7. Kapitel

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T's Sicht:

Um elf Uhr riss mich mein Handy aus dem Schlaf. Der nervtötende Weckton hörte auch nach 5 Minuten des weiteren herum liegens nicht auf, weshalb ich mich dann doch entschloss ihn auszuschalten. Während ich nach meinem Handy tastete rammte ich mir die Ecke meines Nachtschrankes in den Unterarm, woraufhin ich schmerzerfüllt aufstöhnte. Toller Morgen. Nachdem die Luft um mich herum nicht mehr von schrillem Piepen durchbrochen wurde überwand ich mich dazu aufzustehen und schlurfte barfuß in mein Bad, welches direkt an das geräumige Schlafzimmer angrenzte. Im Spiegel, der über dem Waschbecken hing, blickte ich in müde Augen, unter denen sich leichte Augenringe abzeichneten, in einem von herabhängenden Haaren umrahmten Gesicht. Die einzelnen Strähnen fasste ich am oberen Hinterkopf zu einem kleinen Dutt zusammen, sodass sie mich nicht mehr nervten. Ich betätigte einen Knopf im Schrank, wodurch meine Boxen anfingen in der gesamten Wohnung Musik zu spielen. In meiner Hochzeit, also in der Zeit, in der ich recht viel Geld zur Verfügung hatte, war ich auf die Idee gekommen eine Stereoanlage so in meiner Wohnung einzubauen, dass es in jedem Raum mindestens zwei Lautsprecher gab und ich muss sagen, ich danke meinem früheren Ich dafür, auch wenn es mich 4 Monatsgehälter im Club gekostet hatte. Ich begann mir die Zähne zu putzen und für kurze Zeit war mir entfallen, weshalb ich überhaupt so früh aufgestanden war. Die meisten würden bei der Bezeichnung früh an Tageszeiten zwischen sieben und neun denken, allerdings war es für meine Verhältnisse Utopie daran zu denken mitten in der Nacht meine vier bis fünf Buchstaben aus meinem Bett zu bewegen. Normalerweise begann mein Tag nämlich um 13 Uhr. Dadurch dass ich mein Geld im Club verdiente musste ich erst am Nachmittag beginnen mit warm zu machen, zu trainieren um abends fit für die Shows zu sein - heute jedoch nicht. Zwei meiner besten Freundinnen würden heute zu mir kommen um mit mir zu brunchen. Brunch aus ihrer Sicht, für mich war es mein Frühstück. Lena und Raii kannte ich von Sabrina, weshalb auch beide von meinem Beruf wussten. Im Allgemeinen hatte ich nur wenige Freunde, nur ein paar Auserwählte, die mich allerdings auch bis ins kleinste Detail kannten. Ich brauchte Zeit um Vertrauen in neue Personen zu finden. Ich spülte meinen Mund mit klarem Wasser aus dem Hahn aus und betrachtete mich erneut im Spiegel. Meine Augen sahen schon etwas wacher aus. Das Blau leuchtete stärker und die Schatten waren blasser. Mein Badezimmeraufenthalt endete mit einer ausgiebigen warmen Dusche, die meinen Kopf, wie die Seife meinen Körper, von all den unnötigen Gedanken reinigte, die den Brunch mit Lena und Raii nur beschwert hätten.

Zurück in meinem Schlafzimmer führten mich meine Füße zu meiner weißen Schrankwand, die durch das Sonnenlicht, welches durch die großen Panoramafenster in mein Zimmer schien, glänzte. Jeder, der meine Wohnung nur einmal betreten hatte, wusste, dass ich mit meinem Beruf nicht wenig verdiente, selbst wenn derjenige nicht wusste, was für einen Beruf ich hatte. Ich fiel nicht gerne mit der Tür ins Haus, aber die Shows, die Privattermine und -auftritte und das Trinkgeld reichten um mir einen gehobenen Lebensstandard zu ermöglichen. Meine Augen waren auf die vielen Bügel gerichtet, welche hinter der mittlerweile geöffneten Tür hingen, und suchten das heutige Outfit zusammen. Es lief auf eine einfache schwarze, leicht durchlöcherte Hose hinaus, ein Sweatshirt mit schwarzen Ärmeln und bedrucktem Mittelteil und einfache weiße Socken. Meine Haare ließ ich im Zopf.
Von meinem Nachtschrank hob ich mein Handy auf, betätigte die Home-Taste, schaltete so den Bildschirm an und betrachtete ihn, während er hell wurde. Es war nun 11.30 und ich erwartete meine zwei Grazien um ungefähr halb eins, das hieß es bleibt mir noch genug Zeit um alles vorzubereiten.
Letztendlich befanden sich auf dem großen Tisch, in meinem Ess- und Wohnzimmer, zwei Pfannen mit jeweils Spiegeleiern und Bacon in ihnen. Zusätzlich dazu ein Korb mit Brötchen und Croissants, für welche es noch Beläge, Aufstriche und so weiter gab. Ich war gerade dabei Kaffee zu kochen, als es an der Tür klingelte und ein schneller Blick auf die Uhr verriet mir, dass Raii und Lena wahrscheinlich jetzt vor meiner Tür standen. Ich schlitterte rasch auf meinen Socken durch den langen, mit Marmor ausgelegten Flur und betätigte den Summer für die Eingangstür im Erdgeschoss. Anschließend öffnete ich meine Wohnungstür und lehnte mich in den Türrahmen. „Na wen haben wir denn da? Was bringt zwei so schöne Damen in meine bescheidenen Hütte?" lachte ich ihnen ins Treppenhaus entgegen und erntete belustigte Blicke. „Also wirklich Tad, Hütte kann man deinen Palast nun wirklich nicht nennen. Komm mal zu uns und ich zeige dir eine Hütte." Raii hob während sie redete warnend ihren Zeigefinger, während Lena nur vor sich hin schmunzelte. Die beiden wohnten seit geraumer Zeit zusammen in einer Wohnung in der Innenstadt. Vor einigen Jahren wohnte Sab ebenfalls mit ihnen zusammen, jedoch befand sich über ihrem Club eine Wohnung, welche sie bei der Übernahme gleich mit bezog. Ich schloss die kleine Brillenträgerin mit ihrem roten Haarschopf zuerst in die Arme und begrüßte sie mit einem ‚Hey Raii lange nicht gesehen.' Danach umarmte ich auch Lena, die Blondine, eher Mittelblondine, mit dem Nasenring und begrüßte sie ebenfalls. Beide kratzten an den 1,70m und waren somit um die 10 cm kleiner als ich. Sie hängten, während ich die Eingangstür wieder schloss, ihre Jacken an die Garderobenhaken und zogen sich ihre Schuhe aus. Im Wohnzimmer angekommen staunten sie nicht schlecht, was meine Vorbereitungen anging. „Wie viel Aufwand du betrieben hast, krass. Das hätte ich nicht von dir erwartet T." Lena boxte mich freundschaftlich gegen die Schulter. „Wir haben uns halt schon länger nicht gesehen und da dachte ich..." - „Das ist echt super Tad!" fiel mir Raii ins Wort und setzte sich so gleich an den Tisch. Lena und ich taten es ihr gleich und ich beobachtete die beiden einen kurzen Augenblick. „Raii, sag mal, hast du da ein Piercing an der Lippe oder habe ich irgendeine Sehstörung?" - „Du siehst du schon richtig mein Lieber und das ist sogar echt!" Sie drehte den Ring, der sich im rechten Mundwinkel um ihre Lippe schloss, um die Echtheit unter Beweis zu stellen. „Haben Lena und ich uns gemeinschaftlich stechen lassen!" sagte sie stolz. „Nur, wo ist dann Lena's Ring?" - „Ich habe eine andere Lippenpartie gewählt..." Sie lachte und dadurch sah ich es an ihren oberen Schneidezähnen aufblitzen. „Aha aha, Lippenbändchen also. Sexy..." ich hob meine Augenbrauen an und lächelte sie verschmitzt an, woraufhin beide in lautes Lachen verfielen in welche ich sogleich mit einstieg. „Aber genug von uns, wie läuft es bei dir T? Was neues aus'm Club?" - „Und schon hast du das Thema angeschnitten, wollt ihr erst etwas essen, oder soll ich gleich erzählen." - „Tad, wir sind Frauen, wir sind des Multitasking mächtig." erwiderte mir der Rotschopf und nahm sich mit der Gabel ein Spiegelei aus der Pfanne. „Okay, dann Guten Appetit meine Hübschen." - „Werden wir haben, danke für den Aufwand." - „Gar nicht für! Aber ich erzähle mal lieber. Also wir haben jetzt so eine Art Praktikanten bei uns, also eigentlich nicht, aber er ist noch nicht fest angestellt. Er heißt Ardian Bora. Ganz toller Typ. Er hat Körpergefühl und so weiter, aber seine Bewegungen sind super steif und sehen aus wie bei einem Roboter. Ohne Witz, ich hätte gestern ausrasten können! Er kommt in den Club, denkt sich so: Ja ich klaue jetzt Taddl seine ach so wichtigen Auftritte, der kleine Wichser alter, der kann mich mal, der soll sich mal-" - „ Ey Tad, beruhig dich mal, nimm dir ein Stück Bacon, wie er sich schon wieder in Rage geredet hat, unglaublich." - „Tut mir ja leid, aber der Typ regt mich auf. Wegen dem kann ich nicht auftreten." - „So schlimm wird er doch wohl nicht sein. Hast du schon mal mit ihm auf Augenhöhe geredet?" Lena's Einwände immer, aber sie hatte Recht. Ich hatte noch nie mit ihm geredet, so ganz normal. Ich habe mich immer gleich mies gelaunt ihm gegenüber gestellt, aber eigentlich konnte er nichts dafür. Sab hatte mich ihm zugeteilt und das auch nur, weil sie der Meinung ist, dass ich ihm am meisten beibringen kann. „Nein habe ich noch nicht..." Sie grinste ein triumphierendes Lächeln und ich sah nur auf meine Hände, die über meinem Teller schwebten. „Erzähl mal was über den ach so blöden Ardian, dann können Lena und ich noch ein bisschen besser beurteilen, wie unpassend du dich verhalten hast und zwar von Anfang an." - „Man zieht mich noch mehr mit meinem Verhalten auf ist okay... Also er hat braune Haare und dazu so grau-grünliche Augen. Seine Gesichtszüge sind recht kantig, aber auch weich, ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll. Sein Körper ist gut gebaut, leichtes Sixpack, weniger als ich, aber schon recht ordentlich. Seine Haare fallen ihm immer unordentlich in die Stirn beim trainieren und er wirft sie dann so unbeholfen mit einer Kopfbewegung zurück und das sieht ziemlich süß aus. Er hat gutes Körpergefühl, hier und da ein bisschen Übungsbedarf, aber aus ihm kann echt ein guter Tänzer wer-", ich hörte die Mädchen kichern, hob meinen Blick von meinen Fingern und blickte in ihre Gesichter, die von einem Grinsen geziert waren, „Was ist denn?" Lena antwortete zuerst: „Ach nichts, T." Raii fuhr fort: „Wir finden es nur beide ziemlich süß, wie du von Ardian schwärmst, das ist alles." Warte, was? „Ich habe niemals von Ardy geschwärmt. Ich hasse den Kerl. Er hat mir meine Auftritte geklaut und nimmt mir kostbare Trainingszeit. Warum bitte sollte ich von ihm schwärmen?" Sie sahen sich kurz an und erhoben sich dann von den Stühlen. „Tad, weißt du, denk mal nicht so viel nach." Raii nickte mir schmunzelnd zu. „Wir müssen dann jetzt auch wieder los, danke für den Brunch. Wir müssen das wiederholen, wenn du nicht mehr so neben der Spur bist!" Lena war schon an der Garderobe im Flur angekommen. Meine besten Freundinnen zogen sich die Schuhe an und warfen ihre Jacken über, während ich immer noch perplex auf meinem Stuhl saß. „Wir sehen uns." - „Ja tschüss!" Ich hörte noch zwei Küsse, die mir durch die Luft geschickt wurden und anschließend nur noch die Haustür. Gedankenverloren begann ich schließlich auch zu essen. Raii's Hinweis, nicht so viel nachzudenken hat mich ziemlich aus dem Konzept gebracht. Nicht nachdenken sagt sich so leicht, führt letztendlich aber dazu, dass man noch mehr nachdenkt. Was habe ich in den letzten Minuten im Gespräch mit Lena und Raii gesagt?

Tj_BEASTBOY {slow updates}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt