Inzwischen war es Mitte November und das Wetter hatte sich auch daran angepasst, so waren kalter Wind und häufiger Regen im Moment tägliches Programm. Bei so einem Wetter saß Alisha am liebsten, kuschelig angezogen, in ihrem Zimmer und zeichnete oder spielte Videospiele mit Leonie, wobei jedes Mal ihr Herz ein wenig höher schlug, wenn sie mit ihrer Freundin über Discord redete. Sie liebte Leonie, darüber war sie sich inzwischen im Klaren, aber was sie mit dieser neu gefundenen Information und den dazugehörigen Gefühlen anfangen sollte, wusste sie nicht. Sie konnte ja nicht mit Leonie darüber reden, da sie ihr das noch nicht beichten wollte, aber auch mit ihren Eltern konnte sie nichts davon sagen, da diese niemals akzeptieren würden, dass ihre Tochter auf eine andere Frau stand. Ansonsten vertraute sie niemandem genug, um über so etwas zu reden. So frustrierend es auch war, sie würde das ganze fürs Erste für sich behalten. Sie fühlte sich auf einmal so einsam, denn nun hütete sie ein für sie sehr wichtiges Geheimnis, von dem niemand wissen durfte. Sie überkam seit langem mal wieder das Gefühl, dass sie ganz alleine auf der Welt war und dass sich niemand für sie interessierte. So hatte sie sich das letzte Mal vor ein paar Monaten gefühlt, bevor sie und Leonie sich so viel nähergekommen waren. Sie wollte sich nicht so fühlen, doch ihre Gefühle standen ihrem eigenen Glück im Weg. Sosehr sie Leonie liebte, so sehr wollte sie Leonie als Freundin nicht verlieren, falls diese nicht auch so fühlte. Trotzdem wollte sie nicht diese vorsichtige Distanz zu Leonie haben, sie wollte einfach nur für immer bei Leonie sein und nichts anderes. Aber das schien rational gesehen einfach unmöglich zu sein.
Doch ein Silberstreifen schmückte den Horizont doch, denn Felicia beglückte sie eines Nachmittags mit einem freudigen Anruf. Alisha war gerade dabei, sich ihre neuste Zeichnung noch ein letztes Mal anzuschauen, als ihr Handy klingelte. 'Felicia' stand auf dem Display. Sofort nahm sie den Anruf entgegen, denn dass Felicia sie aus dem nichts anrief passierte nicht allzu oft. Am anderen Ende der Leitung fragte Felicia, "Hey Lisha. Wie geht's?" "Äh, sehr gut. Und dir?", antwortete diese verwirrt. Warum rief sie Felicia denn jetzt an? War irgendwas passiert? "Mir geht's auch super. Also, hör zu: Hast du Lust, mit uns nächste Woche auf ein Konzert zu gehen?", wollte Felicia wissen. Alisha stotterte, etwas aus dem Konzept, "Äh, wie? Ein Konzert? Nächste Woche? Erklär mir bitte erstmal von vorne, was ihr vorhabt." "Sorry. Tut mir leid, ich wollte dich nicht damit nicht so überrumpeln. Ich bin nur gerade so super aufgeregt. Also, erstmal ganz grob: 'Two Door Cinema Club' veranstaltet nächstes Wochenende ein Konzert zwei Städte weiter. Lea, Maria und ich wollten da unbedingt hingehen. Aber du hattest mir ja auch mal erzählt, dass du und Leo die auch sehr cool findet, also wollte ich fragen, ob du mitkommen willst.", erläuterte Felicia die Situation, dann fügte sie verschwörerisch hinzu, "Leo kommt übrigens auch mit, nur falls dir das wichtig ist." Bei Leonies Namen wurde Alisha sofort hellhörig und ihr Puls beschleunigte sich instinktiv. "Ja... ja, ich komme mit. Ich hoffe nur, dass ich mir das im Moment leisten kann.", überlegte sie dann laut. "Es ist wirklich nicht allzu teuer. Es ist nur ein kleines Konzert, das sie zwischengeschoben haben, aber wir können auch ein bisschen zusammenlegen, wenn dein Geld nicht reicht.", versicherte Felicia ihr. Alisha bedankte sich aufrichtig, "Danke, das ist unglaublich lieb. Aber ich glaube, ich werde so viel dann schon zusammenkratzen können." Danach klärten sie noch ein paar Details wegen Treffpunkt, Transportation und was sie davor und danach tun würden. Von da an tauschten sich die zwei noch ein bisschen über die Schule aus, bis Felicia sich auf den Weg zu der Bandprobe machen musst. Alisha wünschte Felicia noch viel Glück bei den Proben, dann verabschiedeten sich die Zwei voneinander. Nachdem sie aufgelegt hatte, lehnte sie sich an die Lehne ihres Schreibtischstuhls und drehte sich ein wenig im Kreis. Auf einmal war sie war so aufgeregt und so voll neuem Elan. Sie würde mit Felicia, Maria, Lea und, vor allem, mit Leonie auf ein Konzert gehen. Bei dem Gedanken fiel ihr ein, dass sie noch mit Leonie darüber reden sollte, also griff sie prompt nach ihrem Handy und rief bei Leonie an. Es klingelte nur etwa zwei Sekunden, bevor Leonie abhob und überglücklich fragte, "Hi, Lisha. Was gibt's? Hat dich Felicia auch gerade wegen dem Konzert angerufen?" Für einen Moment musste Alisha breit grinsen und konnte beim besten Willen nicht damit aufhören, denn allein der Klang von Leonies fröhlicher Stimme löste ein so wohliges Gefühl in ihr aus. Erst nach einem Moment, der sich wie eine gesamte Ewigkeit anfühlte, entgegnete sie, "Ja, genau. Felicia hat mich auch gerade eingeladen und sie hat mir gesagt, dass du auch mitkommst. Das wird bestimmt super schön!" "Oh ja, auf jeden Fall! Ich freu mich schon so sehr darauf mit dir da hin zu gehen." Der letzte Satz brachte Alishas Innereien fast zum Schmelzen und sie musste sich zusammenreißen, um nicht wie ein kleines Kind aufzuschreien. "Ich mich auch, ich kann es kaum noch erwarten. Hast du schone eine Idee, was du tragen wirst?", fragte Aisha neugierig. Leonie war für eine Sekunde still, dann sagte sie, "Ne, hab mir ehrlich noch nichts überlegt. Du?" "Nein, ich habe nämlich keinen Plan, was ich tragen soll. Ich dachte, du hättest vielleicht schon was, dann hätte ich mich ein bisschen von dir inspirieren lassen.", antwortete Alisha betrübt. Nach einem Moment der Stille schlug Leonie vergnügt vor, "Du kannst ja einfach kurz vorbeikommen und wir suchen uns zusammen was raus, wenn du willst." "Ehrlich?", fragte Alisha, "Das wäre eine super Idee." Leonie lachte und entgegnete dann, "Ja klar doch. Ich würde mich sehr freuen. Dann kommst du gleich?" "Jap! Ich bin gleich da.", antwortete Alisha schnell und machte sich auf den Weg zu Leonie. Noch nie hatte sie so schnell ihre Schuhe angezogen und so stürmisch das Haus verlassen wie heute. Sie war so glücklich, dass sie die Melancholie über ihre Gefühle fast vergaß.
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Was ich dir nicht sagen kann (Eine Omorashi-Story)
Short StoryAlisha ist ein 17-Jähriges Mädchen, etwas schüchtern und introvertiert. Doch eines Tages kommt es zu einer peinlichen Situation, die aber nicht nur negative Gefühl mit sich zieht. Meine erste Omorashi-Geschichte. Für jeden, der mit dem Begriff und...