"In Liebe, eure Hilde" zählt zu den Filmen, die ich mir im Oktober unbedingt ansehen wollte. Am vergangenen Samstag konnte ich die Gelegenheit nutzen. Die ruhige, aber bittere Leidensgeschichte um die Widerstandskämpferin Hilde Coppi bestürzte und beeindruckte mich im Film durch jene erbarmungslos realistische Inszenierung, wenngleich sich die Erzählweise mitunter als anstrengend erwies. Über eine Laufzeit von zwei Stunden hinweg blieb ich aber durchaus gefesselt, und das herausragende Schauspiel der Hauptdarstellerin Liv Lisa Fries trug wohl am meisten dazu bei.
Besonders in ihrer Rolle als junge Mutter, welche sich in Gefangenschaft der Nazis befand, erschien sie mir sehr authentisch. Hilde Coppis inniges Verhältnis zu ihrem Kind wurde überaus berührend und herzzerreißend dargestellt. In anderer Hinsicht vermochte ich mich überhaupt nicht mit Hilde zu identifizieren. Bis zu ihrem tragischen Ende erscheint sie beinahe unmündig und wird quasi von ihrem Freund in die Widerstandskämpfe der Roten Kapelle hineingezogen. Vielmehr bringt sie im Film deutlich zur Sprache, was mich als Zuschauerin etwas schmerzte: Sie handelte allein aus Liebe zu ihrem späteren Ehemann, den ich zu keinem Zeitpunkt als richtig sympathisch empfand. Lediglich die Tatsache, dass sich Hans Coppi hingebungsvoll dem Antifaschismus verpflichtet, verleiht seinem Charakter eine gewisse Positivität. An einer tieferen Hingabe zu seiner Frau schien es meines Erachtens aber zu mangeln. Generell vermochten Hilde und Hans als Pärchen kaum miteinander zu harmonieren. Darüber hinaus wartet der Film allerdings mit unfassbar interessanten Nebencharakteren auf, die Hilde auf ihrem Schicksalsweg begleiten.
Schlussendlich ist "In Liebe, eure Hilde" jedoch ein BioPic und beruht auf Tatsachen, die nicht romantisiert oder verfälscht werden sollten. Hilde Coppi war eine Frau ihrer Zeit und somit höchstwahrscheinlich keine Feministin... trotzdem aber eine unfassbar mutige Persönlichkeit. Und es ist doch erfreulich, dass ihr Schicksal nun endlich den Weg auf die Leinwand gefunden hat. Nach meinem Empfinden ist "Die Fotografin" zwar ein weitaus stärkerer Film gewesen, allerdings hat mir "In Liebe, eure Hilde" dennoch gut gefallen und sich als sehenswert erwiesen.
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Filmgedanken einer Cineastin
AcakPersönliche Tagebuchschnipsel einer begeisterten Cineastin zu Kinobesuchen ab Januar 2024, ergo mehr oder minder umfassende Mini-Rezensionen zu ausgewählten Filmen. Ein fortlaufendes Archiv.