatten. Es scheint mir der einzige Weg zu sein, mit dieser Situation umzugehen, die mich nur noch mehr belastet.
Wenig später klingelt mein Handy erneut. Diesmal ist es Zümre. „Hey Narin, was ist los? Wir haben gehört, dass du den Gruppenchat verlassen hast und Ela angerufen hat. Was ist passiert?"
Ich atme tief durch und beginne, Zümre die ganze Geschichte zu erzählen – von Elas plötzlichem Verschwinden und der Verwirrung, die sie verursacht hat, bis hin zu dem enttäuschenden Gespräch, das ich gerade geführt habe. „Ela hat mir gesagt, dass sie Yakary gerade kennenlernt und dass zwischen ihnen etwas läuft. Aber ich verstehe immer noch nicht, warum sie uns nicht einfach die Wahrheit gesagt hat. Es fühlt sich an, als ob sie uns einfach im Stich gelassen hat."
„Das klingt wirklich kompliziert", sagt Zümre mitfühlend. „Vielleicht gibt es noch eine Erklärung, die du nicht kennst. Aber du musst wissen, dass wir für dich da sind. Lass dich nicht von dieser Situation unterkriegen."
„Danke", sage ich und versuche, mich zu beruhigen. „Es hilft, darüber zu reden."
Am Mittwoch, zwei Tage nach dem misslungenen Gespräch mit Ela, komme ich nach der Schule nach Hause. Ich bin noch immer tief in Gedanken über das, was passiert ist. Als ich mein Handy checke, sehe ich eine neue Nachricht auf Instagram. Die Nachricht stammt von Kidd Kawaki.
„Hallo Narin", beginnt die Nachricht. „Könnten wir uns bitte treffen und reden? Ich werde um 18 Uhr vor deinem Haus sein."
Mein Herz beginnt schneller zu schlagen. Kidd Kawaki will sich mit mir treffen? Was könnte er von mir wollen, nachdem er sich schon am Samstag entschuldigt hat? Der Gedanke, ihn zu treffen, bringt eine Mischung aus Angst und Neugier in mir auf.
Burak ist noch nicht zurück, als ich diese Nachricht sehe. Ich weiß, dass ich ihm nicht erzählen möchte, dass Kidd Kawaki mir geschrieben hat. Ich will die Sache zuerst allein klären, bevor ich jemanden mit reinziehen muss.
Ich ziehe mich schnell um und mache mich bereit. Der Nachmittag zieht sich wie Kaugummi, bis es endlich Zeit ist, nach draußen zu gehen. Als ich vor der Tür stehe, sehe ich Kidd Kawaki, der auf mich wartet. Sein Gesichtsausdruck ist ernst, und es scheint, als ob er etwas Wichtiges sagen möchte.
„Hallo Narin", begrüßt er mich. „Danke, dass du mich getroffen hast. Ich wollte mich entschuldigen und ein paar Dinge klarstellen."
„Worüber möchtest du sprechen?", frage ich, als wir uns gegenüberstehen.
„Ich wollte dir nur sagen, dass es mir leid tut, wie sich alles entwickelt hat", beginnt Kidd. „Ich habe mich von Tessa getrennt, weil ich wusste, dass ich ehrlich zu dir sein sollte. Ich wollte nicht, dass du dich noch länger verletzt fühlst. Es war nie meine Absicht, dich in eine unangenehme Lage zu bringen."
Die Aufrichtigkeit in Kidds Stimme lässt mich kurz innehalten. „Und was soll ich jetzt machen?", frage ich. „Es ist schwer für mich, nach allem, was passiert ist, wieder Vertrauen zu haben, in dich."
„Ich verstehe", sagt Kidd. „Ich wollte dir nur sagen, dass ich die Dinge klären wollte. Die Entscheidung, wie es weitergeht, liegt bei dir. Ich hoffe, dass wir die Situation irgendwie klären können."
Als ich ihn stehen lasse und zurück ins Haus gehe, fühle ich mich immer noch unsicher, aber auch etwas erleichtert, dass ich zumindest eine Erklärung bekommen habe. Die kommenden Tage werden zeigen, wie sich die Situation entwickeln wird und ob ich bereit bin, einen neuen Anfang zu wagen.