Kapitel 8

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Seine Eltern fuhren ihn ins Krankenhaus, wo sie an der Information zurückgewiesen wurde. „Nur Jisungs Familie darf zu ihm." Im Stillen dankte Minho der Frau an der Information dafür. So musste er nicht zu Jisung. „Dann gehen wir halt", sagte er und wollte umdrehen, als eine weinende Frau aus einen der Gängen zu ihm stürmte. „Bist du Minho?" Sie hatte Jisungs Gesichtszüge. Es musste seine Mutter sein. Minho nickte. „Wieso, Minho?! Wieso hast du das meinem Sohn angetan?!", fragte sie unter Tränen. Minhos Eltern sahen, wie die anderen Krankenhausteilnehmer sie alle verstört anschauten. Frau Han machte hier eine Szene, weil sie so aufgebracht war. „Frau Han? Wäre es okay, wenn wir woanders reden können? Wo wir alleine sind?", fragte Minhos Mutter. „Ja, wäre es okay....wenn ich mit ihrem Sohn alleine reden kann?" Frau Lee war damit einverstanden und sagte ihrem Sohn, dass sie im Auto waren werden. Jisungs Mutter und er liefen in die Richtung von der sie angestürmt kam.

Im Vorbeigehen, fiel Minho ein große Tafel auf, die den nächsten Abschnitt des Krankenhaus betitelte. 'Intensivstation'. Lag hier etwa Jisung? Frau Han blieb dort im Flur stehen. „Bitte sag mir, wieso du es gemacht hast. Ich werde dich nicht anzeigen, aber bitte sag es mir", sagte sie schluchzend. Ihre Augen waren gerötet und sie sah unendlich müde an. Sie hatte wohl die ganze Nacht kein Auge wegen Jisung zubekommen und saß wahrscheinlich für Stunden bei ihrem Sohn. „Hast du ihn verprügelt, weil er dich liebt?" Die Frage schnitt in Minhos Herz und er fühlte dieses traurige Gefühle, was er gestern schon gespürt hatte, in ihm ausbreiten. „Hat er es Ihnen erzählt?" Frau Han nickte und setzte sich auf einen der Stühlen hin, die im Flur standen. Minho setzte sich neben sie hin. „Ja, Jisung hat mir immer erzählt, wie sehr er dich liebt und du seine Gefühle nicht erwiderst. Ich weiß, dass es schwer ist es zu akzeptieren. Am Anfang musste ich auch damit kämpfen, dass mein Sohn schwul ist, aber er ist nach wie vor mein Sohn und ich liebe ihn über alles. Er verdient es nicht so schlecht behandelt zu werden, weil er auf Jungs steht."

Minho wusste nicht, was er darauf antworten konnte. Er hat sich für Jisungs Gefühle einen Dreck geschert und fand sie widerlich. Dass er an seiner Sexualität leiden konnte, blendete Minho aus. Für ihn war er einfach nur ein Schwuchtel und sein persönliches Spielzeug. Wieso war seine Mutter eigentlich so nett zu ihm? Musste sie nicht wie ihr Vater reagieren und ihn anschreien? Er hatte Jisung ins künstliche Koma gebracht. „Du hast es öfters gemacht, oder? Meinen Sohn verprügelt. Ich habe seine Blutergüsse gesehen. Er hat aber immer abgeblockt, als ich mich mit ihm darüber unterhalten wollte." Minho nickte stumm. Frau Han ging nicht weiter darauf ein und stand auf. „Möchtest du zu ihm? Ich kann mir denken, dass es dir nicht leidtut, aber Jisung würde es sicher viel bedeuten, wenn du ihn besuchst. Wenn du es nicht für dich machen willst, dann bitte für ihn." Er sah in das flehende Gesicht der Mutter und konnte nicht 'Nein' sagen. „Ja, das würde ich gern." Jisungs Mutter öffnete eine Tür, wo auf dem Zimmerbezeichnung „Han Jisung" stand. Minho musste aus irgendeinen Grund schwer schlucken. Er fühlte sich überfordert. Frau Han öffnete die Tür und lies Minho rein. 

Jisung lag wie leblos in dem Bett. Er selber steckte in einem Krankenhauskittel, der ihm zu groß war. Der Anblick machte etwas mit Minho. Vor allem, als er sah, wie sein Gesicht aussah. Es war ganz blau geschlagen. Jisungs Gesichtshälfte war angeschwollen und ein Verband war um sein Kopf gebunden. Ein gleichmäßiges Piepen des Monitors verkündete Jisungs regelmäßigen Herzschlag. Schläuche hingen an seinen Arm. Jisung sah so gebrochen aus. „Hey, mein Schatz. Minho ist hier", sagte Frau Han leise und trat zu ihrem Sohn hin. Stumm folgte Minho der Mutter und trat zu Jisungs Bett. Frau Han nahm die zarte schlaffe Hand ihres Sohne in seine. „Möchtest du ihm etwas sagen? Jisung kann dich auch in dem Zustand hören. Wenn du ihm etwas sagen möchtest, dann wird es sicher hören", sagte Frau Han. „Hey...Jisung..." Minhos Stimme bebte. Das war zu viel für ihn. „Fuck, ich kann das nicht. Sorry", sagte er und stürmte aus dem Zimmer. Dort atmete er tief ein und aus. Jisungs gebrochener Anblick machte irgendwas mit ihm. Er war so traurig geworden. Frau Han stand an der Tür. „Bitte komm nicht wieder her, okay? Jisung soll endlich die Chance haben von dir los zu kommen, das versteht du doch, oder?" Minho hatte so oder so nicht vor Jisung nochmal zu besuchen. „Nein, ich werde ihn nicht mehr besuchen."

Ohne sich zu verabschieden, rannte Minho durch den Flur. Er wollte vor Jisungs Anblick flüchten. Er wollte es vergessen können. Am Auto seiner Eltern angekommen, stieg er ein und bat seine Mutter einfach loszufahren. Zuhause angekommen, zog er sich sofort auf sein Zimmer zurück. Dort raufte er sich die Haare, fluchte vor sich hin. „Jisung...wieso tust du mir das an?!", fragte er sich verzweifelt. Jetzt, wo er Jisungs schlechten Zustand gesehen hatte, wurde ihm langsam bewusst, war er angerichtet hatte. Er hatte fast einen Mensch getötet. Einen Mensch, der ihn wahnsinnig liebte. Minho setzte sich auf sein Bein und vergrub sein Gesicht in seine Hände. „Wieso musstest du dich in mich verlieben?!" Er fühlte sich wie ein wütendes Tier, ruhelos. Der Fakt, dass er Jisung so schwer verletzt hatte, lies ihn unerträglich fühlen. Immer wieder blitzten Bilder von Jisung mit Schläuchen in seinem Kopf auf. Er rammte die Hand zur Faust und boxte frustriert in seine Matratze. „Wenn du dich nur in jemanden anderen verliebt hättest, wäre das alles nicht passiert!" Er stand wieder auf und tigerte erneut durch den Raum. „Wieso hast du deine Liebe zu mir nie vergraben? Es wäre viel besser gewesen. Fuck", wimmerte Minho und spürte, wie seine Augen brannte. Weinte er da tatsächlich wegen Jisung? Jisung, den er so lächerlich fand. Jisung, den er Scheiße fressen lies?

Er musste sich ablenken. Ja, er musste jetzt seinen Kopf mit etwas anderem füllen, als das. Süße Katzenvideos zum Beispiel. Die halfen doch immer, wenn er sich schrecklich fühlte. Minho wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und gab in die Suchleiste 'Süße Katzenvideos' an. Sofort wurden ihm unzählige Videos auf seinen Handy angezeigt. Er klickte das erste an und wurde von einem süßen grauen Kätzchen begrüßt. Es maunzte leise. Langsam beruhigte er sich und schaute das nächste Video an. Bald hatte er genug Katzenvideos angeschaut und wollte noch mehr süße Tiervideos schauen, deswegen wollte er einen neuen Tab öffnen. Da allerdings seine Hand zitterte, kam er aus Versehen auf seinen letzten Sucheintrag zurück.

Wie komme ich mit meiner Homosexualität klar?

Like eggshells (Minsung FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt