8. Kapitel

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A's Sicht

Ich drehte mich genervt von meinem Handy weg, das viel zu laut klingelte für meine Verhältnisse. Es war sicher noch viel zu früh!
Aber als das nervige Klingeln auch nicht nach einer Minute aufhörte, nein, ich wurde immer wieder angerufen, setzte ich mich mühselig im Bett auf und fuhr mir durch die Haare, ehe ich nach meinem Handy, welches auf dem Nachtschrank lag, griff, den grünen Hörer auf dem Touchscreen von links nach rechts schob und mir das Gerät ans Ohr hielt. „Mh, ja, Luna?" - „Ardy, hast du schon mal auf die Uhr geguckt?!" Ich blinzelte perplex. „Eh..nein?" - „Du kannst von Glück reden, dass Georg noch nicht hier ist, der hätte dich gleich gefeuert, das weißt du!"
Langsam kam mir in den Sinn, das heute Freitag und nicht Samstag war, und ich somit den ganzen Tag und nicht nur den Halben arbeiten musste. „Scheiße.", ich hielt mir vorerst schon mal mein Handy ein wenig weiter vom Ohr weg, einfach, weil ich wusste, wie Luna tickte.
„Du bewegst dich jetzt sofort aus deinem Bett, duschst dich, ziehst dich an und kommst schleunigst her! Und wehe du bist vor 13 Uhr nicht hier!" - „Eh..Lunes, wie viel Uhr haben wir denn?" - „10 nach 12!" die braunhaarige schrie schon fast ins Telefon. „Ist ja gut, ich steh ja schon auf, komm mal runter!", ich setzte mich an den Bettrand und gähnte leise in meine linke Hand, während ich Luna's aufgeregter Stimme lauschte. „Komm mal runter? Das ich nicht lache! Du solltest um 8 Uhr hier sein, du Idiot!" Ich seufzte genervt. „Ist ok, ich mach mich fertig!", und bevor Luna mir noch irgendwelche Vorwürfe machen konnte wegen meines zu spät Kommens, legte ich auf und machte mich auf den Weg ins Badezimmer, in dem ich mein Handy an die Boxen anschloss die ich meist benutzte, um während des Duschens laut Musik zu hören. Selten lud ich jemanden zu mir ein mit dem ich Musik hörte, und wenn waren es höchstens Luna, Felix und Sebastian, meine besten Freunde.
Ich stieg also in die Dusche, nach dem ich die Musik angemacht und mich ausgezogen hatte, ließ das warme Wasser über meinen Körper laufen und kniff die Augen zusammen, als mir Wasser in diese tropfte. Ich wusch mir Haare und Körper, ging dabei noch den heutigen Tag durch. Was hatte ich geplant? Oder besser gesagt: Was musste ich heute noch tun?
Ich arbeite bis um 18 Uhr, dann ist meine Schicht zu Ende und gegen 19 Uhr sollte ich schon im Club sein - anstrengend würde das allemal werden.

Nach dem ich aus der Dusche gestiegen war und mir ein Handtuch um die Hüfte gebunden hatte, lief ich mit meinem Handy und den Musikboxen in der Hand in mein Schlafzimmer. Ich stellte die Quelle meiner Musik auf den Nachtschrank und wand mich dann ganz meinem Kleiderschrank zu. Ich suchte mir mein heutiges Outfit raus; eine helle, fast weiße, Jeans, die ich selbst an den Knien aufgeschnitten hatte, ein schwarzes Longshirt und eine weiße Jacke.
Nachdem ich mich dann angezogen hatte, steckte ich mir mein Handy samt Kopfhörer in die Jackentasche und lief zur Wohnungstür, bei welcher ich mir dann ein paar meiner heißgeliebten Nikes raus suchte und anzog. Ja, ich muss zugeben, ich war schon ein wenig süchtig nach gutaussehenden, etwas teureren Schuhen. Ich stand auf auffallende oder einfach nur schön designte Schuhe. Jedenfalls, steckte ich meinen Hausschlüssel in meine Hosentasche, zog die Tür hinter mir ins Schloss und lief die Treppen runter. Ich schnaubte. Es war 12:30 Uhr, ich brauchte etwa 10 Minuten, bis ich bei dem Restaurant war, und Georg kam sowieso immer erst um viertel nach eins in sein Lokal, um alles zu prüfen - um danach im Keller zu verschwinden, um dort mit seinen Freunden zu pokern. Es war wirklich nichts illegales, der 44-jährige Mann mit den Rückenproblemen, der Frau und seinen zwei geliebten Kindern, war ein viel zu netter Mensch. Ich kannte ihn ja nun schließlich schon 4 Jahre und in denen hatte sich nichts an dem Georg, den ich damals kennengelernt hatte, geändert.
Ich ließ meinen Blick auf meinen Füssen ruhen und begann, einen Kieselstein vor mir her zutreten. Ich ging ein wenig zur Seite, als ich Schritte hörte, und wandte meinen Blick zwei jungen Frauen zu, die bald an mir vorbei laufen würden. Die eine hatte rotes, offensichtlich gefärbtes, Schulterlanges Haar, eine Brille und ein Lippenpiercing am rechten Mundwinkel. Die andere, wahrscheinlich ihre Naturhaarfarbe, war dunkelblond und trug einen Nasenring. Als sie mich bemerkten, musterten sie mich kurz, so wie ich sie, redeten aber weiter.

„Ich find's ja schon süß, dass Tad' nicht mal bemerkt hat, dass er diesen 'Ardy' ja doch ein wenig mehr zu mögen scheint, als er denkt. Ich fände es ja schön, wenn er sich mal wieder an eine Beziehung rantrauen würde, weißt du?" - „Oh ja, aber wir sollten uns da nicht zu große Hoffnungen machen, du kennst ihn doch. T ist eben wählerisch."

kurz blieb ich verwundert stehen und sah den zwei Frauen nach, die um die nächste Ecke liefen und somit völlig aus meinem Blickwinkel schwanden. Hatte ich mich verhört? Wie viele „Ardy's" gab es denn noch so in Köln? Klar, Köln ist 'ne große Stadt - aber wie viele Leute mit dem Spitznamen 'T' oder 'Tad' gibt's denn bitte?
Ich schüttelte den Kopf. Na klar Ardy, kaum betrittst du 'ne neue Szene bist sicherlich nur noch du Gesprächsthema Nummer eins, der Neue, der 'Tj_BEASTBOY' die Auftritte genommen hat. Träum weiter!

Als ich die Tür des Lokals öffnete, war es bereits 12:45 Uhr, und Luna rannte mir erleichtert entgegen. „Hier, deine Schürze, zieh die verdammte Jacke aus und steck' dein Handy weg, es ist Mittagszeit verdammt, wir sind voll!"
Ein wenig überrumpelt blieb ich im Eingang stehen und wurde von Schaulustigen Gästen amüsiert gemustert. Lunes hatte mir meinen Zahlgürtel gar nicht gegeben, was wohl daran liegen konnte, dass sie ziemlich im Stress war, denn schon im nächsten Moment kam sie aus der Küche und balancierte 4 Teller auf Händen und Armen. Nachdem ich mein Handy in meiner Hosentasche verschwinden ließ, lief ich schnell hinters Buffet, wo ich mir dann den schwarzen Schurz, samt Zahlgurt der in einem Fach lag, umband und eine der Geldbörsen des Geschäfts in die dafür vorgesehene Tasche des lockeren Gürtels schob.
„Komm jetzt, Ardy, in der Küche-" - „Ich weiß, verdammt!" rief ich nun doch ein wenig genervt in die Richtung meiner besten Freundin, ehe ich mich umdrehte und in der Küche verschwand, um mir 3 Teller zu schnappen und im nächsten Moment den nächsten 3 Personen ihre verdiente Mahlzeit zu servieren.

Ich wusste jetzt schon, dass der Tag stressig werden würde.

~

Ich schloss seufzend die Tür des Lokals hinter mir - meine Schicht war nun zu ende. Es war kurz nach 18 Uhr und ich lief neben Luna her, die mich grinsend ansah. Wahrscheinlich wartete sie darauf, dass ich anfing zu erzählen, aber wenn sie was wissen wollte, konnte sie ruhig fragen.

„Na? Wie war's gestern so? Gefällt es dir dort? Und wie sehen die Typen so aus? Schon wen im Auge?", als ich seufzte fing sie an noch breiter zu grinsen. Sie wusste, wie sie mich nerven konnte, und diese Ausfragerei nervte mich ja mal unheimlich. Ich fuhr mir durch meine braunen Haare und sah zu der älteren. „Ganz ok, ist eigentlich ganz gemütlich. Klar, die Typen sehen nicht schlecht aus-" - „Aber? Gibt's da jemanden, der dir besonders gefällt?" - „Man, Lunes." - „Man Ardy, tu nicht so als wärst du erst seit 2 Wochen Schwul und wüsstest nicht was dir gefällt, komm jetzt, sprich mit mir!"
Ich sah auf mein Handy und mein Blick erstarrte - bereits 18:17 Uhr - Ich würde definitiv zu spät kommen!
„Luna, ich muss los!" - „Gute Ausrede, nächstes Mal vielleicht!" Ich schluckte. Taddl würde mich umbringen. „Ich meins ernst, wenn ich zu spät komme, bringt T mich um!" - „Oh, also gibt's da doch wen? Hast du'n Date? Und ich weiß davon nicht mal was!" Ich schnaubte.

„Herrgott, Luna, Tj soll mit mir trainieren und mich im Strippen 'unterrichten', und er ist sowieso nicht unheimlich begeistert von mir - Gott, der Typ dreht am Rad wenn ich zu spät bin, weißt du wie pingelig der ist? Nein, natürlich nicht, wieso frage ich nach." Ich schüttelte den Kopf und legte einen Gang zu, worauf Luna mir schnell hinterherlief. „Achso, Tj_BEASTBOY höchstpersönlich macht sich also die Mühe? Wie süß. Sieht er denn wenigstens gut aus?"
Ich seufzte und betrat den Hauseingang des Mehrfamilienhauses in dem ich wohnte.
„Ja, tut er wirklich sehr." Ich zog meinen Schlüssel aus der Hosentasche und lief die Treppen hoch, Luna mir hinterher. „Oh Gott, wie ehrlich du auf einmal bist, du wirst nicht mal rot, was ist aus dir geworden?", die braunhaarige grinste breit. Ich zog meine Augenbrauen zusammen. „Was hab' ich denn gesagt?" murmelte ich eher zu mir selbst, als ich in mein Schlafzimmer lief um meinen schwarzen Rucksack mit meinen Sportsachen zu füllen. Ein Handtuch packte ich auch noch ein - ich nahm mir vor, nach dem Training heute Abend duschen zu gehen. Kann ja nicht schaden, oder?

„Dass 'Tj_BEASTBOY' wirklich unheimlich gut aussieht!" - Und beinahe hätte ich mich an meinem Speichel verschluckt. „Ich..hab nur gesagt, dass er sehr gut aussieht, was..was nicht heißt, dass ich automatisch was mit ihm anfangen würde." - „Sicher, Ardy. Dann geh jetzt endlich, ich warte auf dich!"
Und dann schob mich meine beste Freundin auch schon aus meiner eigenen Wohnung, in Richtung Ausgang. Ich sah nochmal auf meinen Handy Bildschirm, was mich sofort panisch werden lies.
„Ja, Tschüss!", ich atmete hektisch und rannte praktisch los.

18:26 Uhr.

Scheiße.

Tj_BEASTBOY {slow updates}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt