Alisha saß schon längst an ihrem Platz, als Leonie erst kurz vor Stundenbeginn hereinplatzte und sich neben Alisha auf den Stuhl fallen ließ. Sie seufzte kurz und ließ den Kopf nach hinten hängen, während die Glocke zum Start des Unterrichts läutete. "Irgendwann kommst du noch zu spät, wenn du morgens nicht aus dem Bett kommst.", tadelte Alisha ihre Freundin, welche sich ihre Trinkflasche aus der Tasche holte und einen Schluck trank. "Vielleicht musst du ja bei mir wohnen, damit du mich jeden Morgen aus dem Bett schmeißen kannst.", konterte Leonie mit einem frechen Grinsen. Alisha musste sich sofort wegdrehen, damit Leonie nicht sah, wie verlegen sie durch diese Worte wurde. Und plötzlich fingen ihre Gedanken an, wie wild zu rattern. Mit Leonie zusammen zu leben... Das wäre das Schönste, was Alisha sich vorstellen konnte. 24 Stunden, Tag und Nacht, mit ihrer besten Freundin zu verbringen. Nichts könnte in Alishas Augen schöner sein. Wären ihre Eltern damit einverstanden? Doch sie wurde unsanft von ihrem Deutschlehrer, der murmelnd den Raum betrat, aus ihren Fantasien gerissen. Aber als er sich hinter das Lehrerpult gestellt hatte und anfing, über die nächste Klausur zu reden, beugte Leonie sich näher zu Alisha und flüsterte eilig, "Mein Geburtstag fällt ja auf diesen Freitag, wollen wir dann bei mir übernachten?" Alisha stimmte sofort zu, denn bei Leonie zu übernachten war das Beste. Jedes Mal verliebte sie sich erneut in die Stimmung und die Freiheit. Sie war weg von ihren Eltern, Leonies Mutter kochte so unglaublich gut und vor allem konnte sie mehr Zeit mit Leonie verbringen. Damit war es vereinbart, diese Woche Freitag würden sie zusammen Leonies Geburtstag feiern und bis zum Samstag und vielleicht sogar bis Sonntag bei ihr übernachten.
Der darauffolgende Freitag war zwar kalt, bat aber schönes, klares Wetter. Die beiden Freundinnen freuten sich darüber, weil sie später, wegen Leonies Geburtstag, noch zusammen essen gehen wollten. Alisha hatte ihre Tasche für die Übernachtung neben ihrem Tisch stehen und musste ständig in deren Richtung gucken. Sie hatte Leonies Geschenk in die Tasche gepackt und sie machte sich immer noch Gedanken, ob es wirklich das richtige Geschenk für Leonie war. Sie hatte sich zwar schon heftig Gedanken gemacht, als sie das Geschenk ausgesucht hatte, aber sie war sich trotzdem unsicher, ob Leonie es mögen würde. Der Unterricht half gut dabei, sie zu beschäftigen und sie dachte erstmal nicht weiter über das Geschenk nach. Doch die Stunden zogen sich wie Kaugummi und mit jedem Fach wurde Alisha noch unaufmerksamer, als in dem davor. Aber die Vorstellung, von Leonies Geburtstagfeier, dem Essen gehen und die Übernachtung heiterten sie auf und ermutigten sie, die paar Stunden durchzuhalten. Eine gefühlte Ewigkeit dauerte es trotzdem, bis die letzte Unterrichtsstunde endlich ihr Ende fand und die Zwei sich auf den Weg zu Leonies Zuhause machten. Die Sonne schien kräftig, als wüsste sie, dass Leonie heute Geburtstag hatte, weswegen es nicht so kalt wie die letzten Tage war. Die Luft roch nach Herbst, die Sonne fühlte sich warm auf der Haut an und eine leichte Brise verwehte Alishas offene Haare. Leonie trug ihre Jeansjacke offen und die Ärmel hochgekrempelt, selbst Alisha hatte den Reißverschluss ihrer Lieblingsjacke bis zur Hälfte geöffnet. Langsam und andächtig liefen Alisha und Leonie nebeneinander und genossen den wohl letzten warmen Tag des Jahres, während andere Leute eilig an ihnen vorbei hasteten. Die beiden Freundinnen ließen sich nicht beirren und schlenderten, entspannt redend, die Gehwege entlang, bis sie Leonies Haus zwischen den anderen auftauchen sahen. Die letzten Schritte legten sie etwas schneller zurück, dann gingen sie schnell ins Haus und deponierten Alishas Zeug in Leonies Zimmer. "So, wollen wir dann mal los? Jetzt können wir sicherlich noch gut einen Tisch bekommen.", schlug Leonie vor, als sie das Zimmer wieder verließen. Alisha war aufgeregt und ein wenig nervös, aber sie sagte zuversichtlich, "Klar, lass uns gehen, ich habe Hunger!"
Alisha hatte ihr Geschenk in eine kleine pinke Tüte gepackt, welche Leonie ständig anstarrte, als sie an der Bushaltestelle saßen. "Was hast du mir denn gekauft?", fragte Leonie betont neugierig. "Hey, das erfährst du erst beim Essen, so wie ich es dir versprochen habe.", stellte Alisha klar und zog das Geschenk fest an sich. Leonie ließ sich aber nicht so leicht abwimmeln und fragte in ihrer süßesten Stimme, "Bitte, bitte Lishalein. Nur ein kurzer Blick." "Nein! Keine Chance." Leonies hohes, süßes Stimmchen hatte Alisha etwas aus der Fassung gebracht, aber sie würde sich nicht erweichen lassen, also stellte sie die kleine Tüte links neben sich, damit Leonie sie nicht so einfach erreichen konnte und schaute ihre Freundin gespielt böse an. Leonie warf ihr einen schmollenden Blick zu, streckte ihr die Zunge raus und drehte sich nach vorne, aber sie ließ ihre Augen nie ganz von der Tüte. Der Bus kam früher als erwartet und sie begaben sich in den stickigen Bus, der voll mit anderen Jugendlichen war, die anscheinend auch in die Stadt wollten. Die kurze Fahrt war nicht gerade angenehm, aber wenigstens hatten sie Sitzplätze bekommen, dadurch war es nicht allzu schlimm. Sie saßen eng aneinander, um niemandem im Weg zu sein, wodurch Alisha ganz warm wurde. In der Stadt angekommen und den Bus verlassen, machten sie sich auf den Weg zu dem Restaurant, wo sie Leonies Geburtstag feiern wollten, welches ein wenig weiter weg von der Bushaltestelle lag. Das warme Wetter tat gut und sie freuten sich sehr über den Sonnenschein, der sie auf ihrem Weg begleitete. Sie unterhielten sich über dies und das, während sie durch die gefüllten Straßen wanderten und hin und wieder stoppten, um sich zu orientieren. Es dauerte aber trotzdem eine Weile, bis sie überhaupt in die Nähe des Restaurants kamen, da sie zweimal falsch abbogen und sich einmal fast verlaufen hätten. Irgendwann aber waren sie aber auf dem richtigen Weg und von da an dauerte es nicht mehr allzu lange. Als sie endlich an ihrem Ziel ankamen, musste Alisha staunen. Die hübsche Fassade des Lokals zog sich über zwei Stockwerke und war wunderschön herbstlich geschmückt, bunte Blätter klebten überall verteilt, Girlanden hingen an Vorsprüngen, in den Bogenfenstern, durch die warmes Licht von Innen drang, standen kleine Kürbisse und selbst ein kleiner gebastelter Geist gesellte sich zu den süßen Laternen, die an der Fassade hingen. Das ganze Restaurant schien eine gemütliche Ruhe zu verströmen. Endlich war Alisha fertig mit bewundern und die Zwei wollten sich gerade schon auf den Weg zur Tür machen, als von hinten plötzlich eine männliche Stimme "Leonie!" rief.
DU LIEST GERADE
Was ich dir nicht sagen kann (Eine Omorashi-Story)
Short StoryAlisha ist ein 17-Jähriges Mädchen, etwas schüchtern und introvertiert. Doch eines Tages kommt es zu einer peinlichen Situation, die aber nicht nur negative Gefühl mit sich zieht. Meine erste Omorashi-Geschichte. Für jeden, der mit dem Begriff und...