Kapitel 4

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Minhos POV

Die nächsten Tage kam Jisung nicht. Kein Wunder nach der Demütigung, die ich ihm gegeben habe. Jetzt wird die Schwuchtel sicherlich nicht mehr auf meine Nerven gehen. Hoffentlich sehe ich seine hässliche Visage jetzt nur noch von Weitem und nicht nur ein paar Zentimeter vor mir.

 Meine Freude blieb aber nicht lange. In der Mittagspause, die ich mit meinem Kumpel Chan verbrachte, sah ich das dämliche Gesicht von Jisung in der Menge aufblitzen. Noch hatte er mich nicht gesehen und es sollte auch so bleiben, denn sonst müsste ich meine Zeit wieder für ihn vergeuden. Jisung war hartnäckig und lies mich auch nach mehreren Malen, in der ich ihn anschrie, nicht in Ruhe. Er wollte sich selber überzeugen, dass seine Liebe eine Chance hat, blendete mein Hass komplett aus. Wenn er meinen Tag schon kaputt machte, dann würde er mich doch auch gleich bespaßen können. Jisung wird noch bereuen immer bei mir sein zu wollen. „Jisung! Komm her!", rief ich in seine Richtung. Er hob den Kopf und erinnerte mich an Eichhörnchen, was eine Nuss gesichtete hatte. Auf seinen Gesicht breitete sich ein freudiges Lächeln aus. Jisung sah so aus, als würde er die Toilettensache komplett vergessen haben, denn nichts sah aus, als ob er im Moment litt. Entweder er fand es im Nachhinein nicht so schlimm, oder seine Gefühle für mich waren zu stark und er liebte mich immer noch. Widerlich. „Möchtest du dich zu uns sitzen?", fragte ich ihn mit einem zuckersüßen Schauspiellächeln, worauf er wild nickte und sich zu uns saß.

Chan hatte seit dem ich Jisungs Namen ausgesprochen habe, nichts mehr zu unseren vorigen Konversation beigetragen. Lieber schaute er den brünetten Schüler neben mir ein. Ein böses Lächeln umspielten seine Lippen. Er weiß von der Toilettenaktion und hatte sich prächtig amüsiert. Mit ihm habe ich meine nächste Aktion geplant, sollte Jisung mir wieder auf die Nerven gehen. Also heute. Er wusste Bescheid und stand auf, um die Überraschung für die Aktion zu holen. Wir hatten sie in einem sicheren Ort deponiert, sodass sie keine Aufmerksamkeit der Schüler und Lehrer erwecken konnte. Chan hatte gesorgt, dass der Behälter gut verschlossen war. Solange Chan die kleine Überraschung holte, drehte ich mich zu Jisung um. Wenn er doch so gerne mit mir reden möchte, dann kann er das haben. Nur heute und auch nur, weil ich warten muss. „Und hast du meinen Kotgeschmack verdaut?" Jisung nickte und legte seine Hände auf seinen Schoß ab. „Siehst du. War doch nicht so schlimm, was?" Ich wuschelte ihm durch die Haare, worauf er schüchtern lächelte. Oh man, sah er mich widerlich an. Offenbar gefiel es ihm, wenn ich ihn so berühre. Angewidert von seiner Reaktion zog ich meine Hand weg. So viel Körperkontakt musste auch nicht sein. „Danke, dass ich hier sitzen darf", sagte er, doch ich ignorierte seine Worte. Langsam wurde ich ungeduldig. Chan sollte schon längst da sein.

Gehetzt schaute ich durch die Menge an Schülern, die gemeinsam zu Mittag aßen. "Möchtest du mit mir was zu essen holen?", fragte Jisung schüchtern. Dann endlich sah ich Chan. Er grinste mich böse an. Endlich beruhigte ich mich. Chan setzte sich wieder an seinen Platz gegenüber mir und öffnete seinen Rucksack. Ich streckte meine Hand unter den Tisch, bereit die kleine Überraschung in meine Handfläche von Chan überreicht zu bekommen. Chan legte mir die verschimmelte Birne in die Hand und auch, wenn ich sie nicht gesehen habe, so spüre ich einen gewissen Ekel. „Jisung?" Er sah mich schon die ganze Zeit verliebt an. „Hm?" Meine andere Hand legte ich um seine Rücken und ich schmiegte mich an ihn. Was war widerlicher? Die verfaulte Birne oder freiwillig sich an Jisung zu kuscheln? Ich spürte, wie sein Rücken sich gegen meine Handfläche schmiegte, als hätte er sein ganzes Leben auf den Moment gewartet. Jisung wollte mich so sehnsüchtig berühren. „Möchtest du mich küssen?", fragte ich so so sanft wie möglich. Er muss glauben, dass ich ihn wirklich küssen will, doch da habe ich keine Bedenken. Jisung würde von einem Gebäude springen, wenn ich es ihm sage. Ungläubig schauten sich seine großen braunen Augen an. „Darf ich das?" Oh man, dem Schwuchtel konnte man nicht mehr helfen. „Ja. Ich meine, du hast das in der Toilette so gut gepackt. Da dachte ich mich, ich kann dich dafür belohnen. Du liebst mich doch, oder?" Jisung nickte sofort. „Und du würdest mich am liebsten küssen, oder? Erneutes Nicken. „Dann schließ' die Augen", gurrte ich und strich mit dem Daumen über seinen Rücken. Der liebesverseuchte Junge schloss seine Augen und beugte sich langsam zu mir vor.

Meine Hand mit der verschimmelten Birne schnellte hervor und drückte die verrottete Frucht in Jisungs Gesicht. Dort rieb ich sie in seine Haut rein. Damit Jisung nicht den Kopf wegziehen konnte, packte ich seinen Hinterkopf und drückte sein Gesicht nur tiefer in die verschimmelte Birne. Das Obst verbreitete ihren bestialischen Geruch, es war schwer zu atmen. „Denkst du, ich lasse dich mich je küssen? Nicht mal im Traum!", fauchte ich wütend und drückte die nun zermatschte Birne weiter in seine Gesicht. Schön, dass sie so weich ist. Dann würde ihr verschimmeltes Fruchtfleisch sich besser an Jisungs Haut festkleben. „Minho, bitte hör auf", wimmerte Jisung. Ein paar Fetzen des verschimmelten Fruchfleischs lösten sich und fielen zu Boden. Ich spreizte meine Beine, damit nichts von der Sauerrei auf meine hellblaue Jeans kam. Jisungs Haare waren allerdings noch viel zu trocken, deswegen zog ich meine Hand mit dem Birnenmatsch zurück und rieb ihn in sein braunes Haar. Jetzt da ich Jisungs Gesicht freigelegt hatte, konnte ich den gräulich-weißen Birnenmatsch auf seiner Haut erkennen. Durchsichtiger Birnensaft schimmerte. Oder waren es seine Tränen? Er sah wieder wie ein Häufchen Elend aus. Sicher waren es Tränen. „Bist du fertig?", fragte er mich weinend und lies meine Aktion über sich ergehen. Noch einmal drückte ich den Birnenmatsch tief in sein jetzt feuchtes Haar und zog meine Hand weg. Zufrieden schaute ich mein Werk an. „Jetzt."

Jisung sah so lächerlich aus, dass ich nichts anderes konnte als lauthals loszulachen. Chan stimmte mit ein. „Schau dich mal im Spiegel an!" Lachend hielt ich mir den Bauch. „Fuck, ich muss davon ein Bild machen. Das ist ein Moment für die Ewigkeit!" Mein kleines Opfer wischte sich schluchzend den Birnenmatsch aus den Haaren, stand auf und ging. Ich lachte so sehr, dass ich Tränen lachte. „Ich kann nicht mehr, man." Ich wusste doch, dass die Idee mit der verschimmelte Birne eine gute Idee war. „Das war toll", meinte ich, während ich mich langsam beruhigte. Jetzt sollte ich mir meine Hand waschen. Sie roch immer noch verschimmelte Birne. „Bin schnell auf der Toilette." Ich stand auf und lief grinsend aus der Cafeteria. 

Like eggshells (Minsung FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt