♕Kapitel 66♕

26 11 1
                                    

*╔═══❖•ೋ° °ೋ•❖═══╗*
K A P I T E L  6 6
*╚═══❖•ೋ° °ೋ•❖═══╝*

⊰᯽⊱┈──╌❊╌──┈⊰᯽⊱

Am nächsten Morgen warf Taehyung den General früh aus dem Bett. Er selbst hatte eigentlich kaum geschlafen, zu sehr waren seine Gedanken am Laufen gewesen. Es stand jedoch fest, dass er noch heute die Wände des Palastes mit Leben füllen würde. Und sie würden ihre gegenseitige Macht nun endlich austauschen. Doch zunächst würde Taehyung den Ritter aufsuchen müssen. Er hatte etwas mit Yoongi zu besprechen.

Klopfend kündigte sich der Weißhaarige bei dem Ritter an und trat dann anschließend in seine Gemächer, ohne überhaupt auf eine Antwort zu warten.

Yoongi war bereits wach. Die Lichtenritter lebten eigentlich ein sehr geordnetes Leben. Sie waren immer früh wach, nutzten den Tag, um zu arbeiten, zu trainieren oder andere wichtige Dinge zu erledigen. So auch heute, nur dass Yoongi nicht arbeitete, sondern sich eines der Bücher gegriffen hatte, das wie neu in eines der Regale gestanden hatte. Aufmerksam las er Wort für Wort, sah aber auf, als es klopfte und die Tür aufsprang.
Sofort richtete sich Yoongi auf und verbeugte sich vor dem König.
»Was kann ich für dich tun?«, fragte er schnell, als er die ernste Miene des Weißhaarigen sah.

Taehyung schloss die Tür hinter sich und sah Yoongi nur lange schweigend an. Der Ritter schien sich nach der Flucht gestern wieder frisch gemacht und umgezogen zu haben. Seine Kleidung war nicht mehr blutverschmiert, die Haare ordentlich gerichtet. Einzig allein die leicht angeschwollene Wange ließ darauf schließen, dass er geschlagen wurde.

»Wieso bist du vor den Rittern geflohen? Du hattest dort einen hohen Rang, gutes Ansehen und es gibt genügend Gründe, um mich zu hassen und umbringen zu wollen. Und trotzdem hast du sie alle verraten und dich mir angeschlossen.«

Die Worte machten den Verrat für Yoongi erst richtig greifbar und real, als Taehyung sie aussprach. Bedrückt sah der Ritter auf den Boden.
»Ich war nicht bei den Rittern, weil ich einen hohen Rang hatte oder viele zu mir aufgesehen haben. Ich war bei den Rittern, weil ich an ihre Überzeugungen geglaubt habe. Weil ich geglaubt habe, sie wären gut. Was ich gestern gesehen habe, hat mir gezeigt, dass ich mich geirrt habe. Dennoch möchte ich den Kampf nicht aufgeben. Ich möchte, dass das Gute über diese Welt herrscht und ich denke, dass trotz der Geschichten, die ich über den Dunklen König gehört habe, mehr dabei ist als nur Böses. Ich habe die wahre Identität der Ritter gesehen. Jetzt möchte ich die wahre Identität des Königs kennenlernen – die Geschichte hinter ihm. Denn wenn die Ritter eigentlich ein ganz anderes Ziel hatten, ihren Ruhm durch falsche Handlungen erreicht haben, kann der König auch genauso gut bessere Absichten haben«, erklärte Yoongi und schien überzeugt davon zu sein, dass Taehyung nicht vollständig böse war, so wie die Ritter es ihm beigebracht hatten.

Erneut sah Taehyung den Ritter nur schweigend an. An das Gute? Taehyung war sich sicher, dass er selbst nicht das Gute war. Für sich und seine Ehre, aber sicherlich nicht für andere Menschen. Bis heute wusste niemand, warum der einstige Kronprinz so geworden war, wie er nun mal war. Taehyung konnte sich nur vage an den Tag erinnern, als es geschah. Seine Seele wurde verdorben. Doch um sein Ziel zu erreichen, hatte er alles auf sich genommen und wenn es hieß, sich selbst zu verlieren.

»Ich muss dich enttäuschen, Yoongi. Bei mir wirst du nichts Gutes finden. Mein Ziel ist es, die alte Ordnung, die alte Welt wiederherzustellen und jeden zu unterwerfen, der Fuß auf dieses Land, ja sogar die Welt setzt. Diese braucht einen starken Anführer, der sie vor der wahren Bosheit der Welt beschützt. Und das geht nur durch Gehorsam und Kontrolle.«

Diese Antwort war nicht besonders zufriedenstellend, wenn Yoongi ehrlich war. »Du möchtest die Welt beschützen. Das möchte ich auch. Nur weil du andere unterwerfen möchtest, musst du nicht grausam sein. Dein Vater war auch kein guter König, aber war er wirklich grausam? Oder waren es bloße Fehlentscheidungen?«

Dass Yoongi dennoch das Gute in Taehyung sah, überraschte ihn. Doch Taehyung erwiderte nichts darauf. Bei den Fehlentscheidungen seines Vater stimmte Taehyung zu. Er war ein schwacher Mann gewesen. Selbst mit Taehyungs zarten sechs Jahren zu der Zeit hatte der junge Prinz schon eine Menge von wirtschaftlichen und politischen Abkommen mitbekommen und verstanden. Nein, König Wen Hong war kein guter Herrscher gewesen, aber dafür hatte er eine gute Seele gehabt. Und diesen hatte man mitsamt Königin zur Strecke gebracht. Was danach folgte, war ein unruhiges Land ohne Herrscher mit unterschiedlichen Lagern, die versucht hatten, die Macht an sich zu reißen. Die Lichtenritter setzten sich durch. Und sie hatten jedem etwas vorgegaukelt.

Taehyung trat ans Fenster und schaute gedankenverloren hinaus.
»Wie lautet der Schwur, den du bei den Rittern leisten musstest?«

Als Yoongi nach dem Schwur gefragt wurde, zögerte er keine Sekunde, um diesen in voller Länge ohne zu stottern aufzusagen:

»Im Angesicht der Sterne und des Lichts, das die Dunkelheit vertreibt, schwöre ich feierlich, stets die Tugenden des Mutes, der Ehre und der Gerechtigkeit zu bewahren. Ich gelobe, das Licht zu schützen und zu mehren, es den Bedürftigen zu bringen und es vor den Schatten der Welt zu verteidigen.
Ich werde stets die Wahrheit suchen und sie sprechen, egal wie schwer die Bürde ist. Mein Schwert soll stets für das Gute und Gerechte erhoben werden, meine Taten sollen Ehre und Ruhm über meinen Orden bringen. In Zeiten des Friedens wie in Zeiten des Krieges werde ich stets den Schwachen beistehen und die Unschuldigen schützen.
Im Namen des Lichts und der Ewigkeit verspreche ich Treue meinem Orden, meinem Land und allen, die im Licht wandeln. Sollte ich je von diesem Weg abkommen, möge das Licht selbst mein Richter sein und mich auf den rechten Pfad zurückführen.
Dies ist mein Schwur, bis mein letzter Atemzug verweht und mein Licht erlischt.«

Langsam sah Yoongi wieder auf. »So lautet der Schwur der Lichtenritter.«

Als Taehyung den Schwur hörte, versteifte er sich augenblicklich. »Wie dreist, einen Schwur zu übernehmen, der einst für die Sonnenritter gedacht war, um dem Sommerkönig zu dienen. Das ist fast schon ironisch.«

Taehyung drehte sich wieder zu Yoongi um und sah ihm dabei tief in die Augen. »Yingxing erzählte mir, dass ihr für die Aufnahme mit dem Schwert des Sommerkönigs erstochen werdet, allerdings nicht tödlich. Ihr erhaltet temporäre Macht, verliert euch selbst aber immer mehr und mehr, bis ihr selbst nur noch ein Schatten eurer selbst seid, der dazu gemacht ist, dem Dunklen König zu dienen.« Taehyung deutete auf Yoongis Schulter. »Du weißt, was passiert, wenn ich dich hier und jetzt töte?«

Dass Taehyung ihn so durchdringend ansah, ließ Yoongi nicht zurückschrecken. Steif blieb er stehen, hatte sich ganz gerade aufgerichtet und hielt dem Blick stand. »Ja. Das stimmt. Uns wird das im Training zwar nicht gesagt, aber wenn wir fertig ausgebildet sind und endlich zum Ritter geschlagen werden, nimmt man alles in Kauf«, fügte er hinzu. Eigentlich war es schon merkwürdig, den Auszubildenden so etwas vorzuenthalten, aber Yoongi hatte sich nie wirklich etwas dabei gedacht.

»Ja, ich würde zu einem Rückkehrer werden, aber das werde ich so oder so, denn nun habe ich keine Möglichkeit mehr, vom Äonenschwert umgebracht zu werden, sollte ich die Beherrschung über mich selbst verlieren«, erklärte er. »Ich kannte die Konsequenzen schon, als ich mich für dich entschieden habe«, fügte Yoongi wissend hinzu, hielt dem intensiven Blick dieser stechend roten Augen immer noch stand.

Taehyung wollte nur sichergehen, dass Yoongi wusste, auf was er sich hier einließ. Am Ende konnte sich der Weißhaarige damit selbst überzeugen, ob er dem Ritter trauen konnte oder nicht. »Sollte der Tag kommen, an dem du zum Rückkehrer wirst, werde ich dich mit Freuden in meinen Reihen empfangen.« Das war das einzige, was Taehyung noch sagte, bevor er sich wieder zum Ausgang wandte. Kurz vor der Tür blieb er jedoch noch einmal stehen, drehte sich aber nicht um.
»Auch wenn ich hoffe, dass du diesen Zeitpunkt länger hinauszögern kannst. Mir ist ehrliche Loyalität lieber als aufgezwungene.« Wie bei Jeongguk ...
Damit verließ Taehyung das Zimmer und rief stattdessen Jeongguk zu sich in den Thronsaal.

⊰᯽⊱┈──╌❊╌──┈⊰᯽⊱

𝐒𝐡𝐚𝐝𝐨𝐰'𝐬 𝐅𝐚𝐭𝐞ᵛᵏᵒᵒᵏ ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt